Donnerstag, 28. Juli 2022

Blonder Lockvogel



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:Jack Bernhard

Abgrundtief schlecht...

Jean Gillie (14. Oktober 1915 bis 19. Februar 1949) war eine englische Filmschauspielerin der 30er und 40er Jahre, sie spielte in 20 britischen Filmen mit und auch in zwei US-Produktionen: In Zoltan Kordas "Affäre Macomber" und in Jack Bernhards Film Noir "Blonder Lockvogel", der im Original "Decoy" heißt und eine der bösesten weiblichen Filmfiguren des Genres präsentiert. Es handelt sich um die kaltblütige Femme Fatale Margot Shelby, die gekonnt die Männer in ihrem Umfeld für ihre Zwecke manipuliert. Gillie trägt diesen Thriller der schwarzen Serie, vielleicht hätte sie in Hollywood als Diva durchstarten können. Ihr früher Tod (sie starb an einer Lungenentzündung) verhinderte dies jedoch. Sie war zur Entstehung dieses Films die Ehefrau von Regiseur Jack Bernhard.
Die erste Szene zeigt einen Mann (Herbert Rudley), der sichtlich benommen vor einem dreckigen Waschbecken in irgendeinem Hinterzimmer einer Tankstelle und ungläubig in den Spiegel schaut, nachdem er sich sein verschmutzes Gesicht abgewaschen hat. Der Mann läuft beinahe schon torkelnd auf die Straße und versucht per Anhalter mitgenommen zu werden. Tatsächlich hält ein Autofahrer an, der in mit nach San Francisco nimmt. Der Mann heißt Dr. Lloyd Craig und sucht ein Hotelappartment auf, in dem die attraktive Margot Shelby (Gillie) wohnt. Er erschießt die Frau, bricht dann selbst schwerverletzt von einem Schuß zusammen. Polizeidetektiv Joe Portugal (Sheldon Leonard) trifft sehr schnell am Tatort ein, denn auch er wollte zu Miss Shelby. Margot liegt im Sterben, hat nur Augen für eine Geldkassette und erzählt dem Detektiv die Ereignisse, die zu dieser tödlichen Katastrophe führten. Es ist die Geschichte des Gangsters Frankie Olins (Robert Armstrong), der die 400.000 Dollar aus einem Bankraub irgendwo an einem sicheren Ort versteckt hat, den nur er kennt. Nun wurde er von der Polizei gefasst und wartet in der Todeszelle auf seine Hinrichtung, weil beim Überfall auch ein Wachmann zu Tode kam. Margot, sein wesentlich jüngere Freundin, macht dem Todeskandidaten schöne Augen mit dem Plan, dass er ihr das Versteck verrät. Sie hat gemeinsam mit dem Gangster Jim Vincent (Edward Norris) einen Plan entwickelt, die Hinrichtung zu vereiteln mit Hilfe von Blausäuregas, dass die Wirkung des Todesgifts aufheben kann. Dafür braucht die Frau natürlich einen Mediziner und so kommt der Gefängnisarzt Dr. Lloyd Craig ins Spiel, der von der kaltblüten Schönheit derart becirct wird, dass er vor lauter Liebe und Hörigkeit bei dieser Straftat mitmacht. Auch ihr Gangsterpartner Jim ist nur Mittel zum Zweck. Margot hat vor die Beute mit niemandem zu teilen...




Die Handlung klingt etwas obskur, vor allem wenn der in der Gaskammer hingerichtete Frankie Olins durch das Wundermittel des Docs von den Toten wieder aufersteht und Regisseur Jack Bernhard dem verdutzten Publikum eine Szene schenkt, die auch gut in einen Frankenstein Film gepasst hätte. Natürlich ist "Decoy" ein B-Picture durch und durch und ist nicht frei von Stereotypen. Dennoch erfreut sich der Fan auf die übertrieben böse Hauptfigur, deren jede Handlung durchtrieben ist und die nur ein Ziel kennt: Die Gier nach dem Geld. Für mich ein "Guilty Pleasure" im Film Noir Kosmos.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Aparajito


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Satyajiit Ray

Abschied von der Kindheit...

