Regie: Piel Jutzi
Frank Biberkopf....
"Berlin
- Alexanderplatz" ist ein 1931 inszenierter Spielfilm von Piel Jutzi.
Die Geschichte über den Verlierer Franz Biberkopf basiert auf dem zwei
Jahre zuvor erschienenen gleichnamigen Roman von Alfred Döblin. Jutzis
Film ist somit einer dieser faszinierenden frühen Berlin-Filme, zu denen
auch Walter Ruttmanns "Berlin - Sinfonie einer Stadt", "Asphalt" von
Joe May oder "Menschen am Sonntag" von Robert Siodmak zählen. Die
Initiative für die Verfilmung ging vom späteren Hauptdarsteller Heinrich
George aus.
Leider fiel auch die Produktion des Films in die Zeit
vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Es fehlen daher -
anders als im Roman - die konkreten Hinweise auf Politik,
Homosexualität, jüdische Themen sowie Franzs Zeit als Zuhälter - mit dem
diabolisch wirkenden Happy End am Schluß wollten die Macher Probleme
mit der Filmzensur zuvorkommen.Der Film beginnt als Franz Biberkopf
(Heinrich George) aus dem Gefängnis Berlin-Tegel entlassen wird. Dort
hat er vier Jahre wegen dem Affektmord an seiner ehemaligen Freundin
gesessen. Es war Trunkenheit mit dabei und auch seine aufbrausende Art
begünstigten diesen Unglücksfall, der dann tragischerweise zum Totschlag
führte. Nun will er aber - nur bepackt mit einem kleinen Koffer - seine
zweite Chance ergreifen und ein neues Leben anfangen. Dazu braucht er
Arbeit und Wohnung. Doch der naive Mann, der wie ein gutmütiger Bär
wirkt, hat große Schwierigkeiten wieder ins Leben zurückzufinden. Der
Koffer wird ihm von einem Penner gestohlen. Ziellos treibt er sich in
den Lokalen rum. Dort trifft er auf den smart wirkenden Ganoven Reinhold
(Bernhard Minetti), der sofort Verwendung für Franz hätte. Ihm gefällt
Franzs körperliches starkes Erscheinungsbild. Doch zuerst ist Franz
wenig an einer Zusammenarbeit mit Kriminellen interessiert. Er will auf
ehrliche Weise Geld verdienen. Im Umfeld von Reinhold ist auch Franzs
neue Freundin Cilly (Maria Bard). Die soll dafür sorgen, dass Franz in
die Gang von Reinhold einsteigt. Doch die beiden verlieben sich
ineinander und so ist auch Cilly eher daran interessiert, dass ihr Franz
sauber bleibt. So steht er tagsüber als Straßenhändler am
Alexanderplatz und versucht mit seinem großen Mundwerk seine Ware an den
Mann zu bringen.Unter falschen Vorwand gelingt es Reinhold dennoch den
unbedarften Franz bei einer verbrecherischen Aktion mitzuschleppen.
Franz merkt erst sehr spät, was gespielt wird. Als er protestiert, wird
er von der Gang aus dem Auto geworfen. Bei dem Unfall verliert Franz
seinen Arm, schweigt aber über die Vorkomnisse. Nach dem
Krankenhausaufenthalt macht er Bekanntschaft mit Sonja (Margarete
Schlegel), die mit einem blinden Begleiter in den Hinterhöfen von Berlin
melancholische Lieder singt. Da Cilly verschwunden scheint, bandelt er
mit Sonja an und nennt sie liebevoll "Mieze". Nun will Franz auch
gegenüber Reinhold kapitulieren und entscheidet sich für die
Zusammenarbeit mit dem Schurken. In der Folgezeit kommt er durch die
verbrecherischen Aktivitäten zu Wohlstand, zieht mit "Mieze" zusammen
und wieder ist es Reinhold, der seine zerstörerische Mentalität das
Leben von Franz aus der Bahn wirft...
Piel
Jutzi wurde für sein sozialkritisches Drama "Mutter Krausens Fahrt ins
Glück" sehr gelobt. Der Nachfolger "Berlin Alexanderplatz" kam bei der
zeitgenössischen Kritik nicht ganz so gut weg. Man vermisste einige von
Biberkopfs wichtigen Eskapaden, die im Film gar nicht erst vorkommen. Im
Unterschied zu Döblins Vorlage entschied sich Jutzi auch für einen
chronologischen Ablauf der Geschichte. Er setzte vor allem auf
Hauptdarsteller Heinrich George, der eine phantastische
Darstellerleistung des Verlierers abgibt. Der naive wie impulsive
Protagonist wird von ihm in großartiger Weise zum Leben erweckt.
Kraftvoll, authentisch und auf den Punkt gebrachten Sympathieträger, mit
dem sich das Publikum irgendwie sehr stark identifizieren kann...es ist
eine beeindruckende Charakterdarstellung, die bis zur letzten
Einstellung - wieder als Marktschreier auf dem Alexanderplatz - immer
faszinierend bleibt. Es ist die Geschichte des kleines, gestrauchelten
Mannes, der aber die Fähigkeit hat immer wieder aufzustehen und sogar
aufrecht zu gehen. Im Jahr 1980 wagte sich Rainer Werner Fassbinder an
eine ausufernde Fernsehfassung des expressionistischen Stoffes.Für mich
einer der besten deutschen Filme der 30er Jahre und ein echter
Filmklassiker.
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