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Donnerstag, 18. November 2021

Zwischen gestern und morgen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Harald Braun

Damals, 1938....

Harald Brauns Drama "Zwischen Gestern und Morgen" entstand 1947 und gehört zu den s.g. Trümmerfilmen. Knapp 3 Millionen Zuschauer wollten den Film im Kino sehen und diese Zuschauer hatten sehr hohe Erwartungen. Und im Urteil war man zumindest uneinig. Einige Kritiker bemängelten, dass die Krimihandlung um einen Schmuckdiebstahl später durch eine "Dramaturgie der Mißverständnisse" aufgelöst wird, was reichlich konstruiert daherkam. Aus heutiger Sicht wirken die Filmbilder (Kameramann war Günther Anders) wie viele andere deutsche Filme dieser Zeit beinahe wie reines Dokumentarmaterial, denn der Drehort fand auch hier auf der Straße statt und die Spuren des Krieges und der Tyrannei sieht man noch in den zerbombten Häusern. Auch Münchens Stadtbild gleicht einer Ruine. Es fährt ein Zug von Basel ein, dort steigt der Maler, Zeichner und Karikaturist Michael Rott (Viktor de Kowa) aus. Es sind Jahre vergangen seit dem letzten Aufenthalt in seiner Heimat Deutschland. Damals, im Jahr 1938, musste er Hals über Kopf ins Ausland fliehen, denn er stand kurz davor von der Gestapo verhaftet zu werden.
Er läuft zum Regina Palast Hotel, wo er damals ein Zimmer bewohnte und von wo er auch fliehen musste. Doch sein Erscheinen quittiert man mit offener Ablehnung. Vor allem Hotelier Rolf Ebeling (Viktor Staal) macht aus seiner Abneigung gegen den Heimkehrer keinen Hehl. Viele Jahre war Rott im Exil in der Schweiz und kurz vor seiner Flucht lernte er im Hotel seine große Liebe des Lebens kennen. Aber er musste Anette Rodenwald (Winnie Markus) verlassen, ohne ihr Auf Wiedersehen zu sagen. In dieser Nacht geschah im Hotel noch viel mehr. Die Jüdin Nelly Dreyfuß (Sibylle Schmitz), Exfrau von Schauspieler Alexander Corty (Willy Birgel) trifft sich dort heimlich mit ihm. Die Ehe musste annuliert werden. Nur so konnte Corty seine Karriere als Schauspieler in Nazi-Deutschland fortsetzen. Frau Dreyfuß hat auch ihren Schmuck dabei, den sie ihrem Mann schenken will. Auch Nazi Funktionär Trunk (Otto Wernicke) ist unter den Gästen. Er ist es, der schließlich für die Verhaftung von Rott sorgen möchte und dieser Trunk wundert sich auch die Jüdin unter den Gästen zu sehen. Es wird in dieser Nacht zur Katastrophe kommen....



Dies alles erzählt der Film in einer dramatischen Rückblende, die an manchen Stellen etwas übertrieben wirkt. Es ist vor allem Hildegard Knef als die junge Kellnerin Kat, die tagsüber in den Ruinen nach brauchbaren Dingen für den Schwarzmarkt sucht, die den Film aufwertet. Brauns Film ist zwar nicht so überzeugend wie Staudtes Meisterwerk "Die Mörder sind unter uns", der sicherlich zu den 20 großen Highlights des deutschen Films zählt, aber dank der charismatischen Jungdarstellerin wird der Film deutlich aufgewertet. Thematisch erinnert Brauns Film ein bisschen an Wolfgang Liebeneiners "Liebe 47", die Vergangenheitsbewältigung ist noch auf den Level, dass man sich selbst als Opfer dieser Zeit sieht, dem übel mitgespielt wurde, wie allen anderen kleinen Leuten damals. Schuld waren die anderen, die Nazis - die Auseinandersetzung mit dem eingenen Zu- oder Nichtstun war kollektiv noch nicht geboren.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 24. März 2019

Das Mädchen aus Flandern

























Regie: Helmut Käutner

Engele von Loewen...

