Regie: Gerd Oswald
Der Sadist...
Gerd
Oswalds Film "Valerie" aus dem Jahr 1957 ist in Deutschland bekannt
unter dem Titel "Der Sadist" und ist eine Art "Rashomon" unter den
Westernfilmen. Denn vor Gericht muss die Wahrheit herausgefunden werden.
Was trieb den beliebten Rancher und Bürgerkriegsveteranen Major John
Garth (Sterling Hayden) dazu die Waffe auf seine attraktive Frau Valerie
(Anita Ekberg) und deren Eltern (Iphigenie Castiglioni und John
Wengraf) zu richten und alle drei niederzuschießen ? Aus drei
verschiedenen Sichtweisen soll der Zuschauer Klarheit über die Schuld
oder den Schuldigen zu bekommen.
Als
Erster wird der Reverend Steven Blake (Anthony Steel) gehört. Aus dessen
Sicht scheint es nicht gut um die noch sehr junge Ehe der Garths
bestellt gewesen zu sein. Denn Valerie Garth suchte Hilfe, sie schrieb
Briefe an den jungen Geistlichen, indem sie um dessen Unterstützung bat.
Als er dann mit seiner Kutsche dort auftauchte, war es plötzlich gar
nicht mehr wichtig. In der Stadt sind die Leute eher auf der Seite des
Angeklagten, denn man sagt der schönen Frau nach, dass sie es mit der
Treue nicht sehr genau nahm. So sind auch die Ausführungen von Garth
selbst von Kränkungen voll, die Valerie ihm zufügte. Erst heiraten - als
er seiner Frau gesteht, dass er gar nicht so vermögend ist, wie die
glaubte, verweigert sie ihm den Eintritt ins gemeinsame Schlafzimmer und
macht Garth jüngerem Bruder Herb (Peter Walker) eindeutige Angebote.
Auch der Reverend soll einer ihrer Liebhaber gewesen sein. Zuletzt wird
Valerie selbst, die als einzige das Attentat überlebt hat, am
Krankenbett vernommen. Sie berichtet davon, dass ihr Mann sich immer
mehr zum Sadisten entwickelt hat....
So
gesehen halte ich den deutschen Verleihtitel "Der Sadist" für nicht
besonders glücklich gewählt. Gerd Oswald selbst hat hier erfolgreich
mehrere Genres zusammengefügt. Einerseits Melodram, andererseits
Gerichtsfilm. Ein bisschen Noir Optik und das Ganze wird in Rückblende
erzählt und erst am Schluß hat der Zuschauer dann die Klarheit. Obwohl
so gut wie keine Action vorhanden ist, wurde der Aufbau der Geschichte
äusserst spannend aufbereitet. Zusammen mit den Bildern von
Oscarpreisträger Ernest Laszlo ergibt das Ganze einen Klassiker im
Bereich des B-Westerns. Sterling Hayden und Anita Ekberg passen als
Ehepaar im Kriegszustand sehr gut zusammen. Dabei merkt der Zuschauer
auch schnell, dass die Figur von Hayden selbst unter dem Trauma leidet,
seine Rolle im Krieg nicht vergessen zu können. Gerd Oswald hat öfters
bewiesen, dass er gute B-Western machen konnte. Leider sind Filme wie
"Valerie" oder "Der Rächer wartet schon" heute so gut wie vergessen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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