Donnerstag, 17. Juli 2014

Unter Verdacht




Regie: Robert Siodmak

Die Morde des Philipp Marshall...

Dank Koch Media lassen sich nun endlich die Lücken von Robert Siodmaks Noirs schliessen. Nach "Zeuge gesucht" erschien nun mit "Unter Verdacht" ein weiterer äusserst interessanter Vertreter des Genres. Insgesamt drehte er zwischen 1943 und 1949 zehn Filme der schwarzen Serie, darunter die hervorragenden Meisterwerke "Die Wendeltreppe" und "Rächer der Unterwelt". Der Schauplatz ds Films ist aber nicht die Straße der Großstadt, sondern die Handlung spielt in London zur Zeit Jahrhundertwende und deshalb lassen sich auch Vergleiche zu George Cukors "Das Haus der Lady Alquist" oder "The Lodger" von John Brahm ziehen. Der Film erzählt die Geschichte von Philpp Marshall (Charles Laughton), der als Geschäftsführer in einem alteingesessenen Tabakwarenladen arbeitet. Ein sehr ruhiger Mann mit einer weichen, zarten Schale - was eigentlich zu seiner Erscheinung so gar nicht passen will.  Der dickliche, gutmütige Mann steht unter der Pantoffel seiner zänkischen Frau Cora (Rosalind Ivan), die sogar Sohn John (Dean Harens) aus dem Haus getrieben hat. In der Nachbarschaft pflegt er guten Kontakt zu der netten Mrs. Simmons (Molly Lamont), die allerdings mit einem Alkoholiker (Henry Daniel) verheiratet ist. Philipp nutzt die Gelegenheit von Johns Auszug und zieht vom ehelichen Schlafzimmer ins Zimmer des Sohnes. Philipp schluckt allerdings seinen Frust ständig in sich hinein, die Menschen in seiner Umgebung sehen ihn ihm ausschliesslich den gütigen Mr. Marshall. So geht er auch milde mit dem Lehrjungen Merridew (Raymond Severn) um,  der für saure Drops und den Bären vom Zirkus ein bisschen was von der Portoabrechnung abgezwackt hat. Dort bei der Arbeit lernt er auch die hübsche, junge Mary Grey (Ella Raines) kennen, die sich bei ihm um eine Stellung bewirbt. Leider muss er ihr absagen, aber nach Geschäftsschluß treffen sich die beiden noch einmal. Mary, auf der Parkbank weinend, rührt ihn und er verspricht ihr bei einem Essen sich bei einer anderen Firma für sie einzusetzen. Die beiden werden Freunde und die verwandten Seelen machen es möglich, dass mehr daraus wird. Als Philipp seiner Frau die Scheidung vorschlägt, lehnt diese entrüstet ab. Mehr noch: Cora spioniert ihm nach und findet heraus, dass der Ehemann ein Verhältnis hat...


Aus dieser Konstellation entwickelt Robert Siodmak eine Kriminalgeschichte, denn der ermittelnde Inspektor, gespielt von Stanley Rogers, ist ein hartnäckiger Beamter, der sich nicht mit der Unfallvariante zufrieden gibt. Der Film hat eine sehr gelungene Gothic-Atmosphäre und bietet mit Charles Laughton und Ella Raines sehr gute Schauspieler. Dabei gelingt es vor allem Laughton eine sehr ambivaltente Figur sichtbar zu machen. Der sanftmütige Mann hat eine sehr dunkle Seite, die dem Zuschauer nicht gezeigt wird. Er kann sie lediglich erahnen. So wird der erste Mord gar nicht gezeigt und der zweite nur sehr knapp geschildert. Er bemerkt aber in einem Dialog mit seiner Frau, dass sein Innenleben erschreckende Gedanken und Gefühle unterdrückt. So gesehen ist der Film auch wieder typisch für das Faible Siodmaks an der krankhaften Psyche seiner Figur. "Unter Verdacht" ist ein etwas unterschlagener, sehr gelungener Klassiker, der einen höheren Stellenwert auf jeden Fall mehr als verdient hätte.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Sonntag, 13. Juli 2014

Brief einer Unbekannten



Regie: Max Ophüls

Die Liebe der Lisa Berndl...

