Regie: Richard Brooks
Die letzten Tage der Zeitung...
Humphrey Bogart wurde vom American Film Institute zum größten
Filmstar aller Zeiten gewählt. Seine Filme "Casablanca", "Der Schatz der
Sierra Madre", "Die Spur des Falken", "African Queen", "Tote schlafen
fest", "Gangster in Key Largo", "Entscheidung in der Sierra", "Die Caine
war ihr Schicksal", "Das unbekannte Gesicht" oder "Haben und
Nichthaben" sind legendäre AllTime Klassiker. Vielleicht liegt es an der
großen Anzahl von Highlights in seiner Filmographie, dass die
schwächeren Arbeiten etwas untergegangen sind. Dabei sind Filme wie
"Konflikt", "späte Sühne", "Vor verschlossenen Türen" oder "Der Tiger"
alles andere als schlechte Filme - sie kommen lediglich im Vergleich zu
seinen besten Arbeiten schlechter weg. "Die Maske runter" von Richard
Brooks ist auch einer dieser sehr unbekannten Bogart-Filmen, vielleicht
sogar einer der im TV am seltesten gezeigten Werke.
Der
Film gehört auch nicht zu den Hauptarbeiten seines Regisseurs Richard
Brooks, der sich sowohl als Autor (Rächer der Unterwelt, Crossfire,
Zelle R 17) als auch als Regisseur (Kaltblütig, Die Brüder Karamasow,
Mädchen ohne Mitgift, Katze auf dem heißen Blechdach, Saat der Gewalt,
Die letzte Jagd, Elmer Gantry, Die gefürchteten Vier, 700 Meilen
westwärts, Auf der Suche nach Mr. Goodbar) einen Namen machte.
Der
Film zerfällt formal in zwei Hälften oder besser gesagt Teile, denn sie
vermischen sich im Lauf der Geschichte zu einer Einheit. Da wäre zum
einen das Drama, denn "Deadline U.S.A. (so der Originaltitel) aus dem
Jahr 1952 hat auch zum Thema, dass die Zeitung "The Day" nach dem Tod
ihres Herausgebers Garrison verkauft werden soll. So wollen es
jedenfalls die Erben: Seine Frau Margaret (Ethel Barrymore) und deren
Töchter Alice (Fay Baker) und Katherine (Joyce McKenzie), die je 1/3 vom
Erbe besitzen. Der Verkauf - womöglich an den Herausgeber des
Konkurrenzblattes - hätte den Tod der Zeitung zur Folge. Als
Chefredakteur bekäme Ed Hutcheson (Humphrey Bogart) zwar eine üppige
Abfindung ausgesprochen, das restliche Personal würde allerdings mit
einem noch gewährten 2-Wochen Gehalt als Trost nach dieser Zeit auf der
Straße sitzen. Damit stehen Existenzen auf dem Spiel, die Jahrelang für
die Zeitung arbeiteten und sich mächtig ins Zeug legten (u.a. Ed Begley,
Audrey Christie). Dabei war der junge und engagierte Journalist George
Burrows (Warren Stevens) gerade dabei in Sachen Tomas Rienzi (Martin
Gabel) zu recherchieren. Der mutmaßliche Gangsterbos hat einmal mehr -
gerade erst kürzlich - kalt lächelnd eine Senatsanhörung überstanden.
Hutcheson ist zunächst nicht so angetan von der Idee dem Gangster das
Handwerk zu legen - er fürchtet, dass die Entwicklung der
anspruchsvollen Zeitung mit dieser Art von Sensationspresse aus
inhaltlicher Sicht ins Negative abgleitet. Doch der drohende Verkauf
ändert seine Meinung. Mit dieser Story könnte die Zeitung durch das
gesteigerte öffentliche Interesse vielleicht am Leben erhalten werden.
Ganz nebenbei muss der vielbeschäftige Mann auch noch um seine Frau Nora
(Kim Hunter) kämpfen, die sich schon seit vielen Monaten scheiden
lassen will. Einen neuen Partner für eine erneute Vermählung hätte sie
auch schon.
Dann wird sein Reporter von Rienzis Schergen
zusammengeschlagen, und es taucht die Leiche einer Frau aus dem Umfeld
des Gangsters auf. Nun versucht Hutcheson den gesamten Rechercheapparat
der Zeitung noch mehr anzuziehen...
und mit dieser Wendung sind wir auch
schon bei den "Film Noir" Anteilen, die aber nicht dominierend für das
Gesamtwerk sind. Der Film wirkt etwas "semi-dokumentarisch" und ist aber
in erster Linie ein Plädoyer für freie Presse und für unabhängige
Zeitungen.
Diese haben es aber in einer neuen Zeit immer
schwieriger - die Leute wollen Schlagzeilen und eben nicht die glänzend
recherchierte Geschichte. "The Day" hat Journalisten, die Konkurrenz
aber "Reporter"
Pidax präsentiert das Werk nun zum ersten Mal
auf DVD. Die starken semi-dokumentarischen Elemente des Zeitungs-Plots
ergänzen sich mit den deutlichen Film-noir- Referenzen der
Thriller-Handlung zu einem so spannenden wie realistischen Gesamtwerk.
Filmkritiker Leonard Maltin lobte damals die Darstellung Bogeys als
Redakteur mit Mission. Natürlich stammt das atmosphärische und
kenntnisreiche Drehbuch von Richard Brooks selbst. Der 1992 im Alter von
80 Jahren verstorbene Regisseur war ein Autorenfilmer, denn die meisten
Drehbücher zu seinen Regiearbeiten verfasste er auch.
Ein
Blick in "Die Maske runter" lohnt sich auf jeden Fall - es ist zwar kein
Meisterwerk, aber ein solider, gut ausbalancierter Bogey-Streifen. Für
Freunde alter 50er Jahre Filme auf jeden Fall empfehlenswert.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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