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Freitag, 29. März 2024

und sowas nennt sich Leben


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Geza von Radvanyi

Böses Mädchen...

Der 1960 entstandene Kolportagefilm"Und sowas nennt sich Leben" von Geza von Radvanyi ist ein Nachzügler der Teenagerfilmwelle, die ab Mitte der 50er Jahre sehr gute Erfolge im Kino verbuchen konnte. Mit "denn sie wissen nicht, was sie tun" schuf Nicholas Ray den populärsten Beitrag in diesem Genre. Diese 1955 inszenierte Rebellion eines Teenager wurde zum Kultfilm einer ganzen Generation und machte den Hauptdarsteller James Dean zum großen Leinwandidol. Auch "Saat der Gewalt" von Richard Brooks oder "Die jungen Wilden" von John Frankenheimer verbuchten  sehr gute Umsätze. Es war die Ära des RocknRoll und auch andere Länder sprangen auf diesen Trend. In Deutschland war Georg Tresslers "Die Halbstarken", den mehr als 2 Millionen Deutsche im Kino sahen. Es folgten weitere Filme von Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn geraten: "Die Frühreifen" von Josef von Baky, "Verbrechen nach Schulschluß" von Alfred Vohrer, "Am Tag, als der Regen kam" von Gerd Owald, "Anders als Du und ich" von Veit Harlan. "Und sowas nennt sich Leben" kam immerhin auf eine Zuschauerzahl von mehr als einer halben Million und zeigt Karin Baal, die sich bereits in "Die Halbstarken" einen Namen machte als böses, bösen manipulatives Mädchen. Ihre filmfigur heißt Irene Dirks und Abend für Abend die Tanzbar "Rabennest", dort spielt eine Band aufregenden Jazz, die Jungs und Mädchen zum Tanzen anregt. Es ist die Kultkneipe aller Halbstarken. Es ist aber auch ein gefährliches Pflaster für eine orientierungslose Jugend, die anders sein möchte als ihre Eltern, die vom Wirtschaftswunder profitieren. Irgendwo geraten diese Youngsters immer wieder in eine Sackgasse und finden den Ausweg nicht. Irene ist in den Augen ihres Vaters immer noch Vaters Liebling, das kleine Mädchen, mit dem er am Sonntag immer den Zoologischen Garten besucht hat. Die Mutter lebt nicht mehr und Irene war schon für sich selbst überlassen. Sie besucht eine Dolmetscherschule. Am Abend ist allerdings ihr Verschleiß an Männerbekanntschaften ausserordentlich hoch. Sie hat bereits mit allen Jungs der Jazzband bereits eine Affäre, auch mit dem Barbesitzer Mario (Claus Wilke). Im Moment steht sie auf den starken Bob (Karl Otto Alberty), der sich gerne schlägert. Mit dem eher sensiblen und zurückhaltenden Musikstudent Martin Berger (Michael Hinz) spielt sie nur. Martin ist verliebt in Irene, doch sie nutzt ihn nur aus. Martins Vater (Wolfgang Luschky) sieht in seinem Sohn einen Versager, Rückhalt bekommt der Junge nur von seiner Mutter (Heli Finkenzeller). Der Vater ist strikt gegen die Schwärmerei seines Jungen und besucht das Mädchen mit der Ansage, dass sie die Finger von seinem naiven Jungen lassen soll. Doch er erliegt den Verführungskünsten der Frühreifen, Martin weiß von diesem One Night Stand natürlich nichts. Dann wird Irene schwanger. Wer der Vater ist, lässt sich nicht herausstellen - vermutlich ist es Bob, der sich der Verantwortung entzieht. Dann besucht sie Martins Vater und will Geld von ihm, weil sie behauptet, dass das ungeborene Kind nur von ihm sein kann. Auch er gibt ihr eine Abfuhr. So bleibt nur noch Martin -Um nicht in Verruf zu geraten, umgarnt sie ihn und heuchelt ihm Liebe vor. Es kommt zur Katastrophe...





Der Schluß ist vielleicht nicht ganz geglückt, obwohl es sicherlich schlechtere Varianten gegeben hat als diese zwar wahrscheinliche Katastrophe, aber doch offene Finale. Natürlich steckt der große erhobene Zeigefinger in der Geschichte und die Moralvorstellungen dieser Zeit werden offengelegt. Elke Sommer wurde für eine tragende Nebenrolle engagiert und vor allem Karin Baal überzeugt als manipulative Verführerin.







Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 22. Dezember 2023

Onkel Toms Hütte


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Geza von Radvany

Sklaven...

