Regie: Robert Rossen
Eine Insel in Westindien...
Für eine Oscarnominierung reichte es bei Robert Rossens damals sehr gewagten "Island in the Sun" (Deutscher Titel: Heiße Erde) nicht. Doch nicht nur der gleichnamige Titelsong des Films, gesungen von Harry Belafonte, wurde ein riesiger Welthit. Auch der Film selbst war ein echter Blockbuster. In Deutschland lockte der Film 4,2 Millionen Besucher in die Kinos, er war damit der zweiterfolgreichste US-Film des Kinojahres 1957 nach "Der Engel mit den blutigen Flügeln" von Douglas Sirk. In den USA lag er am Jahresende auf Platz 6 der erfolgreichsten Filme, in Großbritannien auf Platz 8. Das Gesellschaftsdrama war aufgrund des Themas sehr umstritten zu seiner Zeit. Denn viel mehr als um die Rassenkonflikte auf einer fiktiven Insel, die von einer britischen Elite und ehemaligen farbigen Sklaven bewohnt wird, geht es in "Island in the Sun" in Farbe und Cinemascope um die erotischen Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe. Produzent Darry F. Zanuck wollte diesen Film aber auf jeden Fall machen und am Ende gab ihm der große Erfolg recht. Aber ohne Widerstand kam er nicht zustande. Vor allem die Hauptdarstellerin Joan Fontaine, die sich im Film in Harry Belafonte verliebt, bekam Hasspost und auch der Ku-Klux Klan drohte der mutigen Schauspielerin, so dass sie sich dafür entschied diese bösen Briefe dem FBI zu übergeben. In den Kinos der Südstaaten hatte der Film anfängliche Schwierigkeiten, da kein Kinobesitzer den brisanten Film zeigen wollte. In Memphis, Tennessee wurde er sogar voerboten, da er eine zu freimütige Darstellung der Rassenmischung sei, die gegen die Moral verstoße. Der Film handelt von Rassenbeziehungen - gesellschaftlich wie geschlechtlich - auf der fiktiven Insel Santa Marta. Barbados und Grenada wurden als Drehorte für den Film ausgewählt, der auf dem Roman von Alec Waugh aus dem Jahr 1955 basiert. In einem Frühjahr in den 1950er Jahren stehen die komplexen Beziehungen von vier Paaren schwarzer, weißer und gemischter Abstammung im Widerspruch zur ausgeprägten sozialen Ungleichheit, die die herrschende britische Elite und die von Sklaven abstammende einheimische Bevölkerung einer kleinen westindischen Insel trennt. Maxwell Fleury (James Mason) ist der Sohn eines weißen Plantagenbesitzers, der unter Minderwertigkeitskomplexen leidet und voreilige Entscheidungen trifft, um seinen Wert zu beweisen. Er wird von der Eifersucht gegen seine Frau Sylvia (Patricia Owens) geplagt, weil er glaubt, dass sie ihn betrügt und ist neidisch auf seine jüngere Schwester Jocelyn (Joan Collins), die von dem gutaussehenden jungen Euan Templeton (Stephen Boyd), der gerade erst nach Oxford gekommen ist, umworben wird. Sein Vater, Lord Templeton (Ronald Squire) ist Gouverneur der Insel. David Boyeur (Harry Belafonte), ein ehrgeiziger und selbstbewusster junger schwarzer Gewerkschaftsführer, der sich zu einem mächtigen Politiker entwickeln könnte, wird von Templeton diplomatisch umworben, wird jedoch von einigen als Bedrohung für die weiße herrschende Klasse angesehen. Mavis Norman (Joan Fontaine), die Witwe des verstorbenen älteren Spross der Fleury-Plantage entwickelt ein romantisches Interesse an David, das sowohl zu Anziehung als auch zu Spannungen zwischen den beiden führt. Denis Archer (John Justin), Adjutant des Gouverneurs und angehender Romanautor, ist von Margot Seaton (Dorothy Dandridge) fasziniert, einer Schönheit gemischter Abstammung, die ihre Position im Leben durch harte Arbeit verbessern möchte. Er verliebt sich in sie und verschafft ihr einen Job als Sekretärin im Büro des