Freitag, 4. Juli 2025

Vertrau keinem Fremden


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Cyril Frankel

Nimm keine Süßigkeiten von Fremden... 

Filme über pädophile Verbrecher waren in früheren Dekaden noch eher selten. Da war der 1931 entstandene "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von Fritz Lang eine große Ausnahme.  Ein weiterer deutscher Filmklassiker war "Es geschah am hellichten Tag" mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe, der im Jahr 1958 von Ladislao Vajda gedreht wurde. Viel weniger bekannt ist der 2 Jahre später entstandene "Vertraue keinem Fremden" (Never takes sweets from a Stranger), den die Hammer Studios produzierten. Regie führte Cyril Frankel (Der Teufel tanzt um Mitternacht, Das Geheimnis der weißen Sonne). Die Kameraarbeit wurde Freddie Francis anvertraut, der sich damals bereits durch seine vorzügliche Arbeit in "Der Weg nach oben" einen guten Namen machte und später zu einem der wichtigsten Kameramänner der Filmgeschichte aufstieg. Oscars für "Glory" und "Söhne und Liebhaber". Darüberhinaus inszenierte er einige Hammer Filme (Haus des Grauens, Der Satan mit den langen Wimpern, Draculas Rückkehr) aber auch für Amicus (Die Todeskarten des Dr. Schreck, Sie kamen von jenseits des Weltraums, Der Foltergarten des Dr. Diabolo).  Aus heutiger Sicht und unter Hinzunahme von Täter-Profiles ist der böse alte Mann in "Vertrau keinem Fremden" natürlich etwas ungewöhnlich, aber der Film punktet unter ganz anderen Gesichtspunkten. Obwohl der Film vordergründig von der Korruption und vom Missbrauch von Kindern handelt, ist das Hauptthema auch die Korruption der Macht. Es ist geradezu beklemmend wie die Stadtbewohner es den Eltern des Kindes auf vielfältige Weise fast unmöglich machen, den Fall seiner Tochter vor Gericht zu bringen. Etwas stiefmütterlich wird der alte Mann selbst behandelt, es wird lediglich angedeutet, dass alle wissen, dass da eine starke pädophile Neigung vorhanden ist und dass es sicherlich auch schon Vorfälle in der Vergangenheit gab, wo die Alarmglocken hätten leuten müssen. Aber er ist einer der reichsten und angesehensten Männer im Ort, der in jungen Jahren die Stadt groß gemacht hat, was einen großen Teil der Leute wohlhabend machte. Gwen Watford und Patrick Allen als verzweifelte Eltern und Alison Leggatt als weise, verständnisvolle Großmutter führen eine Besetzung an, die von Cyril Frankel mit großem Feingefühl inszeniert wird. Felix Aylmer, der während des gesamten Films kein Wort spricht, liefert eine erschreckend scharfsinnige Studie des zerfallenden Bösen. Trotz einiger Schwächen, die durch den damaligen zeitgeist vorhanden sind, ist es ein exzellenter Film, der seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Die britische Familie Carter  - Peter (Patrick Allen), Sally (Gwen Watford) und die neunjährige Tochter Jean (janina Faye) ist nach Peters Ernennung zum Schuldirektor in eine kanadische Kleinstadt gezogen. Eines Nachts wirkt Jean unruhig und verstört und gesteht ihren Eltern, dass sie und ihre Freundin Lucille (Frances Green) beim Spielen im Wald einen älteren Mann aufgesucht hatten. Dieser hatte sie gebeten, sich auszuziehen und nackt vor ihm zu tanzen, um Süßigkeiten zu bekommen. Sie taten es, und Jean glaubt nicht, dass sie etwas Unrechtes getan haben. Ihre Eltern sind jedoch entsetzt und beschließen, Anzeige zu erstatten. Der Angeklagte, Clarence Olderberry sr., (Felix Aylmer) gehört zu der reichsten, angesehensten und einflussreichsten Familie der Stadt. Die Stimmung wendet sich gegen die Carters, als die Stadtbewohner die Reihen gegen die Neuankömmlinge schließen. Der Polizeichef zweifelt Jeans Aussage an, während Olderberrys Sohn (Bill Nagy) die Carters warnt, dass Jeans Beweise und Glaubwürdigkeit vor Gericht zerrissen werden, wenn sie die Angelegenheit gerichtlich verfolgen. Die Carters geben nicht nach, doch als der Fall vor Gericht kommt, findet dies vor einer offensichtlich manipulierten Jury und in einer Atmosphäre extremer Feindseligkeit gegenüber den Carters statt. Wie angedroht, verhört der Verteidiger (Niall McGinnis) Jean auf erschütternde, einschüchternde Weise, die sie verwirrt, verängstigt und als unzuverlässige Zeugin erscheinen lässt. Unweigerlich wird Olderberry freigesprochen. Die Carters erkennen, dass sie in der Stadt keine Zukunft haben, und planen ihre Abreise. Kurz vor ihrer Abreise macht Jean eine Fahrradtour und trifft Lucille. Sie sind wieder im Wald, als Olderberry auf sie zukommt und ihnen eine Tüte Süßigkeiten anbietet...







