Regie: William Wyler
Hurstwoods große Liebe...
William Wylers Literaturverfilmung von Theodor Dreisers Roman
"Sister Carrie" war an der Kasse kein großer Erfolg. Er spielte in den
USA lediglich 1,8 Millionen Dollar ein - das Budget betrug sogar fast 2
Millionen Dollar. "Carrie" so hieß die Verfilmung kam nur auf 2
Oscarnominierungen: Art Direction von Hal Pereira und die Kostüme von
Edith Head.
Wyler
zögerte Jennifer Jones zu besetzen, aber ihr Ehemann, Prodzent David O.
Selznick, drängte hart darauf, ihr die Rolle zu geben. Die Dreharbeiten waren mit verschiedenen Problemen behaftet: Jennifer Jones hatte nicht verraten, dass sie schwanger war; William Wyler trauerte um seinen einjährigen Sohn; Laurence
Olivier hatte ein schmerzhaftes Beinleiden, das ihn launisch machte und
er entwickelte eine Abneigung gegen seine Filmpartnerin. Zu all diesen
Problemen kam erschwerend hinzu, dass die Filmmetropole
Hollywood unter den Auswirkungen des McCarthyismus litt. Das Studio
hatte Angst, einen Film zu vertreiben, der als unmoralisch angegriffen
werden könnte. Letztendlich
wurde das Ende geändert, dass den Selbstmord der Hauptfigur (als
einzigen Ausweg aus seiner Misere) zeigt und die drastische Szene in
einem US-Armenhaus wurde ganz gestrichen, um einen positiveren Ton zu
erzielen.
Um
die Jahrhundertwende verlässt Carrie Meeber (Jennifer Jones) ihre
Familie in einer ländlichen Kleinstadt und macht sich auf den Weg nach
Chicago. Im Zug kommt der Verkäufer Charles Drouet (Eddie Albert) auf sie zu und die beiden unterhalten sich bis sie Chicago erreichen. In
Süd-Chicago bleibt Carrie bei ihrer Schwester und ihrem Mann Sven,
verliert jedoch ihren Nähjob in der Ausbeutungswerkstatt, nachdem sie
sich an der Hand verletzt hat. Nach einem erfolglosen Tag der Jobsuche sucht Carrie Drouet auf. Er überredet sie, mit ihm im Fitzgerald's, einem gehobenen Restaurant, zu Abend zu essen, und gibt ihr 10 Dollar. Carrie geht später noch einmal ins Restaurant, um Drouet das Geld zurückzugeben. Dort trifft sie George Hurstwood (Laurence Olivier), den Manager des Restaurants, der sofort von ihr begeistert ist. Carrie zieht bei Drouet ein. Die
Nachbarn tuscheln über das unverheirate Paar. Sie drängt ihn zur
Heirat, weil die Nachbarn immer mehr klatschen, aber er versucht sie
abzulenken und lädt Hurstwood zu sich nach Hause ein. Mit Drouets Erlaubnis nimmt Hurstwood Carrie mit ins Theater, während Drouet auf Geschäftsreise ist. Hurstwood und Carrie verlieben sich. Kurz bevor sie mit Hurstwood durchbrennen will, erfährt sie, dass er verheiratet ist. Sie stellt Hurstwood zur Rede, der zugibt, dass er verheiratet, aber furchtbar unglücklich ist. Im
Restaurant kassiert Hurstwood das Geld für die Nacht und sperrt
versehentlich einen zeitgesteuerten Safe ab, sodass er mit 10.000 Dollar
aus dem Geld seines Chefs festsitzt. Er
versucht, es zurückzugeben, aber als er erfährt, dass sein Chef
aufgrund seiner Beziehung zu Carrie beabsichtigt, sein Gehalt direkt an
Hurstwoods Frau (Miriam Hopkins) zu geben, beschließt er, das Geld zu
nehmen, um mit Carrie durchzubrennen. Er hinterlässt einen Schuldschein mit der Absicht, es seinem Chef so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Die erste Zeit ist wunderschön, doch dann holt sie die Realität ein. Hurstwoods Chef schickt einen Beamten der Anleihefirma, um das Geld einzusammeln, das Hurstwood gestohlen hat. Hurstwood
kann keinen Job finden, weil sich herumgesprochen hat, dass er das Geld
unterschlagen hat, und er und Carrie leben bald in Armut. Carrie erfährt, dass sie schwanger ist und die beiden glauben, dass sich die Lage verbessern könnte. Aber
Hurstwoods Frau taucht auf und möchte seine Unterschrift und seine
Zustimmung zum Verkauf des Hauses, das sie gemeinsam besitzen. Hurstwood
möchte seinen Anteil am Erlös, aber sie sagt, dass sie Anklage gegen
ihn wegen Bigamie erheben wird, wenn er darauf besteht. Hurstwoods Frau weigerte sich, einer Scheidung zuzustimmen, und Hurstwood wusste nicht, wie er es Carrie sagen sollte. Hurstwood sagt seiner Frau, dass er unterschreiben und kein Geld verlangen wird, wenn sie ihm die Scheidung gewährt. Sie tut es, aber es ist zu spät. Carrie verliert das Baby und beschließt ihr Glück als Schauspielerin zu versuchen.
Hurstwood
liest in der Zeitung, dass sein Sohn nach seinen Flitterwochen in New
York erwartet wird und beschließt, ihn am Hafen zu treffen. Während
er dort ist, verlässt Carrie ihn (obwohl sie ihn immer noch liebt),
weil sie glaubt, dass er diese Gelegenheit nutzen wird, um wieder in das
Leben seiner Familie einzutreten. Während
Hurstwood weiter in die Armut abdriftet und auf der Straße landet,
steigt Carries Star im Theater auf, bis sie zu einer angesehenen
Schauspielerin an der Schwelle zum Ruhm wird....
Das klingt natürlich hochdramatisch und Wyler zieht inszenatorisch alle Register. "Carrie" erinnert stark an seine vorangegangenen erfolgreicheren Filme wie "Jezebel" oder "Die Erbin".
Das klingt natürlich hochdramatisch und Wyler zieht inszenatorisch alle Register. "Carrie" erinnert stark an seine vorangegangenen erfolgreicheren Filme wie "Jezebel" oder "Die Erbin".
Als Dramaturg und Techniker zählt der deutsch-schweizerische
Filmemacher zu den besten Regisseuren der gesamten Filmgeschichte, auch
wenn viele Kritiker ihm vorwarfen kein Autorenfilmer zu sein. Es ist ihm
jedoch stets gelungen hochkassige Stoffe publikumswirksam zu
inszenieren. In seiner Filmographie befinden sich Klassiker wie
"Sackgasse", "Geheimnis von Malampur", "Die kleinen Füchse",
"Sturmhöhe", "Der Westerner", "Mrs. Miniver", "Die besten Jahre unseres
Lebens", "Ein Herz und eine Krone", "An einem Tag wie jeder andere",
Polizeirevier 21", "Lockende Versuchung", "Weites Land", "Infam", "Funny
Girl" und natürlich "Ben Hur".
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