Samstag, 26. Oktober 2019

Der Mann ohne Furcht


Regie: Delmer Daves
 
Jubal...
 
Delmer Daves gilt als einer der großen Westernregisseure der 50er Jahre. Er drehte Genreklassiker wie "Der gebrochene Pfeil", "Der letzte Wagen", "Der Galgenbaum" oder "Zähl bis drei und bete" - Filme, die noch heute zu den besten Western aller Zeiten gezählt werden. Sein 1956 entstandener Film "Der Mann ohne Furcht" ist etwas weniger bekannt.
Er gilt als einer der eher raren erwachsenen Western der 50er Jahre und die Hauptrolle spielen diesmal nicht die gewohnten Schießereien oder Kämpfe mit Indianern. Auch das Gut und Böse Schema hat hier Zwischenstufen. Daves setzt auf eine Art Drama von Shakespeare...das sich aber im Wilden Westen abspielt.
Die Hauptfigur heißt Jubal Troop (Glenn Ford) und es ist einer der Cowboys, die einfach irgendwo auftauchen und durch ihre Anwesenheit für große Veränderungen sorgen. Aber Jubal ist kein Held wie Shane, der mit seinem Pferd vorbeireitet, dann für Ordnung sorgt und wieder weiterreitet. Jubal hat noch nicht mal mehr ein Pferd, als der Rancher Shep Horgan (Ernest Borgnine) ihn findet. Horgan nimmt den erschöpften Fremden mit aufs Pferd und bringt ihn in sein Haus. Dort lernt Jubal auch Mae (Valerie French), die junge Ehefrau von Shep kennen. Shep wird von seinen Arbeitern Pinky (Rod Steiger) oder Sam (Noah Beery jr) als der beste Chef bezeichnet. Tatsächlich pflegt Shep einen kollegialen Umgang mit seinen Männern. Er hat zwar eine raue Schale, wirkt manchmal etwas derb - aber er hat ein gutes Herz. So nimmt Jubal bei ihm eine Stellung als Cowboy an, obwohl er weiterziehen wollte. Denn er meint "ich ziehe immer irgendwo das Unglück an" und mit Pinky hat er gleich einen Feind in nächster Nähe. Mae macht ihm sofort klar, dass sie mit ihm ein Verhältnis eingehen will. Obwohl ihm die heißblütige Frau gefällt, gibt er ihr einen Korb. Denn Shep ist inzwischen so etwas wie ein echter Freund geworden. Es überrascht dann auch nicht, dass Jubal bald die stelle als Vorarbeiter bekommt. Shep vertraut Jubal vollkommen. Eines Tages tauchen christliche Siedler auf dem Land auf. Eine davon ist die hübsche Naomi Hoktor (Felicia Farr), die sich in Jubal verliebt...



In einer Nebenrolle ist guter Cowboy ist auch Charles Bronson zu sehen. Wenn schauspielerische Größen wie Ernest Borgnine und Rod Steiger tragende Rollen spielen, dann kann der Film natürlich nicht schlecht sein. Tatsächlich erweist sich "Der Mann ohne Furcht" als prächtiger Edelwestern mit dramatischer Struktur. Statt rauchenden Colts gibts vor allem Liebe, Begierde, Eifersucht und Intrigenspiele. Der Film spielte bei seinem Erscheinen in den USA ca. 1,8 Millionen Dollar ein.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 
 

Jack Slade kehrt zurück

























 Regie: Harold D. Schuster

Die gelbe Rose von Texas...

Regisseur des Westerns "Jack Slade kehrt zurück" ist Harold D. Schuster, der vor allem als Filmeditior des Murnau Klassikers "Sunrise" bekannt wurde. Später wechselte er ins Regiefach, seine bekanntesten Filme sind "Flicka" (1943) , "Ledernacken" (1944), "Tarzan und der schwarze Dämon" (1955) sowie der Western "Massaker" aus dem Jahr 1957.
Auch "Jack Slade kehrt zurück" aus dem Jahr ist als B-Western sehr gut gelungen, in Deutschland ist der Film auch unter dem Titel "Die gelbe Rose von Texas" bekannt.  Als Jack Slade ist John Ericson zu sehen, der 1950 neben Pier Angeli ein beachtliches Debüt in dem Film "Teresa" gab. Der in Düsseldorf geborene US-Schauspieler spielte u.a. an der Seite von Spencer Tracy in "Stadt in Angst" und neben Barbara Stanwyk in "40 Gewehre".
In der ersten Szene scheitert der junge Draufgänger und sichere Schütze Jack Slade bei seinem begonnenen Anwaltsstudium. Der Dozent hatte es sowieso auf ihn abgesehen, da Vater Slade als Revolverheld einen umstrittenen Ruf hatte. Aber das bekannte Detektivbüro Pinkerton würde ihn gerne als Mitarbeiter haben. Denn schon seit längerer Zeit treibt eine gefürchtete Bande von Gesetzlosen und Mördern eine Schreckensherrschaft. Die Bande hat sich auch auf Zugüberfälle spezialisiert, die sie sehr souverän und sicher abwickeln. Da er nichts besseres vorhat, nimmt er den Job an. Unterwegs fährt er mit der Eisenbahn und lernt dabei den Cowboy Johnny Turner (Jon Sheppot) kennen, mit dem er sich spontan gut versteht. Beide Männer freunden sich an und irgendwie würde Johnny gerne mit Jack gemeinsam weiter reiten, doch der hält seine Pinkerton Tätigkeit geheim und auch für zu gefährlich. Er will den Freund bei dieser vielleicht tödlichen Mission keineswegs gefährden. Tatsächlich wird der Zug überfallen und Jack wundert sich, denn eine schöne blonde Banditin (Mari Blanchard) klaut ihm den geliebten Revolver. Den will er unbedingt wiederhaben. Und damit hat er ein glaubwürdiges Motiv sich bei den Banditen einzuschleichen. Unter den Banditen ist der brutale Harry Sutton (Neville Brand) besonders gefährlich. Der misstraut dem jungen Kerl, der sich die Knarre wieder holt und der ihm bei den anderen Bandenmitglieder dadurch gleich einen mutigen Ruf einbringt. Man macht ihm doch tatsächlich das Angebot Mitglied der Bande zu werden und der nächste Überfall soll sehr viel Geld einbringen. Dann taucht überraschend Johnny im Lager auf und das blonde Mädchen, dass sich "Texas Rose" nennt, verliebt sich in Jack und könnte sich vorstellen mit ihm ein neues bürgerliches Leben zu beginnen...


Natürlich wird diese Konstellation noch total dramatisch und Neville Brand spielt den Bösen gewohnt souverän. Mit John Ericson ist ein sehr junges Gesicht der Held der Geschichte, der die Räuberbraut zähmt. Dies geht aber nicht ohne ausgiebiges Blutvergießen auf beiden Seiten. In einer Nebenrolle ist sogar Angie Dickinson zu sehen, die sich in Jacks Freund verliebt.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Die Kinder der Verdammten

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Anton M. Leader
 
Seltsame Kinder...
 