Sehr oft verfilmte der deutsche Regisseur Helmut Käutner Stücke von Carl Zuckmayer.  Im Jahr 1955 realisierte er dem Publikumserfolg "Des Teufels General" mit Curd Jürgens, ein Jahr später entstand "Das Mädchen von Flandern" mit dem damals 24jährigen Maximilian Schell, der noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Im gleichen Jahr entstand mit Heinz Rühmann "Der Hauptmann von Köpenick", der es sogar auf eine Oscarnominierung in der Kategorie "Bester ausländischer Film" brachte - den Abschluß dieses Zuckmayer-Quartetts bildete die Historienverfilmung "Der Schinderhannes" mit Curd Jürgens und Maria Schell.
"Das Mädchen aus Flandern" ist vielleicht der am wenigsten beachtete Film unter diesen Vier und wurde im Jahr seiner Erscheinung erst ab 18 Jahren freigegeben. Vier Monate nach seiner Premiere wird der Film um sieben Minuten gekürzt - dennoch ändert sich nichts an der strengen FSK Freigabe ab 18.
Schuld waren die Szenen im Bordell, die damals für Jugendliche nicht geeignet erschienen - die Geschichte selbst spielt im 1. Weltkrieg, dennoch hat man als Zuschauer irgendwie das Gefühl, dass diese tragische Liebesgeschichte auch im 2. Weltkrieg hätte spielen können. Geschichte wiederholt sich eben - denn die Liebe kennt keinen Unterschied in "Freund" und "Feind" und so kommen sich im November 1914 zwei junge Menschen in dem Dorf Molenkerk in Flandern näher.  Kurz vor einer größeren Schlacht begegnet der deutsche Offizier Alexander Haller (Maximilian Schell) in einer Wirtschaft der junge Magd Angeline Meunier (Nicole Berger), die beide Eltern durch den deutschen Feind verloren hat und nun auch um ihren Bruder bangt, der Soldat ist und gegen die Deutschen kämpft. Doch die beiden jungen Menschen kommen sich näher in diesem Gasthof "Zu den Paradiesäpfeln". Er nennt das Mädchen "Engele" - dann muss er mit seinen Kameraden in die Schlacht. Alexanders Vater ist der angesehene General Haller (Friedrich Domin), der mächtig stolz ist auf seinen Sohn, weil der als einer der ersten Freiwilligen in die Krieg zog. Doch der Krieg an der Front ist dreckig und die feinen, bornierten Uniformträger, die Befehle geben verklären dieses Abschlachten in der Heimat. Im Mai 1917 kommt es zu einer zweiten Begegnung zwischen Alexander und Angeline. Sie arbeitet inzwischen als Zigarettenverkäuferin in einem Etablissement, wo sich die Frauen von den Soldaten für ihre Liebesdienste bezahlen lassen. Angeline blieb bisher dieser Job erspart, doch ein Hauptmann (Fritz Tillmann) wird zudringlich und Alexander steht seiner Liebe bei. Weil Angeline verhaftet wird, begibt er sich nicht an die Front, sondern versucht ihr zu helfen. Dabei spielt der seltsame "Sittenkommissar" Monsieur Le Cure (Viktor de Kowa) eine entscheidende Rolle....



Sehr tragisch sind die Szenen mit den bestraften Frauen, die kahlgeschoren als Feindhuren bloßgestellt werden. Auch die unschuldige Engele wird so gebrandmarkt. Vielleicht ist das HappyEnd eine gewisse Schwachstelle in der Geschichte, denn möglicherweise minimiert es so das ganze Ausmaß der Tragödie, die der Zuschauer dann nicht unbedingt mehr als solche wahrnimmt, weil ja alles noch ein gutes Ende nahm. In einer Nebenrolle ist auch der große Gerd Fröbe zu sehen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.