Regie: Georg Tressler
Totentanz auf dem Ozean...
Der amerikanische Seemann Philip Gale (Horst Buchholz) verbringt
die Nacht an Land im Amüsierviertel von Antwerpen. Am nächsten Tag
bemerkt er, dass ihm seine Eroberung alles Geld gestohlen hat und auch
die Papiere sind weg. Am Hafen angekommen, setzt sich sein Pech fort:
Sein Schiff, die S.S. Tuscaloosa ist bereits vor dem vereinbarten
Zeitpunkt ausgelaufen.
Ohne die erforderliche
Seemannskarte stehen die Chancen sehr schlecht für eine neue Heue. Gale
wird von der belgische Polizei abgeschoben und illegal über die Grenze
nach Holland gebracht. Dort schlägt er sich per Anhalter in Richtung
Marseille durch. Sehr oft gestaltet sich die Reise als anstrengender
Fußweg, ganz nach dem Motto "Immer den Schienen nach". Auf seiner Reise
lernt er die hübsche Mylene (Elke Sommer) kennen, die bei ihrer Mutter
ganz nah an den Gleisen wohnt und dort bleibt er - sehr verliebt - eine
Nacht hängen. Doch am anderen Morgen gehts weiter auf Wanderschaft in
Richtung Küste und kommt irgendwann in Marseille an. Dort - so heißt es -
ist es auch für Seeleute ohne gültige Papiere möglich - Arbeit zu
finden. Sein Ziel ist es, von dort zurück in seine Heimat nach Amerika
zu gelangen. Und tatsächlich findet er eine Heuer als Heizer auf derm
Schiff "Yorikke" - mit Zielhafen Boston. Doch die Freude über eine
baldige Rückkehr in die Staaten dauert nicht lange an. Die
Versprechungen des 1. Ingenieurs Dils (Werner Buttler) sind
Schwindeleien. Bevor Boston angelaufen wird, steht eine Route nach
Griechenland an. Das kann Monate dauern - auf einem heruntergekommenen
Schiff, mit wenig Lohn, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und
mangelhafter Verpflegung. Doch bald gewöhnt sich Philip an den rauen
Umgangston seiner Kameraden Martin (Helmut Schmid) oder Paul (Günter
Meisner) Mit dem grobschlächtigen Heizer Stanislaw Lawski (Mario Adorf)
freundet er sich sogar etwas an. Von ihm erfährt er schließlich die
düsteren Zukunftsaussichten des Schiffes. Die Yorikke sei ein
Totenschiff mit dem Zweck demnächst gezielt zu sinden, da die wertlose
Ware an Bord hochversichert ist...
Georg Tresslers 1959
inszenierter Film "Das Totenschiff" entstand nach dem Roman "Das
Totenschiff - die Geschichte eines amerikanischen Seemanns" von B.
Traven, der 1926 erschien. Zwei Themenstränge ergänzen sich zum
Totenschiff als Bild vom untergehenden Spätkapitalismus: die
Verdinglichung des Menschen zum Schatten seiner Pässe und
Berechtigungsnachweise. Der lebenslange Emigrant Traven schuf wenige
Jahre vor der geistigen Ausblutung Deutschlands und dem großen
bürokratischen Völkermord ein Sinnbild der Opfer des Faschismus. Der
zweite Themenstrang sind die unverändert aktuellen Profit-Praktiken der
kapitalistischen Seefahrt.
Dicht und beklemmend
wirkt die Geschichte eines Staatenlosen, dessen einziges
Identitätsdokument, seine Seemannskarte, verloren gegangen ist und so
macht der junge Held die Erfahrung ohne Papiere durch alle Maschen
anerkannter gesellschaftlicher Zugehörigkeit zu fallen. Nur für einen
Moment lang - in einer wunderschön inszenierten Liebesromanze mit Elke
Sommer - scheint etwas Hoffnung zu entstehen, doch Philip Gate weiß,
dass er als Seemann die See und nicht den Hafen bevorzugt.
Als
Philip Gale kann der junge Horst Buchholz sein großes Talent beweisen.
Er gibt der Figur des jungen, unangepassten Abenteurers sehr viel
Glaubwürdigkeit. Lobenswert auch die atmosphärisch dichten Kamerabilder
von Heinz Pehlke, die den Film zu einem der besten deutschen Genrefilme
der 50er Jahre machten.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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