 Die deutsche Filmlandschaft in den 60er Jahren war sehr kommerziell orientiert, innovativ und wagemutig. Viele der Produktionen waren auch fürs internationale Publikum konzipiert. Es entstanden Erfolgsreihen wie die Verfilmungen der Bücher von Edgar Wallace und Karl May. Daraus entstanden brauchbare Genrefilme. Man dachte groß und so ist es kaum verwunderlich, dass man in dieser Zeit auf die Idee kam das Abenteuer "Die Nibelungen" neu zu verfilmen. Dieses von Harald Reinl inszenierte Remake war ein Kinohit und lockte mehr als 3 Millionen Zuschauer ins Kino. Auch "Onkel Toms Hütte", die Verfilmung des Romans von Harriet Beecher-Stowe, der zur Weltliteratur gehört, gehörte zu den ambitionierten Kinoprojekten dieser Zeit. Der Farbfilm aus dem Jahr 1965 war eine deutsch-italienisch-jugoslawische Produktion, der von dem Ungar Geza von Radvany inszeniert wurde. Die Uraufführung des starbesetzten Farbfilms fand am 14. April 1965 in München statt. Mit 1,112 Millionen Zuschauern blieb der Film aber hinter den Erwartungen zurück. Er ist auch nur bedingt gelungen, trotz der attraktiven Besetzung mit O.W. Fischer, Thomas Fritsch, Mylene Demongeot, Eleonora Rossi-Drago, Herbert Lom, Juliette Greco, John Kitzmiller und Eartha Kitt (die allerdings nur im Abspann zu sehen ist und den Song "Old Old Mississippi" singt. Diese Romanverfilmung wurde erstmalig 1927 in den USA fürs Kino adapiert, danach gab es keine Kinoverfilmung des erfolgreichen Buches mehr. Der Film ist angereichert mit sehr vielen Gospelsongs und Spirituals, der Eindruck wird damit erweckt, dass die Sklaven alles sangesfroh und gottesfürchtig agieren. Es wird leider viel zu oft das Gut-Böse Schema vorgetragen. Entweder neben den Sklaven einige fortschrittliche und liberale Menschen, die sich gegen den Rassismus und gegen die Ausbeutung einer ganzen Volksgruppe auflehnen und auf der anderen Seite die bösen Sklavenhalter. Nur selten wird dieses Schema im Film durchbrochen. So beispielsweise als der Sklavenhändler Simon Legree, gespielt von dem Briten Herbert Lom, dem Plantagenbesitzer Shelby (Charly Fawcett) vorwirft zwar gegen Rassismus und Sklaverei zu sein, aber selbst Sklaven zu besitzen. Diese Sklaven werden jedoch so gut behandelt, dass sie die Plantage als Heimat sehen, trotz Zwangsarbeit. Der betagte Sklave Tom (John Kitzmiller) ist herzensgut und wird von allen nur "Onkel Tom" genannt. Da sein Herr und Besitzer Shelby Geldprobleme hat, muss er wohl oder übel Legree 10 seiner Sklaven verkaufen. Dabei hat es Legree auf die schwarze Eliza (Catana Cayetano) abgesehen. Er begehrt die Frau des Sklaven Harris (Harold Bradley) und bestimmt, dass Eliza eine seiner 10 Einkäufe sein muss. Sie kann fliehen und ebenso ihr Mann Harris, der nach Kanada flüchtet, um dort Eliza und beider kleinen Sohn irgendwann freizukaufen. Onkel Tom gehört mit zu den 10 Sklaven, die in den Besitz von Legree übergehen. Auf der Überfahrt des Mississippi lernt Onkel Tom die Kleine blutkranke Evangelina St. Clair (Gertraud Jesserer) kennen, die mit ihrem Vater, einem Südstaatengentleman (O.W. Fischer) unterwegs ist. Das Mädchen freundet sich mit Onkel Tom an und bittet ihren Vater, dass er Onkel Tom kauft. Doch das bleibt nicht die letzte Station des Mannes. Legree hat in der Zwischenzeit ein Auge auf Cassy (Olive Moorefield) geworfen, Schwester von Harris und Schwägerin von der verschwundenen Eliza. Sie ist sein Eigentum und er macht sie zu seiner Geliebten...






Natürlich sind bei einem solch ehrgeizigen Filmprojekt die Maßstäbe auch besonders hoch. Kameramann Heinz Hölscher wurde sogar für seine Leistung mit dem Filmband in Gold ausgzeichnet. Auch die Szenenbilder und Bauten von Willy Schatz und die Kostüme von Herbert Ploberger haben internationales Format. Es gibt auch einige Szenen, die es schaffen die Dramaturgie insgesamt mit Spannung voranzutreiben. Leider bleiben die meisten Figuren irgendwie farblos und vieles bleibt irgendwie blutleer und künstlich. So sind die Szenen zwischen O.W. Fischer, Eleonore Rossi Drago und Mylene Demongeot eher langweilig. Die Dramatik dieser Konstellation zwischen Ehemann, Ehefrau und Geliebten bleibt seltsam ausdruckslos und wenig emotional. Herbert Lom macht als Bösewicht eine gute Figur. Auch die schauspielerische Leistung von Olvie Moorefield bleibt im Gedächtnis. Viele Szenen sind aber zu sentimental, um den Zuschauer echt zu packen.







Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.