Was für ein wunderschöner leiser Liebesfilm, der zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Nach der Novelle "Brief einer Unbekannten" von Stefan Zweig drehte der deutsch-französische Filmemacher Max Ophüls den gleichnamigen Film im Jahr 1947. Es ist die Geschichte des ausserordentlich begabten Konzertpianisten Stefan Brand (Louis Jordan), der im Wien um 1900 lebt. Der junge Mann ist gutaussehend und smart und ist dementsprechend auch erfolgreich bei der Damenwelt. Als er zur Miete in das Haus der Eltern der 14jährigen Lisa Berndl (Joan Fontaine) zieht, fängt die Schwärmerei des jungen Mädchens für den Künstler an. Lisa romantisiert den Gentleman-Dandy, während dieser aber in seinen weiblichen Eroberungen fast gleichgültig nur verfügbare Objekte wahrnimmt. Dies alles hält der heimlichen großen Liebe der Lisa stand, wie der Brief offenbart, den Stefan heute Nacht in den Händen hält. Er will verschwinden, denn ein gehörnter Ehemann einer seiner "Damen" will sich im Morgengrauen mit ihm duellieren. Und "Ehre" will er sich nicht leisten, doch der Brief wird ihn in den nächsten Stunden fesseln, da er damit beginnt, dass die Briefeschreiberin ihren nahen Tod vorwegnimmt. Es ist der Brief dieser Unbekannten und deren Liebe zu Stefan, die bestehen bleibt trotz des Umzugs von Wien nach Linz. Dort macht man Lisa sogar einen Heiratsantrag, doch zwischen einer Beziehung mit einem jungen Mann steht immer noch der unerreichbare Stefan. Mit 18 verlässt sie ihr Elternhaus und zieht wieder nach Wien. Das Schicksal will es, dass sie Stefan wieder trifft. Er erkennt in der jungen Frau das Mädchen von früher nicht wieder. Die beiden beginnen eine Affäre. Lisa ist für kurze Zeit glücklich, da sie meint, dass die Gefühle gleich stark sind. Sind sie vielleicht auch, aber als er sie für 2 Wochen wegen eines Konzerts in Italien verlässt ist dies ein Abschied auf Dauer. Sie sieht ihn nicht wieder, ist aber schwanger. Sie heiratet den viel älteren Johann (Howard Freeman) und glaubt sich glücklich, auch 10 Jahre nach dem Abschied von Stefan. Leider kommt es noch einmal zu einer Begegnung, wo die Empfindungen von damals wieder spontan wach werden.


Max Ophüls Film ist ein Melodram, allerdings ist er von einer hinreissenden Schönheit und durch die tiefen Gefühle, die der Film behandelt, wehmütig und melancholisch. Er handelt auch von dem einen Augenblick der wahren Liebe und zeigt eindringlich die Illusion, denn zum großen Glück gehören zwei. Ophüls schafft eine Identifikation mit der Sehnsucht. Gleichzeitig ist auch ständig sichtbar, dass dir romantische Liebe ein Mythos ist.  Die Inszenierung hat einen hypnotischen Stil, fast scheint es ein Traum zu sein, der sich wiederholt...mit raffinierten Wechseln der Stimmungen und Standpunkte. Großartig ist der expressive Stil der Darsteller. Louis Jordan ist eine perfekte Besetzung und die 2013 im Alter von 96 Jahren verstorbene Joan Fontaine, Schwester von Olivia de Havilland,  glänzt in ihrer besten Rolle - noch vor "Rebecca".


Bewertung: 10 von 10 Punnkten.

