Regie: Geza von Radvanyi
Böses Mädchen...
Der 1960 entstandene Kolportagefilm"Und sowas nennt sich Leben" von Geza von Radvanyi ist ein Nachzügler der Teenagerfilmwelle, die ab Mitte der 50er Jahre sehr gute Erfolge im Kino verbuchen konnte. Mit "denn sie wissen nicht, was sie tun" schuf Nicholas Ray den populärsten Beitrag in diesem Genre. Diese 1955 inszenierte Rebellion eines Teenager wurde zum Kultfilm einer ganzen Generation und machte den Hauptdarsteller James Dean zum großen Leinwandidol. Auch "Saat der Gewalt" von Richard Brooks oder "Die jungen Wilden" von John Frankenheimer verbuchten sehr gute Umsätze. Es war die Ära des RocknRoll und auch andere Länder sprangen auf diesen Trend. In Deutschland war Georg Tresslers "Die Halbstarken", den mehr als 2 Millionen Deutsche im Kino sahen. Es folgten weitere Filme von Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn geraten: "Die Frühreifen" von Josef von Baky, "Verbrechen nach Schulschluß" von Alfred Vohrer, "Am Tag, als der Regen kam" von Gerd Owald, "Anders als Du und ich" von Veit Harlan. "Und sowas nennt sich Leben" kam immerhin auf eine Zuschauerzahl von mehr als einer halben Million und zeigt Karin Baal, die sich bereits in "Die Halbstarken" einen Namen machte als böses, bösen manipulatives Mädchen. Ihre filmfigur heißt Irene Dirks und Abend für Abend die Tanzbar "Rabennest", dort spielt eine Band aufregenden Jazz, die Jungs und Mädchen zum Tanzen anregt. Es ist die Kultkneipe aller Halbstarken. Es ist aber auch ein gefährliches Pflaster für eine orientierungslose Jugend, die anders sein möchte als ihre Eltern, die vom Wirtschaftswunder profitieren. Irgendwo geraten diese Youngsters immer wieder in eine Sackgasse und finden den Ausweg nicht. Irene ist in den Augen ihres Vaters immer noch Vaters Liebling, das kleine Mädchen, mit dem er am Sonntag immer den Zoologischen Garten besucht hat. Die Mutter lebt nicht mehr und Irene war schon für sich selbst überlassen. Sie besucht eine Dolmetscherschule. Am Abend ist allerdings ihr Verschleiß an Männerbekanntschaften ausserordentlich hoch. Sie hat bereits mit allen Jungs der Jazzband bereits eine Affäre, auch mit dem Barbesitzer Mario (Claus Wilke). Im Moment steht sie auf den starken Bob (Karl Otto Alberty), der sich gerne schlägert. Mit dem eher sensiblen und zurückhaltenden Musikstudent Martin Berger (Michael Hinz) spielt sie nur. Martin ist verliebt in Irene, doch sie nutzt ihn nur aus. Martins Vater (Wolfgang Luschky) sieht in seinem Sohn einen Versager, Rückhalt bekommt der Junge nur von seiner Mutter (Heli Finkenzeller). Der Vater ist strikt gegen die Schwärmerei seines Jungen und besucht das Mädchen mit der Ansage, dass sie die Finger von seinem naiven Jungen lassen soll. Doch er erliegt den Verführungskünsten der Frühreifen, Martin weiß von diesem One Night Stand natürlich nichts. Dann wird Irene schwanger. Wer der Vater ist, lässt sich nicht herausstellen - vermutlich ist es Bob, der sich der Verantwortung entzieht. Dann besucht sie Martins Vater und will Geld von ihm, weil sie behauptet, dass das ungeborene Kind nur von ihm sein kann. Auch er gibt ihr eine Abfuhr. So bleibt nur noch Martin -Um nicht in Verruf zu geraten, umgarnt sie ihn und heuchelt ihm Liebe vor. Es kommt zur Katastrophe...
Der Schluß ist vielleicht nicht ganz geglückt, obwohl es sicherlich schlechtere Varianten gegeben hat als diese zwar wahrscheinliche Katastrophe, aber doch offene Finale. Natürlich steckt der große erhobene Zeigefinger in der Geschichte und die Moralvorstellungen dieser Zeit werden offengelegt. Elke Sommer wurde für eine tragende Nebenrolle engagiert und vor allem Karin Baal überzeugt als manipulative Verführerin.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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