1960 drehte Wolf Rilla mit "Das Dorf der Verdammten" einer der besten Werke des Horror/Sciencefiction Genres. Durch den Erfolg des Films kam es auch zu einer Art Fortsetzung. "Die Kinder der Verdammten" entstand 1963 und kam ein Jahr später in die kinos. Durch das gute Original wurde immerhin noch ein BoxOffice Ergebnis von 1 Millionen Dollar in den USA erreicht, doch dieser Film von Anton M. Leader kann dem Original leider nicht das Wasser reichen. Es liegt vielleicht daran, dass die Macher die klaustrophobische Atmosphäre des Vorgängers aufgebrochen haben, was sich dann an der eher geringen Spannung bemerkbar macht.
Dennoch beginnt auch "Kinder der Verdammten" äusserst interessant.
Der britische Psychologe Tom Lewellin (Ian Hendry) und der Genetiker David Neville (Alan Badel) interessieren sich für Paul, einen Jungen aus London, dessen Mutter Diana (Sheila Allen) das Kind eindeutig hasst und darauf besteht, dass sie nie von einem Mann berührt wurde.
Der kleine Paul verfügt über ausserordentlich intellektuelle Fähigkeiten und ist in der Lage ein äusserst schwieriges Puzzle in Höchstgeschwindigkeit zu lösen. Diese Gabe haben auch noch fünf weitere Kinder, die diese Meisterleistung in der gleichen Rekordzeit schaffen wie Paul. Die anderen Kinder sind gleich alt wie Paul, aber sie sind in verschiedenen Ländern der Erde aufgewachsen und hatten bisher keinen Kontakt zueinander. Es sind Mi Ling (Yoke Moon-Lee) aus China, Rashid (Mahdu Mathen) aus Indien, Aga Nagolo (Gerald Delsol) aus Nigeria, Nina (Roberta Rex) aus der Sowjetunion und Mark (Frank Summerscale) aus den Vereinigten Staaten. Die Kinder sind aufgrund der anstehenden Forschungszwecke alle in London in ihren Botschaften untergebracht. Doch sie entkommen, weil sie auch aus der Ferne miteinander kommunizieren können und verschanzen sich in einer verlassenen Kriche in Southwark. Pauls Tante (Barbara Ferris) ist die einzige, die mit den Kindern zusammen ist. Möglicherweise wurde die Frau von den Kindern, die alle vaterlos waren, mental beeinflusst oder manipuliert. Jedenfalls hat die Wissenschaft, Politik und das Militär großes Interesse an den Kindern, aber die kleinen Intelligenzbestien machen auch Angst. So wird bald darüber debattiert, ob man die sechs Kinder vernichten soll oder nicht...


Obwohl auch dieser Film interesant beginnt, hält sich diese Qualität leider nicht bis zum Schluß. Denn sehr schnell steht der Zuschauer ganz auf der Seite der Kinder, weil der Mensch wieder einmal beweist, dass er viel gefährlicher ist als der mögliche Gast aus einer anderen Welt oder Galaxis. Hier sorgte das Original für viel mehr Ambivalenz und unsicherheit beim Zuschauer. Dort wusste man, dass von den kleinen Kindern auch eine ganz große Gefahr ausging und dass sie auch böse Dinge tun. In der Fortsetzung muten die Aktionen der Kids eher wie Notwehr an. Somit bleibt die Geschichte harmlos - für die 60er ist eher die ganz normale Beziehung zwischen Genetiker und Psychologe interessant, denn sie teilen wie selbstverständlich Tisch und Bett. Auch der Schluß mit dem Schraubenzieher, der das Problem aus Versehen löst, befriedigt nicht wirklich. Hier vermisst man eindeutig diesen hypnotischen Zweikampf bzw.das Auge um Auge zwischen Vater und Sohn aus "Dorf der Verdammten"


Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

Freitag, 11. Oktober 2019

Die glorreichen Reiter

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Regie: Arnold Laven
 
Opfer für den Ruhm...
 
