Die Liebe der Lisa Berndl...
Was für ein wunderschöner leiser Liebesfilm, der zu meinen
Lieblingsfilmen gehört. Nach der Novelle "Brief einer Unbekannten" von
Stefan Zweig drehte der deutsch-französische Filmemacher Max Ophüls den
gleichnamigen Film im Jahr 1947. Es ist die Geschichte des
ausserordentlich begabten Konzertpianisten Stefan Brand (Louis Jordan),
der im Wien um 1900 lebt. Der junge Mann ist gutaussehend und smart und
ist dementsprechend auch erfolgreich bei der Damenwelt. Als er zur Miete
in das Haus der Eltern der 14jährigen Lisa Berndl (Joan Fontaine)
zieht, fängt die Schwärmerei des jungen Mädchens für den Künstler an.
Lisa romantisiert den Gentleman-Dandy, während dieser aber in seinen
weiblichen Eroberungen fast gleichgültig nur verfügbare Objekte
wahrnimmt. Dies alles hält der heimlichen großen Liebe der Lisa stand,
wie der Brief offenbart, den Stefan heute Nacht in den Händen hält. Er
will verschwinden, denn ein gehörnter Ehemann einer seiner "Damen" will
sich im Morgengrauen mit ihm duellieren. Und "Ehre" will er sich nicht
leisten, doch der Brief wird ihn in den nächsten Stunden fesseln, da er
damit beginnt, dass die Briefeschreiberin ihren nahen Tod vorwegnimmt.
Es ist der Brief dieser Unbekannten und deren Liebe zu Stefan, die
bestehen bleibt trotz des Umzugs von Wien nach Linz. Dort macht man Lisa
sogar einen Heiratsantrag, doch zwischen einer Beziehung mit einem
jungen Mann steht immer noch der unerreichbare Stefan. Mit 18 verlässt
sie ihr Elternhaus und zieht wieder nach Wien. Das Schicksal will es,
dass sie Stefan wieder trifft. Er erkennt in der jungen Frau das Mädchen
von früher nicht wieder. Die beiden beginnen eine Affäre. Lisa ist für
kurze Zeit glücklich, da sie meint, dass die Gefühle gleich stark sind.
Sind sie vielleicht auch, aber als er sie für 2 Wochen wegen eines
Konzerts in Italien verlässt ist dies ein Abschied auf Dauer. Sie sieht
ihn nicht wieder, ist aber schwanger. Sie heiratet den viel älteren
Johann (Howard Freeman) und glaubt sich glücklich, auch 10 Jahre nach
dem Abschied von Stefan. Leider kommt es noch einmal zu einer Begegnung,
wo die Empfindungen von damals wieder spontan wach werden.
Max
Ophüls Film ist ein Melodram, allerdings ist er von einer hinreissenden
Schönheit und durch die tiefen Gefühle, die der Film behandelt,
wehmütig und melancholisch. Er handelt auch von dem einen Augenblick der
wahren Liebe und zeigt eindringlich die Illusion, denn zum großen Glück
gehören zwei. Ophüls schafft eine Identifikation mit der Sehnsucht.
Gleichzeitig ist auch ständig sichtbar, dass dir romantische Liebe ein
Mythos ist. Die Inszenierung hat einen hypnotischen Stil, fast scheint
es ein Traum zu sein, der sich wiederholt...mit raffinierten Wechseln
der Stimmungen und Standpunkte. Großartig ist der expressive Stil der
Darsteller. Louis Jordan ist eine perfekte Besetzung und die 2013 im
Alter von 96 Jahren verstorbene Joan Fontaine, Schwester von Olivia de
Havilland, glänzt in ihrer besten Rolle - noch vor "Rebecca".
Bewertung: 10 von 10 Punnkten.
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