Dieser zum Nachdenken anregende und intelligente Film von Hammer Film Productions ist dank Sony Pictures‘ aktueller "Icons of Suspense“-Reihe endlich auch auf DVD erschienen.   Das kontroverse Thema Kindesmissbrauch war 1960 noch weitgehend unerforschtes Terrain, und die Erzählung erforderte eine Feinfühligkeit und Subtilität, für die Hammer damals nicht bekannt war. Die größte Überraschung des Films ist, wie taktvoll die beunruhigenden Details der Handlung präsentiert werden. In allen Aspekten der Produktion herrscht ein Gefühl von Understatement und Minimalismus, ein Gefühl, dass dieses erwachsene Thema für sich selbst sprechen kann und nicht die melodramatischen und übertriebenen Ausschmückungen von Hammers sensationelleren Werken benötigt.Olderberry und seine Perversion werden von einer Gemeinde, die seiner Familie etwas zu verdanken hat, mit Humor genommen, und der beunruhigendste Aspekt der Erzählung ist die Art und Weise, wie die Einwohner von Jamestown bereit sind, Moral und Gerechtigkeit zugunsten des kapitalistischen Unternehmens, das die Stadt gegründet hat, aufzugeben.  Leider floppte dieses lobenswerte Drama 1960 an den Kinokassen, obwohl die Kritiken für Hammer überdurchschnittlich gut ausfielen. Der Film verfolgt einen objektiven Ansatz und präsentiert die Geschichte ohne die erwartete Moralpredigt. Dies ist eine mutige Entscheidung, die sich nun auszuzahlen beginnt, da immer mehr Menschen diesen wichtigen Film entdecken.







Bewertung: 9 von 10 Punkten

Fluch der Fliege


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Don Sharp

Das unheilvolle Erbe der Familie Delambre...