1961 und 1962 drehte Sam Peckinpah seine ersten Western "Gefährten des Todes" und "Sacramento". Besonders Letzterer wurde ein AllTime Klassiker des Genres und markierte zusammen mit John Fords wehmütigen Abgesang "Der Mann, der Liberty Valance erschoß" den Übergang vom Klassischen Westernfilm zum realistischeren Spätwestern. 1965 entstand mit "Sierra Charriba" sein erster Western mit einem großen Budget. Produzent Jerry Bresler war es der den Film gegen den Wunsch seines Regisseurs umschneiden ließ. Dies ließ sich der eigenwillige Peckinpah nicht gefallen und wehrte sich. Doch das Studio war mächtiger, er kam auf eine inoffizielle "Schwarze Liste" Hollywoods, was zur Folge hatte, dass er keine Aufträge mehr bekam. In dieser Zeit schrieb Peckinpah die Drehbücher zu den Projekten "Pancho Villa reitet" und "Die glorreichen Reiter".
Erst 1969 schaffte er mit "The Wild Bunch" sein totales Comeback im Kino. Sein Drehbuch zu "Die glorreichen Reiter" gefiel zwar, aber man übergab die Regie an Arnold Laven.
Im Original heißt der Western "The Glory Guys" und basiert auf dem Roman "The Dice of God" von Hoffman Birney. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, erinnert sie doch an George Armstrong Custers 7. Kavallerieregiment in der Schlacht am Little Big Horn. Genreliebhaber werden sicherlich auch an John Fords Kavalleriewestern "Fort Apache" (Bis zum letzten Mann) erinnert werden.
Und somit sind wir bei einer traurigen Geschichte um den über Leichen gehenden Ehrgeiz General Frederic McCabe (Andrew Duggan) angekommen. Er ist der Befehlshaber des 3. Kavallerie-Regiments und soll mit anderen Regimentern im Feldzug gegen die aufbegehrenden Sioux eine tragende Rolle spielen. Die Militärspitze hat entschieden, dass alle Truppen gemeinsam eine größere Chance gegen die Indianer haben, so soll kein Regiment einen voreiligen Alleingang starten. Captain Deams Harrod (Tom Tryon) kehrt auf Wunsch von McCabe zu seiner alten Einheit zurück, was einigermaßen überrascht. Denn gerade Harrod war es, der das frühere Vorgehen seines Vorgesetzten gegen die Apachen hart und öffentlich kritisierte. Nach Harrods Meinung hat McCabe mit voller Absicht eine Abteilung von Soldaten als Köder benutzt. Die Schlacht wurde dann zwar von McCabe gewonnen, er erntete Ruhm. Aber von dem Regiment, dass durch diese Taktik in den Hinterhalt geriet, überlebte keiner diese Schlacht.
Dementsprechend angespannt sind die Gespräche zwischen McCabe und Harrod, doch der hat zu gehorchen. Doch vor der Schlacht ist noch genug Zeit a) neue, völlig unerfahrene Rekruten auszubilden und b) eine Liebschaft mit der schönen Lou Woodard (Senta Berger) anzufangen. Doch die attraktive Frau hat das Problem, dass sie zwei Männer zur gleichen Zeit liebt. Auch Sol Rogers (Harve Presnell) macht ihr den Hof. Dies bringt der jungen Frau nicht nur bei McCabes Frau Rachael (Jeanne Cooper) einen schlechten Ruf ein. Sie muss sich auch noch für einen der beiden Männer entscheiden...



Am Ende steht dann das unvermeidliche Massaker, denn natürlich will der skrupellose General will natürlich Ruhm und Ehre für sich alleine einstreichen. Doch es wird zum Desaster und zum Grab für viele Soldaten. So gesehen hat dieser Western durch seine harten Bilder immer noch einen gewissen Peckinpah-Touch. Die Actionszenen sind auch sehr geglückt, so begeistern die atemberaubenden Kamerafahrten des James Wong Howe. Peckinpah selbst äusserte sich eher negativ. Er war mit der Besetzung gar nicht einverstanden, denn er hielt zwar alle für gute Schauspieler, aber alle fehlbesetzt. In einer Nebenrolle ist Westernurgestein Slim Pickens zu sehen.
 



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Die Liebe einer Blondine

Regie: Milos Forman
 
Tristesse in Zruc...
 