"Aparajito" heißt übersetzt "Der Unbesiegbare" und so lautet auch der 2. Teil aus Satyyajit Rays großartigr Apu-Trilogie. Der erste Teil "Pather Panchali" ebnete dem indischen Filmemacher den Weg internationaler Beachtung. Ein Film, der voller Stimmungen ist, voller schöner Bilder und sehr behutsamer, genau kalkulierter und in sich geschlossener Einstellungen. "Pather Panchali" entstand in dem kleinen Dorf Nitschimdapur und der Film behandelte mit großer Intensität Menschlichkeit, aber auch Armut und Hoffnungslosigkeit. Inspiriert war der Regisseur vom Neorealismus französischer und italienischer Klassiker und der zweite Teil knüpft dort an, wo "Pather Panchali" endete. Nach dem tod seiner Schwester sind der junge Apu (Pinaki Sengupta/ als Teenager wird er von Smaran Ghosal gespielt) und seine Eltern (Kanu Banerjee und Karuna Banerjee) vom Dorf nach Benares gezogen. Vater Harihar verdient sich mit dem Herstellen von Heilmitteln und dem Abhalten religiöser Riten am Ufer des Ganges seinen Lebensunterhalt. Währenddessen streift der kleine Apu durch die Stadt, fasziniert und begeistert von der Vielfalt des Lebens, dass dort herrscht.
In der Nacht des Lichterfestes erkrankt er plötzlich und bekommt sehr hohes Fieber. Seine Frau Sarbajaya will sofort den Arzt holen, doch ihr Mann winkt ab. Es wird sicher bald besser werden und ausserdem hat er ja gute Heilmittel zuhause, die ihm helfen werden. Am anderen Morgen steht er auf und fühlt sich tatsächlich besser. Doch dies ist ein Trugschluß. Auf dem Weg zur Arbeit, bricht er beim Treppensteigen zusammen und kurze Zeit später ist er tot. Nun ist Apus Mutter mit ihrem kleinen Sohn auf sich selbst gestellt. Sie entscheidet sich aufs Land zurückzukehren und beim Schwiegervater zu leben, dem sie im Haushalt hilft. Apu ist jedoch mit dem einfachen Dorfleben seiner Kindheit nicht mehr ganz zufrieden und auch der Dorflehrer ermutigt den klugen Jungen viel zu lesen und zu lernen. Im Alter von 16 Jahren bekommt er als Zweitbester Schüler seines Jahrgangs ein Stipendium, er muss jedoch in der Metropole Kalkutta studieren. Die Mutter lässt ihren Sohn nicht gerne gehen, aber sie gibt schließlich nach. Dort in der Großstadt blüht der junge Mann auf, er arbeitet sogar nach der Schule in einer Druckerei und bald stehen die ersten akademischen Prüfungen an. Die Besuche zur Mutter werden weniger. Sie erkrankt, ohne dass Apu davon Kentniss hat. Erst ein Brief des Onkels bringt Klarheit über den Zustand seiner Mutter. Er nimmt den nächsten Zug, doch er kommt leider erst einen Tag nach dem Tod seiner Mutter nach Hause...




Für mich hat Satyajit Ray einen perfekten Film geschaffen, der zwar etwas europäischer wirkt als seine beiden vorherigen Filme "Pather Panchali" und "Das Musikzimmer", aber genauso intensiv wirkt. Das Thema dieses Meisterwerks ist die Beziehung zwischen Kind und Eltern und auch von Entfremdung. Vom Abschied der Kindheit wird der Zuschauer extrem berührt durch die Menschen und vom Leben in einem bengalischen Dorf und vom Einfluss einer gr0ßen Stadt. Apu wird von zwei Welten hin- und hergerissen. Am Ende steht eine der schönsten wie traurigsten Filmszenen. Die sterbende Mutter wird nachts wach und sieht in der Ferne den Zug, vom dem sie hofft, dass ihr Junge darin sitzt und sie ihn noch ein letztes Mal sehen kann. Doch der Wunsch wird nicht zur Wirklichkeit. Für mich einer der 10 besten Filme aller Zeiten.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Das Dschungelbuch


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Zoltan Korda

Die Geschichte von Mowgli...

