Freitag, 19. Juni 2015

Am Tag, als der Regen kam


























Regie: Gerd Oswald

 Mitglied der Panther Gang...

"Am Tag, als der Regen kam" heißt das populäre Lied von Dalida, das bekanntlich im Jahr 1960 ein Nr. 1 Hit in Deutschland wurde und Gerd Oswalds Film als Titelsong diente. Oswald emigrierte als 19jähriger im Jahr 1938 in die USA und machte in Hollywood Karriere. Er wählte den Umweg vom Darsteller zum Regisseur. Bekannt wurden seine Filme wie "Die blonde Venus" mit Anita Ekberg, "Falsches Geld und echte Kurven" mit Bob Hope, aber auch Krimis wie "Das war Mord mr. Doyle" mit der großartigen Barbara Stanwyck. Sein bester US-Thriller ist vielleicht der Noir-Farbfilm "Kuß vor dem Tode" mit einem fiesen Robert Wagner als Mörder seiner Freundin. "Am Tag, als der Regen kam" war seine erste Arbeit im Nachkriegsdeustchland. Obwohl der Film - anders als sein Song - sehr stark im Vergessenheit geraten ist, lohnt sich das atmosphärische Schwarz-Weiß Jugenddrama, auch wenn Gert Fröbe als Alkoholiker und Filmvater von Mario Adorf "Overacting" betreibt und er somit nicht an seine vielen starken Vorstellungen in anderen deutschen Filmklassikern herankommt.
Erzählt wird die Geschichte einer Jugendgang in Berlin. Die Mitglieder lauern in der Nacht auf Opfer. Ein Herr mit Limousine (Arno Paulsen) ist der nächste, der beraubt werden soll. Zu diesem Zwecke locken ihn die an der Straße stehenden Anhalterinnen (u.a. Elke Sommer) zum Anhalten. Natürlich springt er darauf an und nimmt die beiden Mädels mit (von denen sich Elke Sommers Freundin als Kerl entpuppt) und wird bald erkennen, dass ihm zwei Motorräder folgen. Er wird ausgeraubt und auf der Straße stehen gelassen. Die Polizei, die sehr schnell am Tatort ist, verbucht einen weiteren Fall in Sachen Jugendkriminalität. Heimlicher Drahtzieher und Boss der Gang ist Werner Maurer (Mario Adorf), der seine Jungs (u.a. Claus Wilcke, Gert Günter Hoffmann, Claus Jacobi) mit harter Hand zu führen weiß. Einer davon - Robert (Christian Wolff) - will aber aussteigen und ein bürgerliches Leben aufbauen. Unterstützt wird er von seiner Freundin Inge (Corny Collins) und auch von dem jungen Kriminalassistenten Thiel (Horst Naumann), der ahnt, dass Robert etwas weiß über die vielen Überfälle und auch als Mittäter in Frage kommen könnte. Er unterstützt den Jungen darin alles offenzulegen und sich durch ein Geständnis zu befreien. Doch so einfach ist das nicht. Vor allem weil Robert von Werner ständig unter Druck gesetzt wird. Am Ende kommt es zur größten Katastrophe...


 und der Film entfaltet da auch seine größte Dramatik. Die aus heutiger Sicht geschichtsträchtigen Bilder des stark beschädigten Reichtagsgebäudes dienen der Jugendbande im Film als eine Art Rückzugsort. Nur wenige Meter entfernt der damals noch offene Grenzübergang am Brandenburger Tor, er symbolsiert auch eine gewisse Unsicherheit der noch jungen BRD. Genau wie in den US-Vorbildern "Saat der Gewalt" oder "denn sie wissen nicht, was sie tun" waren auch die Themen bei den heimischen Verwandten angelegt. Was mit "Die Halbstarken" oder "Berlin Ecke Schönhauser" begann, wurde erfolgreich mit "Die Frühreifen", "Verbrechen nach Schulschluß" und "Am Tag, als der Regen kam" fortgesetzt und in den Jahren 1956 bis 1959 war diese Thematik in den Kinos ein echter Boom. Möglicherweise deuten gerade diese Filme in eine neue Zeit. Das Kino der Väter stirbt, es lebe das Kino der nächsten Generation. Die Jugend ist sexuell viel aufgeschlossener, lungern als Mitglieder von Motorradbanden in Nachtbars herum und beginnen das bürgerliche Milieu zu hinterfragen. In den USA hatte dieser Part James Dean als unverstandener Rebell. In Deutschland hatte diese Rolle vor allem der junge hübsche Horst Buchholz inne, wenn er nicht dabei war, dann fiel seine Rolle oft dem jungen Christian Wolff zu, dem damals trotz gutem Talent nie der ganz große Durchbruch gelang. Dies sollte ihm erst später als TV-Star der Serien "Forsthaus Falkenau" oder "Der Bergdoktor" gelingen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen