Samstag, 20. Januar 2024

Der Prozess der Jeanne D´Arc


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Bresson

 Die Jungfrau von Orleans...

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1962 erhielt Robert Bressons dokumentarischer Film "Der Prozess der Jeanne d´Arc" gemeinsam mit "Liebe 1962" von Michelangelo Antonioni den Sonderpreis der Jury. Wie gewohnt ist Bresson seinem spröden Inszenierungsstil treu geblieben. Asketisch in Text und Bild hält er die Gerichtsverhandlung des Jahres 1431 fest.
Jeanne d`Arc wurde nur 19 Jahre alt und verbrannte auf dem Scheiterhaufen. Sie wurde jedoch eine französische Nationaheldin und wird in der römisch-katholischen Kirche als Jungfrau und Heilige verehrt.
Während des 100jährigen Krieges verhalf sie bei Orleans dem Dauphin und späteren König Karl VII zu einem Sieg gegen die Engländer und Bürgunder. Nach der Niederlage der Franzosen in der Schlacht von Compiegne wurde sie aber am 23. Mai 1430 gefangen genommen und später an die Engländer ausgeliefert. In einem kirchlichen Verfahren des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon (Jean Claude Furneau), der pro-englisch eingestellt war, wurde sie ungefähr ein Jahr später - am 30. Mai 1431 - auf dem Marktplatz von Rouen auf den Scheiterhaufen geführt. 24 Jahre später wurde das Urteil aufgehoben und Jeanne zur Märtyrin erklärt. Im Jahr 1909 wurde sie selig- und 1920 heiliggesprochen. Von französischen Soldaten der gegnerischen Partei vor Compiègne gefangen genommen und dann an die Engländer verkauft, ist Jeanne d’Arc (Florence Delay) mehrere Monate lang in einem Zimmer im Château de Rouen eingesperrt. Sie erscheint vor einem Tribunal, das fast ausschließlich aus Mitgliedern der Anglophilen Universität Paris besteht und unter dem Vorsitz von Bischof Cauchon steht.
Sie hatte keine Beerdigung und wir haben kein Porträt von ihr. Aber wir haben mehr als nur ein Porträt übrig: ihre Worte vor den Richtern von Rouen. Es sind authentische Texte, die Bresson verwendet hat. Für die letzten Momente griff er auf Aussagen und Zeugenaussagen aus dem Rehabilitationsprozess zurück, der 25 Jahre später stattfand.  Als der Film beginnt, ist Jeanne mehrere Monate lang in einem Raum im Château de Rouen eingesperrt. Vor Compiègne von französischen Soldaten der gegnerischen Partei erobert, wurde es zu einem hohen Preis an die Engländer verkauft Sie erscheint vor einem Tribunal, das fast ausschließlich aus Mitgliedern der Anglophilen Universität Paris besteht und dem Bischof Cauchon vorsteht.
Es wechseln im Film Szenen, in denen Jeanne d’Arc von Bischof Cauchon und anderen kirchlichen Würdenträgern befragt wird, mit solchen, in denen der Fortgang des Prozesses deutlich wird. Auch wenn der Film deutlich macht, dass die Repräsentanten Englands das Urteil von Anfang an vorgegeben haben – "sie muss verbrannt werden!“ –, widmet sich Bresson in den ausgewählten Protokolltexten fast ausschließlich dem Thema, dass die Kirche Jeanne d’Arc Ketzerei nachweisen will. Es wird angezweifelt, dass sie Jungfrau ist – es findet eine gynäkologische Untersuchung statt: „Die Untersuchung bewies ihre Reinheit.“ Man will sie zwingen, Frauenkleider zu tragen, nur dann dürfe sie an einer Messe teilnehmen – sie verweigert es. Die Bedingungen ihrer Haft werden verschärft, auch die Befragungen finden jetzt nicht mehr im Tribunalsaal, sondern in ihrer Kammer statt – Jeanne hält an ihrem Glauben fest. Als schon der Scheiterhaufen aufgebaut ist, wird sie ein letztes Mal gefragt: "Unterwerfen Sie sich der Kirche?“ Und jetzt, in ihrer Not, widerruft Jeanne.  Kaum zurück in ihrer Kammer, bereut sie es, die Stimmen der Heiligen, auf die sie sich immer berufen hatte, hätten wieder zu ihr gesprochen: "Es war ein Fehler abzuschwören.“ Jeanne wird aus ihrer Kammer geholt, zum Scheiterhaufen geführt, verbrannt...



Das Schicksal der Jungfrau von Orleans wurde schon vielfach verfilmt. Carl Theodor Dreyers Stummfilm "Die Passion der Jungfrau von Orleans" ist sicherlich die beeindruckendste von allen. Sehr populär war auch der Farbfilm "Johanna von Orleans" aus dem Jahr 1948 von Victor Fleming. Unter Otto Preminger spielte auch Jean Seberg diese historisch bedeutende Frauenfigur. Jacques Rivettes Version war mit über 300 Minuten äusserst monumental. Publikumsgerecht inszenierte Luc Besson und landete 1999 einen Kinohit.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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