Seine erfolgreichsten Regiearbeiten drehte Don Sharp (1922 bis 2011) für die legendären Hammerstudios. Vor allem "Kuß des Vampirs" und "Rasputin" haben sich sehr schnell einen Kultstatus erworben. Sharp drehte auch Filme der "Dr Fu Man Chu" Reihe. In den späten 70er Jahren fand er mit der Neuverfilmung von Hitchcocks "Die 39 Stufen" und dem Abenteuerfilm "Die Bäreninsel in der Hölle der Antarktis" noch einmal Beachtung. Im Jahr 1965 inszenierte er den dritten Teil der Filmreihe "Die Fliege" von Kurt Neumann aus dem Jahr 1958. Durch den durchschlagenden Erfolg des Films entstand bereits nach einem Jahr die Fortsetzung "Die Rückkehr der Fliege", die von Edwards Bernds gedreht wurde. Der dritte Teil ist im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen US-Filmen eine britische Produktion.  "Der Fluch der Fliege“ war jahrelang selten zu sehen, da er der einzige Teil der „Die Fliege“-Filmtrilogie war, der weder auf Videokassette, Laserdisc noch online veröffentlicht wurde. Seine Heimvideopremiere feierte er erst 2007, als er in einer Box mit der Originalfilmreihe erschien.Martin Delambre (George Baker) fährt eines Nachts nach Montreal, als er eine junge Frau namens Patricia Stanley (Carole Gray) in Unterwäsche herumlaufen sieht. Sie verlieben sich und heiraten bald. Doch beide haben Geheimnisse: Sie, eine Konzertpianistin, ist kürzlich aus einer Nervenheilanstalt entkommen; er und sein Vater Henri (Brian Donlevy) führen radikale Teleportationsexperimente durch, die bereits schreckliche Folgen hatten. Martin leidet außerdem an rezessiven Fliegengenen, die ihn schnell altern lassen, und benötigt wie auch sein Vater ständig ein Serum, um jung zu bleiben. In einem weitläufigen Herrenhaus im ländlichen Quebec haben Martin und Henri erfolgreich Menschen zwischen London und der Stadt teleportiert. Die vorherigen Fehlschläge führten jedoch zu schrecklich entstellten und wahnsinnigen Opfern, die in den Ställen eingesperrt sind. Martins erste Frau Judith (Mary Manson) ist eine von ihnen, ebenso wie Samuels und Dill, zwei Männer, die als Assistenten der Delambres gearbeitet hatten. Martins Bruder Albert (Michael Graham) bedient die Londoner Empfangsstation, möchte das Teleportationsprojekt jedoch beenden und der Besessenheit entkommen, die seinen Großvater, seinen Vater und seinen Bruder getrieben hat. Wan (Ywette Rees) und Tai (Burt Kwouk), ein chinesisches Paar, das sowohl im Haus als auch im Labor für die Delambres arbeitet, komplettieren den Haushalt. Die Polizei und die Leiterin der Anstalt verfolgen Patricia zum Anwesen der Delambres und erfahren dort, dass sie Martin geheiratet hat. Bald stellt sich jedoch heraus, dass er eine frühere Frau hatte, von der er sich nicht scheiden ließ. Inspektor Charas (Charles Carson), der André Delambre untersucht hatte und nun als alter Mann im Krankenhaus liegt, erzählt Inspektor Ronet (Jeremy Wilkins) von der Familie Delambre und ihren Experimenten. Als die Polizei näher rückt, befällt die Delambres eine Mischung aus Gefühllosigkeit und Wahnsinn, und sie beschließen, ihre Arbeit aufzugeben und die Beweise für ihr Versagen zu vernichten....








Diese Aktion geht natürlich nicht ohne Gewalt und sie weist die beiden Wissenschaftler als wahre Monster ihres Wahns aus. "Der Fluch der Fliege“ beginnt mit einer stilvoll-unheimlichen, in Zeitlupe projizierten Sequenz vor dem Abspann von Patricias Flucht aus der Anstalt und sieht bereits am Anfang vielversprechend aus: die ersten Einblicke in das Delambre-Labor und die Experimente, die unruhige Beziehung zwischen Martin und Patricia und ihre Rückkehr in das unheimliche Delambre-Anwesen. Danach übernimmt jedoch das ziemlich verzweifelt einfallsreiche Drehbuch die Führung, und Don Sharp kann kaum etwas anderes tun, als mit dem Strom zu schwimmen. Nicht zufrieden mit verrückten Wissenschaftlern, Monstern, orientalischen Dienern und einer Romanze zwischen einem neurotischen Mädchen und einem Mann, der beim geringsten Anlass am ganzen Körper verwesende Pusteln ausbricht, versucht das Drehbuch, dem Ganzen die Krone aufzusetzen, indem es Anklänge an "Gaslight“ und „Rebecca“ einbaut: Eine chinesische Mrs. Danvers treibt die zweite Frau in den Wahnsinn, während die erste unten im Mondlicht auf dem Klavier verrückte Musik spielt. Einerseits zwar unterhaltsam und auch besser als Teil 2, aber insgesamt eher etwas albern. Der Showdown ist jedoch ganz spannend. 








Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Schatten einer Katze


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: John Gilling

Die Rache der Fellnase...