Rudyard Kiplings Sammlung von  Erzählungen und Gedichten "Das Dschungelbuch" erschien erstmalig im Jahr 1894. Das Werk entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Jugendbücher aller Zeiten und wurde natürlich mehrfach verfilmt. Neben der enorm erfolgreichen Disney Zeichentrickverfilmung von Wolfgang Reitherman im Jahr 1967, die im inflationsbereinigten Ranking der erfolgreichsten Filme immer noch einen 36. Rang belegt (in Deutschland ist es sogar der Film mit den meisten Kinobesuchern überhaupt) und der Realverfilmung von Jon Favreau aus dem Jahr 2016 (Einspielergebnis: 966 Mio. Dollar) ist vor allem die erste Realverfilmung von Zoltan Korda aus dem Jahr 1942 erwähnenswert. In der Rolle des Mogli ist der damalig sehr populäre Kinderstar Sabu zu sehen.
Auch dieser Film war zu seiner Zeit sehr erfolgreich und spielte weltweit 11 Millionen Dollar ein. Es ist aber auch der Film, bei dem sich die Brüder Alexander und Zoltan Korda inhaltlisch so sehr in die Haare bekamen, dass dies die letzte gemeinsame Filmproduktion wurde. Die Gebrüder Korda gehörten über viele Jahre hinweg zu den wichtigsten Figuren der britischen Filmindustrie. Zoltan war der Regisseur von "Der Elefantenjunge", "Die 4 Federn" oder "Affäre Macomber". Bruder Alexander drehte "Das Privatleben des Heinrich VIII" oder "Lord Nelsons letzte Liebe". Ausserdem produzierten die beiden Brüder ein paar Jahre zuvor den erfolgreichen Fantasyfilm aus 1001 Nacht "Der Dieb von Bagdad" - ebenfalls mit Sabu.
Trotz der künstlichen Kulissen atmet "Das Dschungelbuch" eine gewisse Magie, die ein Märchenfilm auch besitzen muss. Es ist eine schöne Dschungelfantasie, in der einmal die Tiere die Hauptrolle spielen. Gedreht wurde in prächtigem Technicolor, was heute noch beeindurckt.
Die Geschichte wird erzählt von einem älteren Mann, der in aller Öffentlichkeit von einem früheren Ereignis erzählt. Der Mann nennt sich Buldeo und vor vielen Jahren wurde sein Dorf von dem gefährlichen Tiger Shere Khan angegriffen. Der Angriff führt zum Tod eines Mannes und auch ein Kleinkind wird vermisst. Messua (Rosemary DeCamp), die Mutter des Kleinen, ist total verzweifelt. Doch Mowgli wird von Wölfen im Dschungel adoptiert und wächst zu einem wilden Jungen heran. Jahre später wird Mowgli von den Dorfbewohnern gefangen genommen. Obwohl Messua sich sicher ist, dass der wilde Junge aus dem Dschungel nicht ihr verschollenes Kind ist, nimmt sie den Findling bei sich auf. Doch der Junge ist ein Dorn im Auge von Dorfbewohner Buldeo (Joseph Calleia), der glaubt dass der Junge verhext ist und nur Unglück bringt. Dessen Tochter Mahala (Patricia O´Rourke) findet aber Gefallen an Mowgli und erkundet mit ihm den Dschungel. Die beiden Jugendlichen entdecken eine Palastruine mitten in der Wildnis und eine verborgene Kammer, die sagenhafte Goldschätze enthält. Sie wird von einer alten Kobra bewacht. Diese warnt die beiden nichts von den Schätzen zu nehmen, vor allem nicht den wertvollsten Rubin, der sich in der Kammer befindet. Mowgli nimmt die Warnung ernst, doch als er wieder im Dorf zurück ist, hat Buldeo auch schon von der Schatzkammer gehört. Gemeinsam mit seinen Kumpanen (John Qualen/Frank Puglia) macht sich das Trio auf den Weg den Schatz zu plündern....






Nebenbei wird Mowgli auch noch seinen alten Feind, den Tiger, besiegen und alle anderen Tiere des Dschungels erweisen sich bei den weiteren Handlung als wahre Freunde des Menschenkindes. Vor allem der schwarze Panther Bagheera, die Riesenpython Kaa, eine ganze Elefantenherde und natürlich seine geliebten Wölfe. Am Ende kehrt der Junge in den Dschungel zurück, er hat eingesehen, dass er - hingerissen zwischen der Zugehörigkeit zu den Menschen und den Tieren - im Dschungel besser aufgehoben ist. Der prächtige Abenteuerfilm wurde für vier Oscars (Künstlerische Leitung, beste Visuelle Effekte, Kamera Lee Garmes und W. Howard Greene und Miklos Roszas Musik) nominiert.








Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 
 

Aufstand in Sidi Hakim


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: George Stevens

Gunga Din...

Im Filmjahr 1939 überstrahlte die Verfilmung von Margaret Mitchells großem Roman "Vom Winde verweht" alle anderen Produktionen. Dennoch brachte dieses Filmjahr genügend andere unsterbliche Meisterwerke des Kinos hervor. Auch George Stevens "Aufstand in Sidi Hakim" gehört zu diesen Klassikern. Im Orginal heißt der Film "Gunga Din" und basiert auf dem Gedicht "Gunga Din" von Rudyard Kipling.
Dieses Gedicht wurde mit Elementen von Kiplings Kurzgeschichtensammlung "Soldiers Tree" kombiniert, die der Autor im Jahr 1888 schrieb. Es ist die Geschichte der drei unerschütterlichen Freunde, alle drei Sergeants der Royal Engineers: Sergeant Archibald Cutter (Cary Grant), Sergeant Thomas Ballantine (Douglas Fairbanks jr) und Sergeant MacChesney (Viktor McLaglen). Für die drei Freunde gilt das Motto "Alle für Einen, Einer für Alle" - das Männerquartett wird durch den einheimischen Wasserträger Gunga Din (Sam Jaffe) komplettiert, der zu gerne ebenfalls Soldat der britischen Armee wäre. Die Soldaten sind an der nordwestlichen Grenze Indiens stationiert. Immer wieder kommt es zu Kämpfen mit der Bruderschaft der Thuggee, einer religiösen Gruppe, die die Göttinnen Kali und Durga kultisch verehren und die Zerstörung der britischen Besatzer beschlossen haben. Der Kontakt zu einem Außenposten in Tantrapur ist inzwischen unterbrochen und Colonel Weed (Montagu Love) sieht sich gezwungen die drei schlagkräftigen Buddys mit einer Abteilung von 25 weiteren Soldaten dorthin zu schicken, um nach dem Rechten zu sehen. Als sie Tantrapur erreichen, scheint der Posten völlig verlassen. Die Männer machen sich daran den Telegrafen, der zerstört wurde, zu reparieren. Doch sie werden bereits von den feindlichen Eingeborenen umzingelt. Unter schweren Verlusten gelingt es jedoch den drei Kämpfern die Schlacht zu gewinnen. Dabei finden sie eine feindliche Waffe, die eindeutig dieser ominösen Mördersekte gehört. Weed ist stolz auf seine drei Sergeants und will die Männer sofort wieder mit einer größeren Gruppe zurückschicken, um die Stadt zurückzuerobern. Doch diesmal hat der junge Ballantine andere Pläne. Er hat für sechs Wochen Urlaub eingereicht, um mit der attraktiven Emaline Stebbins (Joan Fontaine) den heiligen Bund der Ehe einzugehen. Ein Schock für die beiden Anderen, die nun gar nicht verstehen können warum man eine Frau dem Kampf vorziehen kann. Mit einem Trick schaffen es die beiden, dass Ballantine doch noch zum dritten Mann der Mission wird und seinen Urlaub etwas später antritt. Gunga Din erzählt Cutter, dass er einen vergoldeten Tempel entdeckt hat. Cutter ist ausser sich vor Freude und gemeinsam mit seinem Diener und der Elefantendame "Annie" macht er sich nachts heimlich auf den Weg zu diesem Tempel. Dort warten aber schon die zu allem entschlossenen Sektierer (der Thungs Anführer wird von Eduardo Cinanelli gespielt, ausserdem George Regas als weiterer Thug Befehlshaber) auf die Eindringlinge...



George Stevens Film spielte weltweit fast 3 Millionen Dollar ein, doch aufgrund der sehr hohen Produktionskosten war dies für die RKO nur ein kleiner Erfolg. "Aufstand in Sidi Hakim" ist einer der ersten Buddy Filme überhaupt und George Stevens setzt auf gute Spannung, exotische Locations und jede Menge Humor. Die Kameraleistung von Joseph H. August war für die Academy so überzeugend, dass eine Oscarnominerung daraus erfolgte. Der Sieg ging aber auch Gregg Toland für seine Leistung in "Wuthering Heights". Neben den drei Freunden ist es aber auch die Geschichte des Wasserträgers, der am Ende zum absoluten, aber auch tragischen Helden wird.






Bewertung: 8 von 10 Punkten.