Regie: Harry Keller
Der Stalker...
"Unguarded Moment" (deutscher Titel: In den Fängen des Teufels) ist ein in Farbe gedrehtes Film Noir Drama aus dem Jahr 1957. Sein Regisseur Harry Keller war Orson Welles Co-Regisseur für dessen Meisterwerk "Im Zeichen des Bösen" aus dem Jahr 1959. Keller selbst arbeitete sowohl als Filmeditior (Erbe des Henkers, Ich glaub mich knutscht ein Elch) als auch als Regisseur von sehr gelungenen B-Filmen, vor allem Western wie "Quantez", Sieben Wege ins Verderben", "Sechs schwarze Pferde" oder "Die letzte Kugel". "In den Fängen des Teufels" floppte leider an der Kinokasse, obwohl die Kritiker die Darsteller John Saxon und Edward Andrews sehr lobten. Lois Conway (Esther Williams, die "Badende Venus") arbeitet als Musiklehrerin an einer örtlichen Highschool in einer Kleinstadt, in der kürzlich eine Frau ermordet aufgefunden wurde. Als sie Briefe von einem anonymen Verehrer erhält, vermutet sie zunächst, dass ihr Lieblingsschüler Sandy (John Wilder) dafür verantwortlich ist, und sagt ihm, dass sie niemals ein Liebespaar sein könnten. Die Briefe werden immer brutaler und eindeutiger und als sie in ihrem letzten Brief zu einem Treffen bei den Schließfächern der Schule eingeladen wird, beschließt Lois, ihn zu treffen, in der Hoffnung, den jungen Mann aufzuhalten. Dort wird sie von einer zunächst schattenhaften Gestalt angegriffen, die sie später als Leonard Bennett (John Saxon) identifiziert, den Star-Footballspieler der Highschool. Sie kann entkommen, verliert jedoch ihre Handtasche und wird von Lieutenant Harry Graham (George Nader) unterstützt. Graham rät ihr, Anzeige zu erstatten, aber Lois möchte die Angelegenheit fallen lassen, in der Hoffnung, dass sie sich wieder legt. Der Polizeibeamte hat guten Grund für seine Haltung, denn es häufen sich sexuell motivierte Überfälle auf Frauen. Wieder zu Hause bemerkt Lois ihre Handtasche auf ihrem Tisch, und als sie erkennt, dass der Dieb in ihrem Haus ist, befiehlt sie ihm zu gehen. Als er die Tür einschlägt, um zu entkommen, ist Lois nun sicher, dass Leonard ihr Angreifer ist. Leonard kann nach Hause gehen, ohne dass sein dominanter und anmaßender Vater (Edward Andrews) bemerkt, dass er weg ist. Mr. Bennett hält seinem Sohn einen Vortrag über die Gefahren von Frauen, angeregt durch den Vorfall, als er von seiner Frau und Leonards Mutter verlassen wurde, als er schwer krank war. Am nächsten Tag meldet Lois den Vorfall dem Direktor Pendleton (Les Tremayne), aber als Leonard die ganze Angelegenheit bestreitet, schützt Pendleton das wertvollste sportliche Gut der Schule, indem er Lois vorschlägt, Beweise vorzulegen. Bald verbreitet sich die Geschichte in der Schule, und mit Gerüchten über Lois, die angeblich Leonard verfolgt, geraten sowohl ihr Privat- als auch ihr Berufsleben ins Chaos. Eines Tages nimmt sie ihn aus dem Unterricht und versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber er weigert sich, ihr zuzuhören. Unterdessen kommt sie Graham näher, der nicht versteht, warum sie mit Leonard sympathisiert. Trotzdem beschließt sie, die Bennetts zu besuchen, doch der Vater will nicht, dass sie sich in die Angelegenheiten seines Sohnes einmischt, und beschuldigt sie, Leonard verführt zu haben. Er ist jedoch überrascht, als er erfährt, dass die Polizei nun in die Sache verwickelt ist. Mr. Bennett weiß nicht, dass Leonard sich erneut aus seinem Zimmer geschlichen hat, um eine Kellnerin zu besuchen, mit der er früher ausgegangen ist. Einige Zeit später begleitet Graham Lois zu einem Footballspiel, wo Graham auf die Idee kommt, Leonards Fingerabdrücke aus seinem Schließfach zu holen. Es stellt sich heraus, dass die Fingerabdrücke mit denen übereinstimmen, die bei Lois gefunden wurden....
Kann es so gelingen den Stalker dingfest zu machen ? Doch der Film überrascht, weil der Vater des Star Footballspielers noch viel pathologischer reagiert als sein Sohnemann. Der Film weist ein paar Ähnlichkeiten mit "Frau in Notwehr" (von William Dieterle) und "Kuss vor dem Tode" (von Gerd Oswald) auf und punktet vor allem mit seinen Nebendarstellern. John Saxon ist in einer seiner ersten wichtigen Rollen zu sehen und Edward Andrews ist perfekt als Spießbürger mit dunklen Gedanken besetzt und erweist sich im Laufe der Geschichte als Frauenhasser und als latent gewalttätiger Psychopath, der seinen Sohn beherrscht und auch in seinen Gedanken manipuliert. Leider ist der Schlussakkord nicht besonders geglückt, weil viel zu kurz und zu wenig konsequent und fast schon belanglos umgesetzt. Ein Wermutstropfen in einem ansonsten sehr gelungenen, nahezu unbekannten Noir der 50er.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.