Weihnachtsurlaub




















Regie: Robert Siodmak

Schwarze Weihnachten...

Robert Siodmaks 40er Jahre Thriller der schwarzen Serie setzen vor allem auf eine Figur, die eine krankhafte Psychologie aufweist und sich darüberhinaus noch eine obsessive Leidenschaft entwickelt. Seine Werke lassen den expressionistischen Stil erkennen. Seine besten Filme sind sicherlich "Rächer der Unterwelt" und "Die Wendeltreppe". Aber auch "Gewagtes Alibi" gilt als Meisterwerk. Auch die anderen Thriller aus der Zeit zwischen 1944 und 1948 sind äusserst sehenswert und auch "Zeuge gesucht", "Unter Verdacht", "Der Schwarze Spiegel" und "Schrei der Großstadt" gelten als gelungene Beispiele des Genres. Etwas untypisch ist dagegen "Weihnachtsurlaub", der 1944 entstand und als Rahmenhandlung den Weihnachtsurlaub des jungen Lieutenant Charles Mason (Dean Harens) anbietet. Charles will zu seiner Verlobten, die Hochzeit soll geplant werden. Doch kurz vor dem Abflug nach San Francisco erreicht ihn ein Telegramm, dass sein Mädchen einen Anderen geheiratet hat. Trotzdem entschließt er sich Mona zur Rede zu stellen. Doch der Flug muss aufgrund vom schlechten Wetter unterbrochen werden und die Fluggäste landen in New Orleans. Dort soll es an nächsten Tag weitergehen, aber durch eine Kneipenbekanntschaft wird erstmal das Etablissement „Maison Lafitte“besucht. Dort sind die hübschen Frauen den zahlenden Gästen unter Umständen auch sexuell gefällig. Er lernt dort die junge Sängerin Jackie Lamont (Deanna Durbin) kennen. Mit ihr besucht er die Mitternachtsmesse. Dort sieht er die Tränen der jungen Frau und nimmt sie später auch noch mit aufs Hotelzimmer. Die junge Frau erzählt ihm ihre Geschichte und in der Rückblende wird aus ihr Abigail Martin, eine Frau, die ihren Namen geändert hat, weil sie mit dem Mörder Robert Manette (Genr Kelly) verheiratet ist. In Rückblenden lernt sie ihre große Liebe kennen, der allerdings einen schwachen Charakter hat und der von seiner Mutter (Gale Sondergaard) dominiert wird...

In den 30er und 40er Jahren war Deanna Durbin eine der ganz großen Hollywood-Stars, ihre Beliebtheit war enorm groß. Heute ist sie etwas in Vergessenheit geraten. Es mag daran liegen, dass sie 1948 im Alter von 27 Jahren ihre Filmkarriere aufgab und genau wie die große Greta Garbo ihrem Schwur treu blieb und nie zurückkam. 1983 gab sie in einem Interview an, dass sie der einzige Hollywood Kinderstar war, die im späteren Leben glücklich wurde. Ausflüge ins dramatische Fach - wie hier mit dem Siodmak Thriller-Melodram - wurden von ihren Fans nicht besonders honoriert. Als die Filmangebote immer uninteressanter wurden, zog sie sich zurück. Sie wollte Qualität zeigen, die man ihr nicht anbot. Schade eigentlich, denn Deanna hat in "Weihnachtsurlaub" eine gute Präsenz und sie bietet in der Rolle als junge Frau mit Schicksal eine gute Leistung. Gale Sondergaard, unvergessen als Mrs. Hammond in "The Letter" spielt ebenfalls sehr gut. Dabei bezieht der Film Noir vor allem in der Beziehung der beiden Frauen - Gale spielt die Schwiegermutter - seinen psychologischen Reiz. Beide Frauen lieben den Mörder. Die eine als Mutter und die andere als seine liebende Frau, die trotz des Verbrechens ihre Empfindung nicht unterdrückt. Die Mutter hatte jedoch gehofft, dass die junge Frau das unmögliche schafft und aus dem Ich-Schwachen Ehemann einen starken Partner macht. Die Drehbuchautoren mussten den Roman von Somerset Maugham aufgrund der Einhaltung des Motion Picture Production Codes abschwächen, da die sexuellen Abweichungen und die fehlenden moralischen Werte den Zuschauern von damals nicht zugemutet werden sollten.


 Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Wege zum Ruhm




Regie: Stanley Kubrick

Zum Tode verurteilt...

Im Genre des Kriegsfilms ist für mich trotz der grandiosen Werke "Apocalypse Now", "Der schmale Grat" oder "Die durch die Hölle gehen" wahrscheinlich Stanley Kubricks 1957 entstandener "Wege des Ruhms" der intensivste und beste seiner Gattung. Selten wurde die Absurdität der Kriegsführung so wirkungsvoll in Szene gesetzt als in dieser Geschichte über das französische Armeeregiment 701 in den auswegslosen Grabenkämpfen des ersten Weltkriegs. Im Jahr 1915 zieht sich zwischen französischen und deutschen Truppen einen riesigen Schützengrabensystem, dass vom Ärmelkanal bis zur Schweizer Grenze reicht. Bodengewinn gibt es dabei kaum, aber hunderttausende von Soldaten verlieren dabei ihr Leben. Nun soll aber der Durchbruch erzwungen werden. General Broulard (Adolphe Menjou) macht seinem Brigadegeneral Mireau (George Macready) einen Überraschungsangriff schmackhaft, der den sogenannten Ameisenhügel erobern soll. Obwohl die Offensive als beinahe aussichtslos gilt und die Männer durch die zahlreichen Kämpfe zuvor in einem äusserst erschöpften und schlechten Zustand sind, willigt Mireau - wegen der Aussicht auf eine Beförderung - ein. Während einer Inspektion setzt er Colonel Dax (Kirk Douglas), den Befehlshaber des 701. Regiments von dem Himmelfahrtskommando in Kentniss und rechnet diesem vor, dass mehr als die Hälfte der Männer ihr Leben verlieren werden. Am nächsten Morgen nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Der Angriff scheitert auf ganzer Linie. Es kommt sogar soweit, dass aufgrund des starken Abwehrfeuers der Graben von den Soldaten gar nicht mehr verlassen werden kann. Dies ist für Mireau ein Akt der Feigheit und er befiehlt auf die eigenen Leute zu schießen, was allerdings verweigert wird. Wutentbrannt will Mireau ein Exempel an 100 Soldaten statuieren, die hingerichtet werden sollen - als Mahnmal für alle Feiglinge in der Armee. Dax kann diese Massenhinrichtung verhindern und es sollen nur drei Männer - stellvertretend für alle - angeklagt werden. Die Wahl fällt auf Caporal Paris (Ralph Meeker) und auf die Soldaten Arnaud (Joe Turkel) und Ferol (Timothy Carey). Die Hinrichtung ist wahrscheinlich, Dax übernimmt die Verteidung der Männer, doch der Schuldspruch ist schon gesprochen...

 Wie brisant das Thema war zeigte auch die Reaktion des Films zur Zeit seiner Entstehung. In Frankreich sah man in "Wege des Ruhms" als Angriff auf die Ehre der französischen Armee, der Film wurde dort bis 1975 nie gezeigt. Auch in der Schweiz wurde der Film erst in den 70er Jahren freigegeben. Das beweist wie sehr der Film an der Wahrheit wahr, aber die war unangenehm, weil sie so offen die hohen Männer des Militärs als machthungrig und zynisch oder aber als intriganten Strategen entlarvt. Die von Kubrik gewählten langen Kamerafahrten durch die Gräben verleihen dem Meisterwerk eine besonders bedrückende Intensität. Am Ende steht die Auswegslosigkeit, sondern Zorn und Wut. Der Film löst Emotionen aus, was Kubrick mit seiner kompromisslosen Subjektivität auch wollte. Es ist ein unbequemer Film, der am Ende noch einen bewegenden Epilog zeigt. Ein deutsches Mädchen (Susanne Christian, Kubricks spätere Frau) singt vor einer johlenden Soldatenmeute. "Es war einmal ein treuer Husar"

Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Der dritte Mann

























Regie: Carol Reed

Harry Lime...

