Regie: Ingmar Bergman
Das Leben des Isak Borg...
In
Ingmar Bergmans 1957 entstandenen Klassiker "Wilde Erdbeeren geht es um
Erinnerungen, wobei die Handlung des Films aber auf einen einzigen Tag
komprimiert ist. Der 76jährige Professor Isak Borg (Victor Sjöström) feiert an
diesem Tag sein goldenes Doktorjubiläum. Am 50. Jahrestag seiner Promotion soll
er von seiner Universität in Lund geehrt werden. So unternimmt er eine Autofahrt
vom heimischen Stockholm nach Lund. Der Tag beginnt aber mit einem Grübeln, denn
der alte Mann hat im Traum seinen eigenen Tod erlebt und sich als Leiche
gesehen. Er sieht sich auf einer menschenleeren, ausgestorbenen Gasse. Die Uhr,
die vor einem der Häuser hängt, hat keine Zeiger mehr. Er erblickt einen
weiteren Mann, der ihm den Rücken zugedreht hat. Als er diesen anstupst, fällt
diese Gestalt zu Boden und zerspringt wie ein Gefäß, aus dem gebrochenen Kopf
kommt Blut. Er hört ein Herzpochen und dann kommt eine Kutsche mit Pferden immer
näher. Es ist ein Leichenwagen, der eine Laterne streift, weil sie wohl keinen
Kutscher hat. Der Wagen birst, das Rad löst sich und rollt auf den staunenden
und entsetzen Professor zu, der Sarg rutscht heraus und landet vor den Füßen des
Träumenden. Er öffent sich und die Hand der Leiche bewegt sich. Als der
Professor über den Sarg beugt, erkennt er sich selbst.
Dieser
Traum macht Angst und so wird der Tag auch ein Tag voller Erinnerungen. Seine
Haushälterin Agda (Julian Kindahl) richtet ihm das Frühstück und macht die
Koffer reisefertig. Professor Borg entschließt sich für die Reise mit dem Auto,
begleitet wird er von seiner Schwiegertochter Marianne (Ingrid Thulin), die sich
erst kürzlich von ihrem Mann Evald (Gunnar Björnstrand) getrennt hat, weil
dieser immer mehr verhärterter und todessüchtiger wird. Auf dem Weg dorthin
fährt er bei seiner 96jahre alten Mutter (Naima Wilfstrand) vorbei. Sie nehmen
auf der Fahrt auch drei Anhalter mit. Die junge Sara (Bibi Andersson), die
seiner Jugendliebe Sara gleicht, reist mit den beiden jungen Männern Anders
(Folke Sundquist) und Viktor (Björn Bjelvenstam) mit. Die beiden Männer streiten
ständig über die Existenz Gottes und Isak selbst hat an diesem Tag weitere
Träume und immer wieder kommen Erinnerungen in ihm hoch. Vor allem an seine
Jugendliebe Sara, die sich für seinen Bruder entschied - aber auch an seine Frau
Karin (Gertrud Fridth), die ihn betrog, aber ihm auch vorwarf ein grenzenloser
Egoist zu sein....
Bergmans
Film zeigt einen Mann an der letzten Schwelle seines Lebens. Die guten Taten und
die bösen Werke geben sich die Hane und spüren ihn auf in Gestalt von düsteren
Träumen. Er wird dabei nicht umhin kommen eine Bilanz seines Lebens zu ziehen.
So wird es nicht nur zu einer Reise zu einer Feier, sondern eine Reise
gnadenloser Abrechnungen und schmerzhaften Erinnerungen. Sie stehen im scharfen
Kontrast zu der Promotionsfeier am Ende. Die Idylle besitzt einen Schrecken,
grandios auch die Gegenüberstellung des alten Isak Borg mit einem kleinen Kind,
so wird die Reise auch eine elementare Erinnerung bis zur
Geburt.
Jeder
Dialog sitzt perfekt und die Schauspielerleistungen, allen voran Victor
Sjörström, Ingrid Thulin und Bibi Andersson sind hervorragend und machen "Wilde
Erdbeeren" zu einem herausragenden Filmwerk. Einerseits hat der Film auch eine
gewisse Leichtigkeit, aber Hauptmerkmal ist die ständige Melancholie - eine
Folge aus den Kontrasten des Lebens, einerseits die Unkompliziertheit der
Jugend, andererseits die Traurigkeit im Alter.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen