Freitag, 19. Juni 2015

Dr. Crippen an Bord

























Regie: Erich Engels

Täter oder unschuldiges Opfer ?

"Dr. Crippen an Bord" ist ein 1942 entstandener deutscher Kriminalfilm von Erich Engels, der sich am realen Kriminalfall des Dr. Harvey Crippen aus dem Jahr 1910 orientiert. Engels verlegte die Handlung allerdings ins Jahr 1928. Dort ist Cora Crippen (Anja Elkoff) eine gefeierte Trapezkünstlerin, doch ein Unfall beendet ihre schillernde Karriere. Cora ist mit dem 14 Jahre älteren Arzt Dr. Frank Crippen (Rudolf Fernau) verheiratet, der beobachten kann, dass sich andere Männer wie der Maler Arnoldi (Rolf Weih) oder der Verwandlungskünstler Prof. Morrison (O.E. Hasse) um seine Gattin buhlen. Trost findet Crippen bei seiner Sekretärin Lucie Talbott (Gertrud Meyen), die schon lange ein Auge auf ihren Chef geworfen hat. Nach den Auftritten seiner Frau gibt Crippen sehr oft am Abend noch eine Gesellschaft, bei der auch die Vereher der Gemahlin zugegen sind. An einem dieser Abende ist Cora verschwunden, nachdem ihr Mann ihr noch einen Cocktail reichte, nachdem der letzte Gast schon gegangen war.  Verwundert über ihr Verschwinden ist Crippen nicht, er berichtet seinen Bekannten, dass seine Frau ihn wohl wegen einem Geliebten verlassen hat und ein Schiff nach Braslien genommen haben muss. Tatsächlich wird wenige Monate später in Brasilien in einer Zeitung eine Todesanzeige mit Cora Crippens Name veröffentlicht. Arnoldi wird immer skeptischer und schaltet auch die Polizei ein. Betraut mit dem mysteriösen Fall wird Oberinspektor Düwell (Rene Deltgen) und Inspektor Michels (Walter Lieck). Die finden - nachdem sie den Garten von Crippen umgraben - Leichenteile, die zersägt wurden. Die Künstlerin wurde aber vorher vergiftet, so das Ergebnis der Gerichtsmedizin. Als Düwell Dr. Crippen wegen Mordverdacht verhaften lassen will, ist dieser aber verschwunden. Crippen hat sich - als Pastor verkleidet - mit seiner Geliebten Lucie in Richtung Südamerika abesetzt. Beide befinden sich auf dem Überseedampfer "Montrose" in Richtung Venezuela. Lucie gibt sich als Sohn des Pastors aus. Der Schiffssteward Pettersen (Heinz Schorlemmer) ist da aber sehr skeptisch und ausserdem will er im Pastor den gesuchten Crippen erkennen. Er informiert Kapitän Kendall (Max Gülstorff), der Schotland Yard verständigt, indem er den Funkspruch "Dr. Crippen an Bord" tätigt. Tatsächlich kann das Schiff noch in letzter Sekunde gestoppt werden, ehe es die Dreimeilen-Zone Venezuelas erreicht. Der Verdächtige wird verhaftet und in Europa beginnt der Prozess, bei dem der clevere Anwalt (Paul Dahlke) eine ganz neue, überraschende Variante präsentiert...

Der Film war zu seiner Entstehungszeit ein guter Erfolg, er spielte seine Produktionskosten von 1,1 Millionen Reichsmark sehr schnell ein und machte 2,2 Millionen Reichsmark an der Kasse. In den 50er Jahren kam es zum erfolgreichen Wiedereinsatz und daraus resultierte sogar mit "Dr. Crippen lebt" eine fiktive Fortsetzung. Rudolf Fernau spielt den Arzt sehr gut und kann den Dämon hinter der bürgerlichen Fassade in einigen Szenen sehr greifbar machen. Es ist aber schade, dass Engels nicht den Mut hatte den Kriminalfilm mit expressionisten Elementen zu veredeln. Stattdessen dominiert in manchen Szenen leider auch der übliche UFA-Operettenstil und auch die Verkleidung von Lucie zum attraktiven, aber etwas femininen Jüngling gestalten die Macher in einer nicht sonderlich geschickt gewählten frivolen Machart.
Trotz dieser Schwächen hat "Dr. Crippen an Bord" aber auch starke Momente, vor allem wegen der sehr gut gewählten Darsteller. Rudolf Fernau ist wie gesagt in seiner Rolle großarrtig und blieb in Erinnerung, aber auch Rene Deltgen als sein Gegenspieler zeigt Charisma. In einer interessanten Nebenrolle taucht O.E. Hasse auf, der ein paar gute Szenen bekommen hat. Ebenso gefällt Max Gülstorff als Kaptän, der ganz schlecht Witze erzählen kann, dafür aber die besten Lacher kassiert.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

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