"Der dritte Mann" entstand 1949 unter der Regie von Carol Reed und gilt als einer der besten Filme aller Zeiten. Und dies zurecht: Nicht nur die geniale Zithermusik von Anton Karas, die den ganzen Film untermalt brannte sich auf ewig ins Gedächtnis ein. Es sind auch die großartigen expressionistischen Kamerafahrten von Robert Krasker, die unvergessen sind. Am Ende steht die berühmte Verfolgungsjagd von einem der fiesesten Film-Bösewichte aller Zeiten in den Wiener Katakomben. Harry Lime...der Totgeglaubte, der im Dunkel einer Türe von seiner Katze entdeckt und der  eindrucksvoll durch den Schein einer Straßenlaterne getroffen wird und so auch für seinen besten Freund sichtbar wird. "Der dritte Mann" erzählt eine morbide Geschichte über eine zerstörte und morbide Welt nach dem 2. Weltkrieg aus einer zerbombten Millionenstadt. Dort im Nachkriegs-Wien herrschen die vier Siegermächte und die Stadt ist in vier Sektoren aufgeteilt. Es herrschen aber auch rücksichtslose Schwarzmarktschieber und dunkle Geschäftemacher. In diese Welt tritt der nichtsahnende Amerikaner Holly Martin (Joseph Cotten), der von seinem besten Freund Harry Lime (Orson Welles) nach Wien eingeladen wurde. Holly ist Schriftsteller von Wildwestromanen. Doch er kommt leider zu spät an. Sein Freund soll bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sein. Der Portier (Paul Hörbiger) war Zeuge, dass drei Männer den Schwerverletzten auf die andere Straßenseite geschleppt haben. Er sei sofort gestorben. Holly kommt gerade noch rechtzeitig zu Harrys Beerdigung und lernt dort auf dem Friedhof Anna Schmidt (Alida Valli), die Freundin seines verstorbenen Freundes kennen, aber auch die zwei Augenzeugen Baron Kurtz (Ernst Deutsch) und Popescu (Siegfried Breuer). Der britische Major Calloway (Trevor Howard) informiert Holly, dass sein Freund der mieseste Schieber von Wien war und mit gestohlenem gestreckten Penicillin Geschäfte gemacht hat. Holly glaubt diese Anschuldigungen nicht, er recherchiert auf eigene Faust und nimmt Kontakt zu Dr. Winkel (Erich Ponto) auf, der den Tod bestätigte...


 Orson Welles Auftritt in "Der dritte Mann" dauert eigentlich nur 5 Minuten, aber es sind Momente für die Ewigkeit. Berühmt wurde auch sein "Kuckucksuhr" Dialog in einer Gondel des Riesenrads im Prater. Es ist auch einer dieser seltenen Glücksfälle des Films, dass ein Film so nahe und intensiv dran ist an seiner Zeit und seinem Ort. Für mich gibts da Ähnlichkeiten zu Fritz Langs düsterem Thriller "M - eine Stadt sucht einen Mörder", der auch das Kunststück schafft seine Zeit einzufangen. "Der dritte Mann" wurde Carol Reeds erfolgreichster Film, allerdings konnte er erst einige Jahre später - 1969 - für seine Regiearbeit im Musical "Oliver" einen Oscar-Triumph verbuchen. Unbedingt empfehlenswert sind auch Carol Reeds etwas weniger bekannte, aber qualitativ ebenbürtige Arbeiten "Ausgestoßen" und "Der Verdammte der Inseln".