Gouverneurs. Maxwell ist in seiner Ehe unsicher und baut seine Identitätsverwechslung zu der Obsession aus, dass seine Frau eine Affäre mit Hilary Carson (Michael Rennie) hat, einem attraktiven und alleinstehenden ehemaligen Kriegshelden. Während eines Streits erwürgt er Carson und versucht dann, es wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen. Colonel Whittingham (John Williams), der zurückhaltende Polizeichef, untersucht das Verbrechen als Mord. Bald beginnt er, Maxwell aufschlussreiche Hinweise aus Dostojewskis „Schuld und Sühne“ zu geben. Euan verliebt sich schwer in Jocelyn, die seinen Heiratsantrag aufschiebt, um sicherzugehen, dass "alles in Ordnung ist“. Maxwell beschließt, für die Legislative zu kandidieren um den Aufstieg und den Machteinfluss von David Boyeur zu verhindern. Ein zu Besuch kommender amerikanischer Journalist, Bradshaw (Hartley Power), schreibt ein Exposé, aus dem hervorgeht, dass Maxwells Großmutter väterlicherseits teilweise schwarz war, was von Fleury, dem Senior, irgendwann resigniert bestätigt wird. Bei einer Wahlkampfveranstaltung nimmt Maxwell zunächst öffentlich seine neu entdeckte gemischtrassige Identität an, wird jedoch von einer von David angestachelten schwarzen Menge verhöhnt, die seine Versöhnungsgesten ablehnt. Gedemütigt prangert er dann sein schwarzes Erbe an und beleidigt alle dort. Jocelyn erfährt, dass sie von Euan schwanger ist, möchte ihn jedoch nicht mit einem Kind gemischter Abstammung belasten, da ihm ein Titel und ein Sitz im House of Lords bevorsteht. Um dieses Hindernis für die Ehe und das Glück ihrer Tochter zu beseitigen, enthüllt ihre Mutter ihr, dass Julian Fleury nicht ihr Vater, sondern ein völlig weißer Engländer war, was das Ergebnis einer heimlichen Affäre war. Maxwell erkennt, dass er von Whittingham in die Enge getrieben wurde. Als gebrochener Mann versucht er, den Willen zum Selbstmord aufzubringen, scheitert jedoch. Er ist sich seines Schicksals bewusst und arrangiert die Übergabe an die Polizei. Jocelyn und Euan heirateten, dann bestiegen sie ein Flugzeug nach England, gefolgt von den ebenfalls frisch verheirateten Margot und Denis über die Gangway zu ihrem eigenen neuen gemeinsamen Leben dort. Mavis drängt darauf, mit David ernst zu werden, aber er lehnt ihre Annäherungsversuche ab und behauptet, er müsse innerhalb seiner eigenen Rasse bleiben, um von seinem Volk akzeptiert zu werden. Reumütig nimmt sie seine Zurückweisung an und lässt ihn bei ihrem Rendezvous am Strand alleine zurück. David muss ohne die Frau, die er liebt, im schwindenden Licht der Dämmerung zurück in die Stadt gehen....
Der Film schwankt zwischen Meldram, Krimi und Rassenproblematik hin- un her und wirkt manchmal wie eine opulente Seifenoper in einer prächtigen Kulisse. Die Bilder sind hervorragend, was bei einem Kameraprofi wie Freddie Young (Oscar für Doktor Schiwago, Ryans Tochter und Lawrence von Arabien) nicht überrascht. Da die Geschichte nicht einen oder zwei Hauptfiguren sondern 14 wichtige Protagonisten aufweist ist es schwer zu sagen wer der Wichtigste von Ihnen ist. Vielleicht geben ja die zahlreichen Proteste wegen des möglichen Liebespaares Joan Fontaine und Harry Belafonte die Antwort auf diese Frage. Auch wenn James Mason wie gewohnt eine starke schauspielerische Leistung abliefert. Auch das Wiedersehen mit John Williams, der meistens als Kommissar oder Anwalt in Nebenrollen (Bei Anruf Mord, Mitternachtsspitzen, Zeugin der Anklage) eingesetzt wurde, ist erfreulich.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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