Regie: John Sturges
Whiskey für Denver...
John Sturges gehört zu den großen Westernregisseuren der
Filmgeschichte. Er drehte Klassiker des Genres wie "Schatz der
Gehenkten", "Verrat im Fort Bravo", "Der letzte Zug nach Gun Hill",
"Zwei rechnen ab", "Das Geheimnis der fünf Gräber" oder "Die glorreichen
Sieben". Sein 1965 gedrehter Western "40 Wagen westwärts" ist
allerdings etwas aus der Art geschlagen. Zwar gibt Kameramann Robert
Surtees (Oscar für "Ben Hur" und "Stadt der Illusionen") erneut eine
grandiose Vorstellung seines Könnens, denn der Film ist opulent
bebildert, wie es für einen guten stimmungsvollen Western gehört.
"Hallelujah Trail" - so der Originaltitel - ist allerdings eine
ausufernde Westernkomödie, die mit ca. 150 Minuten Laufzeit für den
Zuschauer zur Herausforderung werden kann. Denn die Story, die der Film
anzubieten hat, könnte locker in 90 Minuten erzählt werden. Joe Hembus
kritisierte in seinem "Western Lexikon" den Film und verglich das
Szenrario mit einem überlangen Witz, über den nur Besucher von
geschlossenen Veranstaltungen lachen können, sofern man sie ausreichend
mit Getränken versorgt. Ich glaube besser kann man diesen sonderbaren
Film im Ultra Panavsion 70 Format nicht beschreiben. Aus heutiger Sicht
sind auch die deutschen OFF-Sprecher Ernst Wilhelm Borchert und Hans
Clarin nicht mehr besonders lustig. Im Jahr 1867 sorgen Anzeichen für einen harten Winter in der
aufstrebenden Bergbaustadt Denver für Unruhe, da die trinkfreudigen
Bürger einen Mangel an Whiskey befürchten. Auf Anraten von Orakel Jones
(Donald Pleasence), einem örtlichen Führer und Seher (allerdings nur,
wenn er unter Alkoholeinfluss steht), veranlassen die Einwohner eine
Massenlieferung von vierzig Waggons voller Whiskey, die von der
Wallingham Freighting Company geliefert werden soll. Der
Whiskey-Wagenzug macht sich unter der Leitung des Firmeninhabers Frank
Wallingham (Brian Keith) auf den Weg, der sich wiederholt als
"Steuerzahler und guter Republikaner" bezeichnet.
Die Ladung wird zur Zielscheibe verschiedener Gruppen, die jeweils
ihre eigenen Anführer und Pläne haben. Der junge Hauptmann Paul Slater
(Jim Hutton) von der US-Kavallerie wird vom Kommandanten von Fort
Russell, Oberst Thaddeus Gearhart (Burt Lancaster), beauftragt, den
Wallingham-Waggonzug zu eskortieren, und möchte lediglich seine Befehle
ausführen. Eine Gruppe irischer Fuhrleute, die als Wagenführer
angeheuert wurden, will streiken, wenn keine Whiskey-Rationen verteilt
werden. Die zweifach verwitwete Kreuzzugsführerin Cora Templeton
Massingale (Lee Remick) und ihre Anhänger, die über die alkoholische
Ladung informiert sind, wollen den Zug abfangen und seinen Inhalt
zerstören; die Gruppe bricht daher in Begleitung einer zweiten
Kavalleriedivision unter dem Kommando eines widerwilligen Oberst
Gearhart auf.
Gearharts Tochter (Pamela Tiffin) ist mit Hauptmann Slater verlobt,
aber von Mrs. Massingales Botschaft hingerissen. Trotz ihrer extrem
unterschiedlichen Persönlichkeiten und ihrer Unfähigkeit, sich in die
Augen zu sehen, verlieben sich der wettergegerbte Gearhart und die
schöne Cora Massingale ineinander. Trotz ihrer Gelassenheit und Anmut
und sogar ihrer gelegentlichen Sticheleien gegen ihn ist Cora von dem
Moment an, in dem er ins Fort reitet, in Gearhart vernarrt und verbringt
einen Großteil des Films damit, auf subtile Weise um seine Zuneigung zu
werben....
Weitere interessierte Parteien sind die Sioux-Indianer, angeführt
von den Häuptlingen Five Barrels Robert J. Wilke) und Walks-Stooped-Over
(Martin Landau), und eine Bürgerwehr aus Denver, angeführt von Clayton
Howell (Dub Taylor) und geleitet von Oracle Jones, die sich um ihren
kostbaren Vorrat an Getränken sorgen...
Die verschiedenen Gruppen treffen unweigerlich aufeinander, und der
daraus resultierende Kampf um die Besitztümer wird durch eine Reihe von
komödiantischen Versatzstücken und mehrere diplomatische Vorstöße eines
zunehmend müden Gearhart ausgetragen. Zu den Höhepunkten gehören eine
gewaltige Schießerei zwischen den Beteiligten in einem blendenden
Sandsturm, bei der kein einziger Verletzter zu beklagen ist, eine
Geiselnahme, bei der die Indianer die Frauenbewegungs-Mitglieder
gefangen nehmen, um ihrer Forderung nach alkoholischen Getränken
Nachdruck zu verleihen, und der Trick von Massingale, der Wallingham
dazu bringt, mit seinem gesamten Wagenzug in ein Treibsand-Sumpfgebiet
zu fahren, wo die Wagen und ihre Ladung in den Gruben versinken. Für
Oberst Gearhart und Kapitän Slater endet die Geschichte jedoch mit einer
Doppelhochzeit, für Wallingham und Oracle mit einem lebenslangen Vorrat
an Whiskey, als die Fässer durch den Auftrieb aus dem Treibsand
ausbrechen, und der Winter 1867 wird tatsächlich zu einem der mildesten
überhaupt. Soweit die Story des Westerns, der in gewisser Weise eine
Ähnlichkeit zu "Die total verrückte Welt" aufweist, nur ist Sturges Film
noch um einiges chaotischer.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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