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Faustrecht der Prärie



Regie: John Ford

Die Legende um Wyatt Earp...

Die Schießerei am O.K.Corral ist ein berühmtes Feuergefecht im damaligen Arizona-Territorium. Der Vorfall diente als Vorbild zahlreicher Western Filme und ist darüberhinaus auch sinnbildlich für den Kampf zwischen Gesetzeshüter und Bandit. Die Schießerei wurde am 26. Oktober 1881 in Tombstone, Arizona ausgetragen. Die Gegner hießen Marshall Wyatt Earp (Henry Fonda), sein Bruder Morgan (Ward Bond) und sein Freund Doc Holliday (Victor Mature) auf der Seite der Guten, die sich den Machenschaften von Newman Haynes Clanton (Walter Brennan) und dessen Söhnen in den Weg stellten. Dabei ist "Faustrecht der Prärie" (Original" My Darling Clementine") nicht unbedingt historisch genau. Allerdings hat John Ford immer behauptet, er hätte Wyatt Earp kurz vor dessen Tod in den 20er Jahren selbst kennengelernt und hätte sich inhaltlich an die Erzählung des berühmten US-Marshalls aus Dodge City und Tombstone gehalten. In der Anfangssequenz sieht man Wyatt Earp als friedlichen Viehzüchter, der mit seinen drei Brüdern Morgan, Virgil (Tim Holt) und James (Don Garner) eine Vieh-Herde nach Kalifornien bringen will. Sie machen Rast und erfahren von dem Rancher Clanton, dass in der Nähe die Stadt Tombstone liegt. Dort soll viel los sein. Die drei älteren Brüder reiten in die Stadt, der 18jährige James soll auf die Herde aufpassen. Tombstone selbst entpuppt sich als wilde Stadt. Wyatt kann einen schießwütigen, randalierenden Indianer stoppen und bekommt das Angebot Sheriff zu werden. Er lehnt ab. Als sie zur Herde zurückreiten, finden sie nur noch den toten James. Die Tiere sind verschwunden. So bleibt Wyatt doch in der Stadt und sorgt für Gesetz und Ordnung. Er lernt in dem TBC kranken Arzt, Spieler und Revolverhelden Doc Holliday einen guten Freund kennen. Dieser ist mit der Bardame Chihuahu (Linda Darnell) liiert. Er bekommt aber Besuch von seiner Exverlobten Clementine Carter (Cathy Downs), die ihn lange gesucht hat....


"Faustrecht der Prärie" ist ein sehr guter 40er Jahre Western und zählt natürlich zu den ganz großen Klassikern des Genres. Eine der schönsten Szenen steht am Ende des Films, als Wyatt Earp sich von Clementine verabschiedet. Hier entfaltet sich einmal mehr John Fords poetische Stärke, auch wenn der Meisterregisseur gerne ein anderes Ende gehabt hätte. Er wollte nicht, dass Wyatt fortreiten muss. Schön und wehmütig ist es aber trotzdem und in den beiden Figuren Wyatt Earp und Doc Holliday sind nicht nur Freunde, sondern auch "Gegenspieler", wenn man deren mentale Ausrichtung vergleicht. Earp ist der Optimist. In einer der bekanntesten Szenen des Edelwesterns sitzt er auf der Veranda und scheint über alles erhaben zu sein. Anders Holliday, der dem Film einen gewissen Pessimismus verpasst. Er ist ein bitterer Held.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Sein oder Nichtsein

















Regie: Ernst Lubitsch

 Adolf Hitler in Warschau...

