Regie: Alfred Vohrer
Jung und auf der schiefen Bahn....
Traue niemals deinem Lehrer...diese Erfahrung muss der Primaner
Fabian König (Christian Wolff) machen als er auf dessen Segen und Wunsch
einige verwahrloste Hunde aus der Obhut eines fiesen Besitzers befreien
will. Die nächtliche Tierschutzaktion wird entdeckt und die
herbeigerufene Polizei nimmt den jungen Mann fest, der nun verdächtigt
bei einem Einbruchsdelikt gestört worden zu sein. Ausgerechnet dieser
Lehrer will aber nichts mehr von dieser gemeinsamen Sache wissen und so
fliegt er von der Schule. Nun gilt er als jugendlicher Aussenseiter. Die
Mutter (Alice Treff) ist echt besorgt um die Zukunft ihres Sohnes, der
Vater (Richard Münch), ein äusserst autoritärer und kaltherziger Oberst
a.D. faselt was von Ehre und äusserst die Enttäuschung darüber, dass
Fabian nie Soldat werden wollte. Es kommt zum Streit zwischen der
Kriegs- und Nachkriegsgeneration. In der Folgezeit hängt Fabian mit
seinen Freunden Günther "Bimbo" Steppke (Claus Wilcke), Joachin "Teddy"
von Eikelberg (Wolfgang Koch), Jürgen Richter (Jörg Holmer) und Viola
von Eikelberg (Corny Collins) rum. Sie verbringen einen spannenden Abend
auf der Reeperbahn und machen allerlei Dummheiten, kleine Diebstähle
und Schlägereien inbegriffen. Mit Viola, die in ihn verliebt ist,
freundet er sich immer mehr an. Trotz junger Liebe....Der Pfad, der auf
die schiefe Bahn führt, ist scheinbar angelegt. Besonders Fabian findet
Gefallen am Image des blutjungen Gangsters und verkehrt bald mit Ganoven
wie Horst Bregula (Walter Clemens). Der wohnt bei seiner Freundin Erna
Kallies (Erica Beer). In deren Wohnung lernt Fabian die schüchterne Ulla
Anders (Heidi Brühl) kennen, in die er sich sofort verknallt. Auch bei
ihr ist es Liebe auf den ersten Blick, sie verbringen einige schöne Tage
am Strand von Sylt. Sie weiß allerdings nichts von den kriminellen
Aktivitäten ihres Fabian, der sich immer mehr in den verbrecherischen
Sumpf begibt und mit seinen Kumpels inzwischen große echte Einbrüche am
Laufen hat. Ulla gibt ihm den Laufpass, als sie von seinem Doppelleben
als Gangster erfährt. Eines Tages ist Horst Bregulla tot. Unter Verdacht
steht sofort Fabian, der in einem Gerichtsverfahren zu 5 Jahren Haft
wegen Totschlags verurteilt wird. Im Knast trifft er auf den
verständnisvollen Gerichtsarzt Dr. Knittel (Peter van Eyck)...
Der
1986 verstorbene Alfred Vohrer ist inzwischen - nicht erst durch den
Ritterschlag von Quentin Tarantino - zum echten Kultregisseur
aufgestiegen. Seine Filme sind auch ein Spiegelbild deutscher
Kinozeitgeschichte, auch wenn er bereits ab 1976 vornehmlich fürs
Fernsehen mit Serien wie "Derrick", "Der Alte", "Das Traumschiff" oder
"Die Schwarzwaldklinik" tätig war. Sein Regiedebüt gab er 1958 mit dem
Halbstarkenfilm "Schmutziger Engel" - es folgte mit "Verbrechen nach dem
Schulschluß" ein weiterer kolportagenhafter Film aus diesem Genre.
Danach prägte er maßgeblich die erfolgreiche Edgar Wallace Reihe mit und
schuf Meisterwerke wie "Die toten Augen von London" oder "Der Zinker".
Er verfilmte auch 3 Karl May Bücher, nachdem diese in den deutschen
Kinos ihren Siegeszug antraten. In den progressiveren Zeiten der 70er
drehte er die besten Simmel-Verfilmungen und machte "Und Jimmy ging zum
Regenborgen" oder "Der Stoff, aus dem die Träume sind", er verfilmte
Konsalik und beendete seine Kinolaufbahn mit dem Versuch in den 70ern
die Heimatfilme wieder zu etablieren. Doch "Der Edelweißkönig" oder "Das
Schweigen im Walde" wurden von der Kritik schlecht bewertet. Dies war
auch immer mal wieder sein Problem, so auch mit diesem Nachahmer der
erfolgreichen deutschen Jugendfilme "Die Halbstarken" oder "Berlin Ecke
Schönhauser". Natürlich kann man einiges kritisieren. Der Abstieg vom
tierschützenden Musterschüler zum brutalen Gangsterjüngelchen gestaltet
sich rasant, ohne Zwischentöne und ohne Tiefgang. Es wirkt kaum
glaubwürdig. Auch Christian Wolff könnte man als krasse Fehlbesetzung
halten, denn er wirkt als skrupelloser Gangsterboss viel zu brav und
anständig. Dennoch....man kann diese gegen den Strich besetzte Rolle
auch erfrischend anders und wenig klischeebesetzt, weil ungewöhnlich,
ansehen. Christian Wolff war damals ein sehr begehrter Kinostar und war
vor allem ein Idol der Jugend. 1959 bekam er einen Bronze Otto der
Jugendzeitschrift "Bravo".
Der Film selbst ist eine sehr
unterhaltsame, trashige Variante seines Vorbilds "Die Halbstarken" von
Georg Tressler und bietet viel Zeitgeist, Hamburger 50er Jahre
Impressionen und gut aufgelegte Jungstars. Sehr gut passt da auch
hinein, dass Christian Wolff gleich zwei Freundinnen hat, die ihn haben
wollen. Die sehr anständige und zärtliche Heidi Brühl, aber auch "The
Bitch"... der laszive Vamp, sehr markant gespielt von Corny Collins. Die
durfte dann später in "Am Tag als der Regen kam" wieder die Gute sein.
Im richtigen Leben war sie auch mit Christian Wolff verheiratet.
Hervorragend ist auch die nostalgische, hysterische Krimimusik von Ernst
Simon, die bestes 50s und 60s Flair vermittelt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.