Mit den beiden Regieoscars für "Einer flog übers Kuckucksnest" und "Amadeus" schrieb der tschechische Regisseur Milos Forman nicht nur Oscargeschichte, sondern er schuf zwei unvergessene Filmklassiker. In den 60er Jahren wurde er mit seinen nationalen Filmen auch ausserhalb der Tschechoslowakei bekannt. In dieser Zeit begann sich die Filmwelt auch vermehrt für den osteuropäischen Film zu interessieren. Die Liberalisierung des sozialistischen Regimens in der CSSR und die Aufhebung der Zensur erlaubte es den dortigen Filmemachern auch gesellschaftskritische Themen anzupacken. "Die Liebe einer Blondine" ist eines dieser innovativen Werke und wurde dementsprechend auch international mit Preisen geehrt. Bei der Academy Award Vergabe für den besten Auslandsfilm 1967 musste sich Formans Film nur von dem französichen Beitrag "Ein Mann und eine Frau" von Claude Lelouch geschlagen geben.
Forman drehte mit seinem Debütfilm "Der schwarze Peter" und dem 1967 entstandenen "Der Feuerwehrball" zwei weitere kleine Meisterwerke in seinem Heimatland, bevor der Prager Frühling kam und er in Paris seinen ersten US-Film vertraglich klar machen wollte. Sein tschechisches Studio warf ihm vor, sein Land illegal verlassen zu haben und zwang den Filmemacher dazu zu emigrieren.
Die Geschichte spielt in der Stadt Zruc, die in der ländlichen Tschechoslowakei liegt. Der Leiter einer Fabrik (Josef Kolb) versucht in der ersten Szene die Funktionäre und das Militär davon zu überzeugen, dass seine vielen jungen Arbeiterinnen auch mal ein bisschen Abwechslung und Vergnügen nach der harten Arbeit brauchen. Es herrscht seit der Einberufung der einheimischen Jungs Männermangel im Städtchen und die Arbeiterinnen bleiben dann nicht lange. Er erreicht es, dass in Zruc eine Garnison errichtet wird. Doch statt kanckigen jungen Kerlen wird diese mit etwas älteren Reservisten belegt. Bei ersten Tanzabend sind die Freundinnen Andula (Hana Brejchova), Marie (Marie Salacova) und Jana (Jana Novakova) auch dementsprechend gelangweilt. Sie sind aber immerhin von den drei älteren Soldaten Vacovsky (Vladimir Mensic), Manas (Ivan Kheil) und Burda (Jiri Hruby) schon bemerkt worden. Die drei Männer wollen die drei jungen Girls anbaggern und das gelingt am besten mit Spendierhosen. So instruieren sie den Kellner Wein an den Tisch der drei Grazien zu bringen. Der verwechselt zuerst die Damen und serviert an einen anderen Tisch mit deutlich älteren Frauen. Doch nach der Korrektur sitzt man bald zu Sechst am Tisch und kommt sich zumindest ein bisschen näher. Als Andula kurz raus geht, fängt der junge Pianist Milda (Vladimir Pucholt) mit ihr zum Flirten an und durch sein Geschick verlässt sie die Tischgruppe und verbringt stattdessen die Nacht mit dem Musiker. Am Morgen verabschieden sie sich voneinander und Milda lädt das Mädchen ein ihn irgendwann in Prag zu besuchen. Dann verschwindet er. Nachdem Andula mit ihrem Freund Tonda (Antonin Blazejovsky) Krach hat, entschließt sie sich tatsächlich nach Prag zu fahren, denn sie hat sich in Milda verliebt. Sie trifft aber bei der Adresse, die er ihr angab, lediglich die Eltern (Milada Jezkova, Josef Sebanek) an, die aber gar nicht begeistert davon sind, dass ein Mädchen mit Koffer bei ihnen klingelt...




Der Film gefällt durch einen leisen Humor und ist handwerklich perfekt gemacht, weil er trotzdem einen starken dokumentarischen Touch pflegt. Forman beobachtet in "Die Liebe einer Blondine" das Kleinbürgermilieu exakt und dies sorgt für einen starken Realismus seines Films. Dabei sind es oberflächlich gesehen ganz alltägliche banale Dinge, die er hier porträtiert. Es wirkt zuerst etwas belustigend, aber übgeordnet bemerkt man auch die Liebe des Regisseurs zu seinen Figuren und seiner Geschichte. "Die Liebe einer Blondine" entstand 1965 und ist zwar ein Kind seiner Zeit, aber auch eine gelungene Zeitreise für den Zuschauer in ein vergangenes Jahrzehnt, ja sogar in ein anderes System. Dennoch sind die Empfindungen der Menschen überall gleich und diese Zeitreise lässt auch erkennen, dass in dieser Dekade auch ein großer Aufbruch der Jugend stattfand, die die Moralvorstellungen der Eltern und Großeltern nicht mehr teilen wollten. Darüberhinaus ist "Die Liebe einer Blondine" von einer betörend schönen Leichtigkeit.