Der Name John Gilling ist stark mit den Hammer Studios verbunden. Er schrieb Drehbücher und führte auch bei einigen Hammer Filmen wie "Schatten der Katze", "Die letzten von Fort Kandahar", "Nächte des Grauens" und "Das schwarze Reptil" Regie. Vor allem der Zombie Film "Nächte des Grauens" übte einen großen Einfluss auf seine späteren filmischen Verwandten aus. "Der Schatten der Katze" entstand 1961 nach einem Drehbuch von George Baxt, die Schwarz-weiß Kamera führte Arthur Grant. Er startete im Kino im Doppelprogramm mit "Der Fluch des Werwolfs". Die Geschichte handelt von Tabitha (Bunkie, so hieß die Fellnase im realen Leben), der Hauskatze der wohlhabenden Ella Venable, die Zeugin des Mordes an ihrem Besitzer wird. Deren Ehemann Walter und die beiden Bediensteten Andrew und Clara ermorden ihre Besitzerin. Die Katze sinnt auf Rache, während die Mörder versuchen, sie, die einzige Zeugin, zu töten. Spät in der Nacht im England des frühen 20. Jahrhunderts wird die wohlhabende und betagte Ella Venable (Catherine Lacey) in ihrem Herrenhaus von Andrew (Andrew Crawford), dem Butler, im Einvernehmen mit Ellas Ehemann Walter (Andre Morell) und Clara (Freda Jackson), dem Dienstmädchen, ermordet. Tabitha, Ellas getigerte Katze, wird Zeugin des Mordes. Die Mörder beschließen, sie zu töten. Walter zwang Ella, ein Testament zu unterschreiben, in dem sie ihm alles vermachte. Ihr Originaltestament – ​​das Walter nichts vermachte – bleibt jedoch auf dem Dachboden versteckt. Walter muss dieses Original finden und vernichten, um sein Erbe zu sichern. Inspektor Rowles (Alan Weatley) und der Zeitungsmann Michael Latimer (Conrad Phillips) werden in das Haus gerufen, um Ellas Verschwinden zu untersuchen. Walter lädt Ellas Lieblingsnichte, Elizabeth „Beth“ Venable (Barbara Shelley), ein, im Haus zu übernachten. Er befürchtet, sie könnte das unrechtmäßige Testament anzweifeln und möchte persönlich mit ihr sprechen. Beth und Michael sind alte Freunde aus der Zeit, als sie bei Ella lebte, und sie kommen sich immer näher. Auf der Suche nach dem Testament verunglückt Walter auf dem baufälligen Dachboden. Daraufhin begegnet er Tabitha, die so aggressiv auf ihn reagiert, so dass er einen Herzinfarkt erleidet. Da er bettlägerig ist und die Suche nach dem Testament nicht fortsetzen kann, lädt er seinen Bruder Edgar (Richard Warner), Edgars kriminellen Sohn Jacob (William Lucas) und Jacobs Frau Louise (Wanda Godsell) zu sich ein. Er verspricht ihnen einen Anteil an Ellas Vermögen, wenn sie ihr Originaltestament finden und Tabitha töten. Sie stellen eine mit Mäusen bestückte Käfigfalle auf und fangen Tabitha damit. Sie stecken Tabitha in einen Sack und schicken Andrew los, um sie zu ertränken. Doch sie vergessen, den Sack zu verschließen, sodass Tabitha einfach hinausrennt, als Andrew ihn fallen lässt. Er verfolgt sie in den Sumpf, fällt aber hinein und ertrinkt.... 








Natürlich wird er nicht der letzte Tote in und um das Herrenhaus bleiben. Denn die beherzte Fellnase wird sich nicht nur an den drei Mördern rächen, auch Edgar und Sohn kommen nicht ungeschoren davon. Wer Katzen bzw. Tiere mag, der wird Spass an dem kleinen Old Dark House Schocker haben, denn die Katze trägt den gesamten amüsanten Film. Die Musik stammt von Mikis Theodorakis. 










Bewertung: 8 von 10 Punkten.