Montag, 13. Oktober 2014

Weißer Terror

























Regie: Roger Corman

Der Agitator...

Von Roger Cormans "Weißer Terror", der war mir bislang unbekannt war, bin ich auf Anhieb begeistert und ich habe den Eindruck jetzt endlich einen wichtigen US-Filmklassiker neu für mich entdeckt zu haben.  Der Film über Rassismus im ländlichen Süden der USA entstand 1962 und hat eine Sonderstellung im Werk von Corman, dem Meister des B-Pictures. Cormans bekanntesten Filme sind die stilvollen Edgar Allen Poe Verfilmungen wie "Die Verfluchten", "Grab der Lygeia", "Lebendig begraben", "Pendel des Todes", "Folterkammer des Hexenjägers", "Der Rabe" oder "Satanas".
Der Film spielt in den frühen 60er Jahren, als das Gesetz der Vereingten Staaten endlich den Grundsatz "Separate but equal" kippte, der zwar "getrennt, aber gleich" suggerierte, in Wahrheit aber ein unrühmliches Kapitel der US-Südstaaten im alltäglichen Rassismus darstellte.
Diesem Grundsatz zufolge wurden für weiße und schwarze Amerikaner in vielen Bereichen des Lebens vergleichbare Einrichtungen oder Dienstleistungen zur Verfügung gestellt, die jedoch hinsichtlich ihrer Nutzung strikt nach der Hautfarbe getrennt waren, was als Ausprägung einer Politik der Segretation gilt. Die Bürgerrechtsbewegungen der 50er und 60er hatten dann zur Folge, dass die Rassentrennung in öffentlichen Schulen in allen Bundesstaaten 1954 als verfassungswidrig erklärt wurde. Offiziell war er abgeschafft, aber die Umsetzung - vor allem in den durch die Geschichte der Sklavenhaltung noch stark geprägtem Süden - war schwierig und lösten Gewaltwellen und vor allem "Weißer Terrror" aus.
In Cormans Film kommt eine Fremder (William Shatner) mit dem Bus in die kleine fiktive Stadt im Süden von Caxton. Er gibt vor, dass er sich beruflich um "Soziale Intergration" kümmert und interviewt sehr unauffällig die Leute in dieser  Kleinstadt, was sie davon halten, dass am morgigen Tag erstmalig 10 Dunkelhäutige die Schule der Weißen betreten und dort unterrichtet werden. Zu diesen mutigen Vorreitern gehört der junge, begabte Joey Greene (Charles Barnes), dessen Eltern mit Angst diesen Tag entgegensehen. Man weiß ja nicht, wie die Weißen auf dieses neu Gesetz reagieren. Und die sind in der Mehrheit auch negativ eingestellt und befürworten nach wie vor die Rassentrennung - nicht nur in der Highschool. Der Fremde, der Adam Cramer heißt, weiß mit Raffinesse einflussreiche Stadtväter wie Verne Shipman (Robert Emhardt) für seine niederen Zwecke zu gewinnen, denn er ist in die Stadt gekommen und reichlich Stimmung gegen die Schwarzen zu machen. In einer manipulationen und demagogischen Rede vor der Town Hall der Stadt heizt er den Mob auf, indem er auch noch behauptet, dass Kommunisten und Juden in Washington die Rassengesetze aufheben wollen und die Politik beeinflussen. Im Taumel des Hasses, der sich breit macht, werden beinahe noch schwarze Pasanten gelyncht.  Tom McDaniel, er Chefredakteur der Zeitung (Frank Maxwell) stellt sich gegen den Mob, wird aber sehr schnell ebenfalls vom zornigen Mob zum Feind erklärt. Während es sich immer mehr aufheizt, bandelt Cramer mit McDaniels Tochter Ella (Beverly Bunsford) an und verführt die Frau (Jeanne Cooper) seines Zimmernachbarn Sam Griffin (Leo Gordon)...



und dieser hat dann sogar die beste Szene im Film, als er den charismatischen Seelenverkäufer zur Rede stellt, ihn mit seinen Lügen als Feigling völlig durchschaut und ihm so sein wahres Gesicht widerspiegelt. In diesem einen Moment ist der "Eindringling" gedemütigt, doch er macht weiter und es ist am Ende wieder dem Handelsvertreter Griffin zu verdanken, dass die Dynamik in der Stadt sich nicht ganz zur Katastrophe wendet. Cormans Film ist grandios aufgebaut, die Schwarz-Weiß Kamera von Taylor Byars setzt uns mitten ins Geschehen und man kann die Entwicklung in diesem kleinen Kaff kaum fassen - aber genauso wie hier gezeigt funktionieren solche Agitationen. Er muss nur rhetorisch gut sein - die Drecksarbeit erledigt dann der kleine Mann. 


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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