Regie: Erich Engels
Täter oder unschuldiges Opfer ?
"Dr. Crippen an Bord" ist ein 1942
entstandener deutscher Kriminalfilm von Erich Engels, der sich am realen
Kriminalfall des Dr. Harvey Crippen aus dem Jahr 1910 orientiert.
Engels verlegte die Handlung allerdings ins Jahr 1928. Dort ist Cora
Crippen (Anja Elkoff) eine gefeierte Trapezkünstlerin, doch ein Unfall
beendet ihre schillernde Karriere. Cora ist mit dem 14 Jahre älteren
Arzt Dr. Frank Crippen (Rudolf Fernau) verheiratet, der beobachten kann,
dass sich andere Männer wie der Maler Arnoldi (Rolf Weih) oder der
Verwandlungskünstler Prof. Morrison (O.E. Hasse) um seine Gattin buhlen.
Trost findet Crippen bei seiner Sekretärin Lucie Talbott (Gertrud
Meyen), die schon lange ein Auge auf ihren Chef geworfen hat. Nach den
Auftritten seiner Frau gibt Crippen sehr oft am Abend noch eine
Gesellschaft, bei der auch die Vereher der Gemahlin zugegen sind. An
einem dieser Abende ist Cora verschwunden, nachdem ihr Mann ihr noch
einen Cocktail reichte, nachdem der letzte Gast schon gegangen war.
Verwundert über ihr Verschwinden ist Crippen nicht, er berichtet seinen
Bekannten, dass seine Frau ihn wohl wegen einem Geliebten verlassen hat
und ein Schiff nach Braslien genommen haben muss. Tatsächlich wird
wenige Monate später in Brasilien in einer Zeitung eine Todesanzeige mit
Cora Crippens Name veröffentlicht. Arnoldi wird immer skeptischer und
schaltet auch die Polizei ein. Betraut mit dem mysteriösen Fall wird
Oberinspektor Düwell (Rene Deltgen) und Inspektor Michels (Walter
Lieck). Die finden - nachdem sie den Garten von Crippen umgraben -
Leichenteile, die zersägt wurden. Die Künstlerin wurde aber vorher
vergiftet, so das Ergebnis der Gerichtsmedizin. Als Düwell Dr. Crippen
wegen Mordverdacht verhaften lassen will, ist dieser aber verschwunden.
Crippen hat sich - als Pastor verkleidet - mit seiner Geliebten Lucie in
Richtung Südamerika abesetzt. Beide befinden sich auf dem
Überseedampfer "Montrose" in Richtung Venezuela. Lucie gibt sich als
Sohn des Pastors aus. Der Schiffssteward Pettersen (Heinz Schorlemmer)
ist da aber sehr skeptisch und ausserdem will er im Pastor den gesuchten
Crippen erkennen. Er informiert Kapitän Kendall (Max Gülstorff), der
Schotland Yard verständigt, indem er den Funkspruch "Dr. Crippen an
Bord" tätigt. Tatsächlich kann das Schiff noch in letzter Sekunde
gestoppt werden, ehe es die Dreimeilen-Zone Venezuelas erreicht. Der
Verdächtige wird verhaftet und in Europa beginnt der Prozess, bei dem
der clevere Anwalt (Paul Dahlke) eine ganz neue, überraschende Variante
präsentiert...
Der Film war zu
seiner Entstehungszeit ein guter Erfolg, er spielte seine
Produktionskosten von 1,1 Millionen Reichsmark sehr schnell ein und
machte 2,2 Millionen Reichsmark an der Kasse. In den 50er Jahren kam es
zum erfolgreichen Wiedereinsatz und daraus resultierte sogar mit "Dr.
Crippen lebt" eine fiktive Fortsetzung. Rudolf Fernau spielt den Arzt
sehr gut und kann den Dämon hinter der bürgerlichen Fassade in einigen
Szenen sehr greifbar machen. Es ist aber schade, dass Engels nicht den
Mut hatte den Kriminalfilm mit expressionisten Elementen zu veredeln.
Stattdessen dominiert in manchen Szenen leider auch der übliche
UFA-Operettenstil und auch die Verkleidung von Lucie zum attraktiven,
aber etwas femininen Jüngling gestalten die Macher in einer nicht
sonderlich geschickt gewählten frivolen Machart.
Trotz dieser
Schwächen hat "Dr. Crippen an Bord" aber auch starke Momente, vor allem
wegen der sehr gut gewählten Darsteller. Rudolf Fernau ist wie gesagt in
seiner Rolle großarrtig und blieb in Erinnerung, aber auch Rene Deltgen
als sein Gegenspieler zeigt Charisma. In einer interessanten Nebenrolle
taucht O.E. Hasse auf, der ein paar gute Szenen bekommen hat. Ebenso
gefällt Max Gülstorff als Kaptän, der ganz schlecht Witze erzählen kann,
dafür aber die besten Lacher kassiert.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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