Freitag, 14. November 2014

Wartezimmer zum Jenseits

























Regie: Alfred Vohrer

Die erpresserische Schildkröte...

Im Fahrwasser der extrem erfolgreichen Edgar Wallace Filmreihe der 60er Jahre, gab es einen ganzen Haufen ähnlich gestrickter Krimis aus deutschen Landen. Mit "Wartezimmer zum Jenseits" saß sogar Alfred Vohrer,  der beste Edgar Wallace Director, auf dem Regiesessel. Produzent Horst Wendlandt setzte hier auf den Roman von James Hadley Chase "Zahle oder stirb".
Bereits das Intro mit einem vernebelten Blick auf Londons Straßen ist sehr gut gelungen. Erzählt wird die Geschichte von einem groß geplanten Gangstercoup. Die Bande hat vor vermögende Männer zu erpressen. Diese bekommen von "Der Schildkröte" einen Brief, indem sie aufgefordert werden eine bestimmte Summe zu bezahlen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Als erstes Opfer wurde Sir Cyrus Bradley (Hans Paetsch) ausgewählt - eigentlich ein Mann, der bekannt dafür ist, dass ihn solche Drohungen nicht im Geringsten beindrucken. Immerhin hat seine Frau Lady Helen (Adelheid Seeck) den Neffen Donald Micklem (Götz George) von der Erpressung durch dieses ominöse Syndikat informiert - der junge Student soll ein Auge drauf haben, dass nichts passiert, wenn der Onkel nicht bezahlt. Er und sein Freund Harry Mason (Hans Clarin) sind bei der Geldübergabe dabei - die Gangster wissen nicht, dass der Bote nur Zeitungspapier erhalten hat. Ist denen auch ganz egal, denn die haben damit gerechnet, dass Bradley nicht zahlt und sein Ableben gehört zum Plan als Abschreckung für alle weiteren zu erpressenden Gentlemen mit dickem Geldbeutel. So wird Bradley von dem Messerwerfer Shapiro (Klaus Kinski) gemeuchelt. Auch die attraktive Laura Lorelli (Hildegard Knef) gehört zum den fiesen Schildkröten und ist die Freundin des Gangsterbosses Alconi (Richard Münch), der in Triest in  einer opulenten Villa wohnt. Dorthin führt natürlich auch die Spur der beiden Studenten, die den Tod von Donalds Onkel aufklären wollen und die Gangster schnappen wollen. Entgegen dem Rat von Inspektor Dikes (Heinz Drache) ermitteln sie im sonnigen Italien auf eigene Faust und geraten in große Gefahr...

 Sehr nah bewegt der Film in dem typischen Wallace-Stil seiner Zeit, nähert sich aber ein bisschen dem Melodram, denn es gibt unter den Gangstern einige tragische Figuren. Die Handlung fängt dabei im nebenverhangenen London an, dass von Kameramann Bruno Mondi trist und trostlos eingefangen wurde. Das Italien erscheint dabei in hellem Licht und der unendlich schwermütige und traurige Blick von Hildegard Knef wird hier noch schneller enttarnt. Sie strebt nach Veränderung und hat genug von ihrem luxuriösen Gefängnis, dass ihr der von Macht besessene Gangster bisher bot. Ein gutaussehender Student, der hier rumschnüffelt, scheint die richtige Medizin für eine bessere Zukunft zu sein. Wer die Wallace Film liebt, der wird auch von "Wartezimmer zum Jenseits" angetan sein, der Film bietet 90 Minuten beste nostalgische Krimiunterhaltung und zeigt auch einmal mehr das Können von Alfred Vohrer, der vor allem mit dem großartigen "Die toten Augen von London" einen der ganz besten deutschen Kriminalfilme drehte.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 


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