Regie: Alfred Vohrer
Die erpresserische Schildkröte...
Im Fahrwasser der extrem erfolgreichen Edgar Wallace Filmreihe der
60er Jahre, gab es einen ganzen Haufen ähnlich gestrickter Krimis aus
deutschen Landen. Mit "Wartezimmer zum Jenseits" saß sogar Alfred
Vohrer, der beste Edgar Wallace Director, auf dem Regiesessel.
Produzent Horst Wendlandt setzte hier auf den Roman von James Hadley
Chase "Zahle oder stirb".
Bereits das Intro mit einem
vernebelten Blick auf Londons Straßen ist sehr gut gelungen. Erzählt
wird die Geschichte von einem groß geplanten Gangstercoup. Die Bande hat
vor vermögende Männer zu erpressen. Diese bekommen von "Der
Schildkröte" einen Brief, indem sie aufgefordert werden eine bestimmte
Summe zu bezahlen, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Als erstes Opfer wurde
Sir Cyrus Bradley (Hans Paetsch) ausgewählt - eigentlich ein Mann, der
bekannt dafür ist, dass ihn solche Drohungen nicht im Geringsten
beindrucken. Immerhin hat seine Frau Lady Helen (Adelheid Seeck) den
Neffen Donald Micklem (Götz George) von der Erpressung durch dieses
ominöse Syndikat informiert - der junge Student soll ein Auge drauf
haben, dass nichts passiert, wenn der Onkel nicht bezahlt. Er und sein
Freund Harry Mason (Hans Clarin) sind bei der Geldübergabe dabei - die
Gangster wissen nicht, dass der Bote nur Zeitungspapier erhalten hat.
Ist denen auch ganz egal, denn die haben damit gerechnet, dass Bradley
nicht zahlt und sein Ableben gehört zum Plan als Abschreckung für alle
weiteren zu erpressenden Gentlemen mit dickem Geldbeutel. So wird
Bradley von dem Messerwerfer Shapiro (Klaus Kinski) gemeuchelt. Auch die
attraktive Laura Lorelli (Hildegard Knef) gehört zum den fiesen
Schildkröten und ist die Freundin des Gangsterbosses Alconi (Richard
Münch), der in Triest in einer opulenten Villa wohnt. Dorthin führt
natürlich auch die Spur der beiden Studenten, die den Tod von Donalds
Onkel aufklären wollen und die Gangster schnappen wollen. Entgegen dem
Rat von Inspektor Dikes (Heinz Drache) ermitteln sie im sonnigen Italien
auf eigene Faust und geraten in große Gefahr...
Sehr nah
bewegt der Film in dem typischen Wallace-Stil seiner Zeit, nähert sich
aber ein bisschen dem Melodram, denn es gibt unter den Gangstern einige
tragische Figuren. Die Handlung fängt dabei im nebenverhangenen London
an, dass von Kameramann Bruno Mondi trist und trostlos eingefangen
wurde. Das Italien erscheint dabei in hellem Licht und der unendlich
schwermütige und traurige Blick von Hildegard Knef wird hier noch
schneller enttarnt. Sie strebt nach Veränderung und hat genug von ihrem
luxuriösen Gefängnis, dass ihr der von Macht besessene Gangster bisher
bot. Ein gutaussehender Student, der hier rumschnüffelt, scheint die
richtige Medizin für eine bessere Zukunft zu sein. Wer die Wallace Film
liebt, der wird auch von "Wartezimmer zum Jenseits" angetan sein, der
Film bietet 90 Minuten beste nostalgische Krimiunterhaltung und zeigt
auch einmal mehr das Können von Alfred Vohrer, der vor allem mit dem
großartigen "Die toten Augen von London" einen der ganz besten deutschen
Kriminalfilme drehte.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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