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Sonntag, 6. Oktober 2019

Das Messer im Wasser



















Regie: Roman Polanski

Auf dem Segelboot....

Der Film "Das Messer im Wasser" entstand 1962 und bedeutete den Durchbruch für seinen Regisseur Roman Polanski. Er bekma für dieses herausragende Debüt viele Preise und konnte sich sogar unter die fünf Oscar-Nominierten für den besten Auslandsfilm 1964 platzieren. Am Ende unterlag er aber dem Favoriten aus Italien: Achteinhalb von Federico Fellini.
Dabei holt Polanski mit minimalen Mitteln das Maximum heraus. In "Messer im Wasser" (Originaltitel: Nóż w wodzie ) spielen nur drei Schauspieler mit und zwei davon - Jolanta Umecka, die die Krystyna spielt und Zygmunt Malanowicz, der den jungen Anhalter spielt - hatten vor dem Film keinerlei Schauspielerfahrung. Unterlegt wurde der schwarz-weiß Film durch Krzystof Komeda, mit dem Polanski sehr oft zusammenarbeitete. Auffallend bei dem Soundtrack ist vor allem der Saxophonist Bernt Rosengren, der eine gewisse jazzige Note vermittelt.
Der Film spielt vornehmlich auf dem Wasser, besser gesagt auf einem kleinen Segelboot. Gedreht wurde in der polnischen Seenplatte Masuren. Das Empire Magazin wählte Polanskis Erstling im Jahr 2010 auf Platz 61 in die Liste "Die besten 100 Filme der Welt".
Am Beginn des Films steht eine Autofahrt. Der Sportjournalist Andrzej (Leon Niemczyk) und seine Frau Krystyna (Jolanta Umecka) sind unterwegs mit dem Auto. Sie wollen an einen See und segeln. Es herrscht eine gewisse Spannung zwischen den Beiden. Andrzej ist mit dem Fahrstil seiner Frau nicht einverstanden und so wechselt er ans Steuer. Mit noch mehr Tempo gehts weiter, die Frau leicht genervt. Allerdings vernünftig genug nicht weiter darauf einzugehen. Von weitem sehen sie einen jungen Anhalter, der gar keine Anstalten macht dem Auto auszuweichen. Und Andrzej hat auch keine Lust wegen dem Halbstarken zu bremsen. Beinahe hätte er ihn dann umgefahren und es wird laut zwischen Autofahrer und Fufgänger mit dem Ergebnis, dass der junge Typ mitfahren darf. Als sie am See ankommen, lädt der Ältere den Jüngeren ein mitzukommen zum Segeln. Da er nicht viel davon versteht, kann Andrzej den Boss spielen, der den Youngster ständig belehrt und kritisiert. Der Junge muss harte Lektionen einstecken. Natürlich spielt im Konkurrenzkampf der beiden Männer die Frau auf dem Boot eine große Rolle. Beide wollen ihr imponieren. Dabei wird der Machtkampf bald auch mit härteren Bandagen ausgetragen...






Kameramann Jerzy Lipman hat mit seiner hervorragenden Leistung die eigenartige Stimmung auf dem Boot zusätzlich verstärkt. Der polnische Kameramann hat auch mit Andrzej Wajda gearbeitet und in den 70er Jahren wurde er auch für den deutschen Film engagiert (Für "Das falsche Gewicht" von Bernard Wicki oder "Der Regen verwischt jede Spur" von Alfred Vohrer).
"Messer im Wasser" begeistert natürlich durch den straffen Inszenierungsstil, die Geschichte bleibt aber von Anfang bis Ende sehr intim, eine klassisch anmutende Dreiecksgeschichte. Ein bisschen wird der Filmliebhaber an die Szenen im Boot aus "Die Lady von Shanghai" erinnert. Auch dort ist dieses Spannungsfeld an Bord durch die drei Figuren vorhanden.







Bewertung: 10 von 10 Punkten.