Ernst Lubitsch 1942 enstandene Antinazi-Screwball Komödie ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Dabei gelang dem Regisseur eine wilde Mischung aus romantischer Komödie, politischer Satire und grellem Theaterfilm. Wir befinden uns im Warschau des Jahres 1939. Es herrscht noch Frieden in Europa, aber die Menschen in Warschaus Straßen trauen ihren Augen kaum: Auf der Straße läuft seelenruhig der deutsche Diktator Adolf Hitler. Aber schnell gibt es Entwarnung, denn ein kleines Mädchen bittet den Hitler Darsteller Bronski (Tom Dugan) um ein Autogramm. Die Schauspieler des Theaters proben für eine antifaschistische Komödie, in der auch der Führer eine Rolle hat. Da aber am Vorabend des 2. Weltkriegs die polnische Regierung nicht in einen Konflikt mit Deutschland geraten möchte, wird das Stück per Gesetz vom Spielplan entfernt. Stattdessen gibts wieder einmal "Hamlet" mit Joseph Tura (Jack Benny) in der Titelrolle. Während seines Monologs kommt es aber erstmalig zu einer Störung. Ein junger Fliegerleutnant (Robert Stack) steht genau in diesem Moment aus dem Zuschauerraum auf und geht hinaus, was der große Mime natürlich als miese Respektlosigkeit seiner erhabenen Schauspielkunst wertet. Was er nicht weiß ist, dass Frau Maria Tura (Carole Lombard), ebenso berühmt wie ihr Mann - oder noch berühmter - den jungen Soldaten in ihrer Garderobe empfängt. Fliegerleutnant Stanislaw Sobinski schwärmt für die schöne Schauspielerin und bestürmt siemit seiner jungen, ungestümen Liebe. Doch für Maria ist das nur ein Flirt, der junge Mann will aber mehr..vor allem, dass sich seine Angebetete von ihrem Mann trennt. Dazu kommt es nicht, denn die Nachricht von Hitlers Überfall auf Polen kommt im selben Augenblick. Der junge Offizier fliegt nach London, von wo aus er asl Bomberpilot für die Befreiung Polens kämpfen will. Doch es gibt einen fiesen Nazispion, dieser Professor Siletsky (Stanley Ridges) sammelt die Adressen von Angehörigen und Freunden von allen in England stationierten polnischen Flieger auf, er gibt vor in geheimer Mission nach Polen zu reisen und dort Grüße auszurichten. In Wirklichkeit hat er mit diesem Adressmaterial auch wichtige Namen der polnischen Undergrundkampfes bekommen. Sobinski wird beauftragt nach Warschau zu fliegen und gegen Siletsky zu arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das Theaterensemble in den Fall hineingezogen. Turas Gruppe ist bald gezwungen, eine verwegene Maskerade zu spielen. Denn das Leben einiger Menschen steht auf dem Spiel. Siletsky soll sich mit dem Gestapochef Ehrhardt (Sig Ruman) treffen, um die Liste mit den Namen weiterzugeben. Um dies zu verhindern, muss das Ensemble sich was einfallen lassen und sie steigen in die Rollen der deutschen Besatzer. In dem Moment, wenn die Verwechslungskomödie ihren Höhepunkt erreicht hat, wird auch das Spiel auf Leben und Tod eindringlich sichtbar...


Ernst Lubitsch hat 3 Jahre zuvor mit "Ninotschka" eine Persiflage auf den Kommunismus gemacht, hier gelang es ihm in überwältigender Weise die Nazis durch Lächerlichkeit zu töten. Entstehen konnte der Film wohl nur, weil man damals in den USA die ganze grausige Wirklichekit noch nicht kannte. Aber es spricht für diesen begnadeten Regisseur, dass sein Film auch in Kentniss dieser Wirklichkeit funktioniert und einmal mehr bleibt dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken. Damals war die bitterböse Komödie extrem brisant, in einem Brief an die New York Times schrieb Lubitsch verteidigend "Die Zuschauer lachen in dem Film nicht , weil sie die Bedrohung durch die Deutschen unterschätzen, sondern weil es ihnen gefällt, wie ich die Nazi Ideologie lächerlich mache". Ein zeitloser Klassiker und einer der besten Filme aller zeiten. Der Regisseur hat ein perfektes Timing zwischen Dramatik und Witz. Dieser verrückte Film ist wie seine Darsteller verkleidet. Er ist ein als Farce getarntes, aberwitziges Drama.


