Regie: Satyajiit Ray
Abschied von der Kindheit...
"Aparajito" heißt übersetzt "Der Unbesiegbare" und so lautet auch
der 2. Teil aus Satyyajit Rays großartigr Apu-Trilogie. Der erste Teil
"Pather Panchali" ebnete dem indischen Filmemacher den Weg
internationaler Beachtung. Ein Film, der voller Stimmungen ist, voller
schöner Bilder und sehr behutsamer, genau kalkulierter und in sich
geschlossener Einstellungen. "Pather Panchali" entstand in dem kleinen
Dorf Nitschimdapur und der Film behandelte mit großer Intensität
Menschlichkeit, aber auch Armut und Hoffnungslosigkeit. Inspiriert war
der Regisseur vom Neorealismus französischer und italienischer Klassiker
und der zweite Teil knüpft dort an, wo "Pather Panchali" endete. Nach
dem tod seiner Schwester sind der junge Apu (Pinaki Sengupta/ als
Teenager wird er von Smaran Ghosal gespielt) und seine Eltern (Kanu
Banerjee und Karuna Banerjee) vom Dorf nach Benares gezogen. Vater
Harihar verdient sich mit dem Herstellen von Heilmitteln und dem
Abhalten religiöser Riten am Ufer des Ganges seinen Lebensunterhalt.
Währenddessen streift der kleine Apu durch die Stadt, fasziniert und
begeistert von der Vielfalt des Lebens, dass dort herrscht.
In der Nacht des Lichterfestes erkrankt er plötzlich und bekommt
sehr hohes Fieber. Seine Frau Sarbajaya will sofort den Arzt holen, doch
ihr Mann winkt ab. Es wird sicher bald besser werden und ausserdem hat
er ja gute Heilmittel zuhause, die ihm helfen werden. Am anderen Morgen
steht er auf und fühlt sich tatsächlich besser. Doch dies ist ein
Trugschluß. Auf dem Weg zur Arbeit, bricht er beim Treppensteigen
zusammen und kurze Zeit später ist er tot. Nun ist Apus Mutter mit ihrem
kleinen Sohn auf sich selbst gestellt. Sie entscheidet sich aufs Land
zurückzukehren und beim Schwiegervater zu leben, dem sie im Haushalt
hilft. Apu ist jedoch mit dem einfachen Dorfleben seiner Kindheit nicht
mehr ganz zufrieden und auch der Dorflehrer ermutigt den klugen Jungen
viel zu lesen und zu lernen. Im Alter von 16 Jahren bekommt er als
Zweitbester Schüler seines Jahrgangs ein Stipendium, er muss jedoch in
der Metropole Kalkutta studieren. Die Mutter lässt ihren Sohn nicht
gerne gehen, aber sie gibt schließlich nach. Dort in der Großstadt blüht
der junge Mann auf, er arbeitet sogar nach der Schule in einer
Druckerei und bald stehen die ersten akademischen Prüfungen an. Die
Besuche zur Mutter werden weniger. Sie erkrankt, ohne dass Apu davon
Kentniss hat. Erst ein Brief des Onkels bringt Klarheit über den Zustand
seiner Mutter. Er nimmt den nächsten Zug, doch er kommt leider erst
einen Tag nach dem Tod seiner Mutter nach Hause...
Für mich hat Satyajit Ray einen perfekten Film geschaffen, der zwar
etwas europäischer wirkt als seine beiden vorherigen Filme "Pather
Panchali" und "Das Musikzimmer", aber genauso intensiv wirkt. Das Thema
dieses Meisterwerks ist die Beziehung zwischen Kind und Eltern und auch
von Entfremdung. Vom Abschied der Kindheit wird der Zuschauer extrem
berührt durch die Menschen und vom Leben in einem bengalischen Dorf und
vom Einfluss einer gr0ßen Stadt. Apu wird von zwei Welten hin- und
hergerissen. Am Ende steht eine der schönsten wie traurigsten
Filmszenen. Die sterbende Mutter wird nachts wach und sieht in der Ferne
den Zug, vom dem sie hofft, dass ihr Junge darin sitzt und sie ihn noch
ein letztes Mal sehen kann. Doch der Wunsch wird nicht zur
Wirklichkeit. Für mich einer der 10 besten Filme aller Zeiten.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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