Bewertung: 10 von 10 Punkten

Die Mumie

























Regie: Karl Freund

Imhotep...

Lange bevor Stephen Sommers im Jahr 1999 eine originelle Neuverfilmung von "Die Mumie" drehte, glänzte bereits der große Boris Karloff in der Rolle des Hohepriesters Imhotep, der von Toten aufersteht. Für mich ist diese Uraltfassung aus dem Jahr 1932 immer noch der beste Mumienfilm. Auch wenn ich die vier Hammer Verfilmungen aus dem Jahren 1959 bis 1971 sehr mag, vor allem "Die Rache der Pharaonen", der mit tollen Farbfotografien und den Ikonen Peter Cushing und Christopher Lee begeistert. In der Universal Verfilmung von Produzent Carl Laemmle jr. dominiert vor allem der expressionistischen Stil des deutschen Regisseurs Karl Freund. Der Filmemacher war vor allem als Kameramann in der Stummfilmzeit populär, seine Arbeiten zu "Der Golem, wie er die Welt sah" und "Metropolis" zählen zu den besten Arbeiten des Stummfilms. In Hollywood konnte er schnell Fuß fassen und war vor allem ein geschätzter Kameramann in  Tod Brownings "Dracula". Es folgten "Das siebte Kreuz", "Die Kameliendame", "Maria Walewska", "Blüten im Staub", "Tote schlafen fest" und "Die gute Erde" für den er auch den Oscar erhielt. "Die Mumie" ist seine einzigste Regiearbeit, die zum Klassiker wurde.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1921 als eine Gruppe von Archäologen unter der Führung von Sir Joseph Whemple (David Manners) das Grab des Hohepriesters Imhotep freilegt. Dieser wurde 3700 Jahre zuvor für irgendein schweres Vergehen zu ewiger Verdamnis verurteilt, das Todesurteil über ihn verhängt, indem er lebendig mumifizerit wurde. Im Grab befindet sich auch die legendäre Schriftrolle des Lebens, mit dem Isis Osiris von den Toten erweckt haben soll. Dr. Muller (Edward van Sloan) mahnt den Archäologen die Schriftrolle nicht zu übersetzen, da dies mit einem Flucht belegt ist. Der junge Assistent von Sir Whemple hält sich aber nicht an diese Warnung. Als dieser sich heimlich an die Übersetzung der Rolle macht und dabei einige Passagen laut lies, erweckt er die Mumie zu neuem Leben. Als er sieht wie sich der Tote bewegt verliert er bei diesem Anblick sofort den Verstand. Zehn Jahre später ist eine neue Expedition von Archäologen bei Ausgrabungen. Die Männer waren nicht sehr erfolgreich, aber als der geheimnisvolle Ardath Bey (Boris Karloff) auftaucht, gibt dieser entscheidende Hinweise auf die Entdeckung der Grabkammer Anck-es-en Amon. Der Fund wird spektakulär gefeiert. Als Ardath Bey durch Zufall die junge Helen Grosvenor kennenlernt, glaubt er in ihr die Wiedergeburt seiner damals großen verbotenen Liebe Anck-es-en Amon entdeckt zu haben...


 Der Film dauert zwar nur 73 Minuten, ist aber aufgrund seines visuellen Stils und der eindrucksvollen Performance von Boris Karloff zum Klassiker geworden. Er gehört zu den größten Horrorfilmen der 30er Jahre. Wie bereits "Dracula" und "Frankenstein" erhielt auch "Die Mumie" die bekannte "Schwanensee" Untermalung am Anfang. 


Bewertung: 9 von 10 Punkten.