Dienstag, 10. Februar 2015

Das Lächeln einer Sommernacht

























Regie: Ingmar Bergman

Die Romanzen des Sommers...

Anfang der 50er Jahre waren die Filme von Ingmar Bergman phasenweise sehr leicht, die Geschichten schlugen ungewohnt einen heiteren Ton an. Auftakt machte "Einen Sommer lang", der Höhepunkt dieser Schaffensphase war sicherlich "Die Zeit mit Monika", langsam beendet wurde diese Tonart mit "Das Lächeln einer Sommernacht" Es war sicherlich auch eine Konzession an die Produzenten, nachdem sein "Abend der Gauklger" an der Kinokasse durchgefallen war und zuerst auch alles andere als Kritikererfolg war. Immerhin sorgte "Das Lächeln einer Sommernacht" für den ersten richtigen Kinoerfolg Bergmans.
Auf dem Höhepunkt dieses nostalgischen und sommerlichen Reigen ist es ein aphrodisierender Trunk, den die Protagonisten auf dem Höhepunkt der Geschichte einnehmen und der als Katalysatorfunktion auftritt, damit die Charaktere entschlossen handeln können. Die Geschichte führt uns nach Schweden, genauer gesagt in einen Frühsommer um 1900. Endlich Feierabend...warum auch Arbeiten an so einem schönen, sommerlichen Tag. Anwalt Frederik Egerman (Gunnar Björnstrand) macht etwas früher Feierabend und empfielt auch seinen Angestellten noch ein bisschen ins Freie zu gehen, um das schöne Wetter zu genießen. Gut gelaunt kommt er nach Hause. Dort erwartet ihn nicht nur sein Sohn Henrik (Björn Bjelfenstam), der Pfarrer werden will, sondern auch seine wesentlich jüngere zweite Frau Anne (Ulla Jacobsson). Er schlägt seiner Frau vor ins Theater zu gehen. Gespielt wird ein Stück, in dem Frederiks einstige Geliebte Desiree Armfeldt (Eva Dahlbeck) die Hauptrolle spielt. Kurz zuvor - während des gemeinsamen Mittagsschlafs - hat Frederik im Halbschlaf sehnsüchtig nach "Desiree" gerufen. Der Schock sitzt tief, Anne will nach Hause. Doch das Wiedersehen mit seiner einstigen Geliebten lässt Frederik nicht los, heimlich verlässt er in der Nacht noch einmal das Haus. Dort trifft er nicht nur einen kleinen Jungen, der auf den Namen Frederik hört, sondern auch Desirees Geliebten Graf Malcolm (Jarl Kulle). Dessen Frau Charlotte (Margit Carlqvist) weiß von der Liason. Genügend Sprengstoff also...so lädt Desiree die beiden Ehepaare Malcolm und Egerman sowie Frederik erwachsenen Sohn Henrik und die hübsche Hausangestellte Petra (Harriet Andersson) auf den Landsitz ihrer Mutter (Naima Wilfstrand) ein. Dort entlädt sich manches im Streit, aber auch neue Romanzen werden eingegangen...


 Das "Lächeln einer Sommernacht" unterscheidet sich von einer Tragödie dadurch, das hier der Macher entschieden hat, über das Drama zu lachen. Er ist eine Tragödie im Gewand einer Komödie. Die Leichtigkeit sowie die Wandlung zum Guten haben immer den richtigen Ton und das richtige Tempo. Dabei ist die Dramatik in jeder Einstellung zu spüren, gewinnt aber nie die Oberhand, denn der Ton ist leicht, beschwingt und so inspiriernd wie eine Sommernacht. Kein Wunder, dass aus Verzweiflung und Angst, aus Verwirrung am Ende doch eine neue Sinnlichkeit entsteht, der Aufbruch zu neuen Ufern und zu neuem Glück (vielleicht).
Gunnar Fischers Bilder gleiten im Gegensatz zum Hollywood Kino jener Tage nie ins übertriebene oder kitschige. Sie sind real und glänzen in schlichter Schönheit. Die Geschichte selbst ist locker und wirkt freizügig - ebenfalls als Vergleich hinzugezogen der in der gleichen Zeit relativ biedere Hollywood Film, ganz zu schweigen vom deutschen, sehr zugeknöpften Filmverwandten jener Tage mit viel biederer Moral.
Dabei wird die Essenz von Romantik in wunderbar ausgeleuchteten Bildern eingefangen. Alle Spielarten von Sinnlichkeit und Liebe werden hier aufgegriffen und gleichzeitig auch wieder reflektiert.
Fast schon revolutionär für die damalige zeit auch die Figur, die Harriet Andersson spielt, die sich spontan den dahergelaufenen Kutscher schnappt um am Ende dieser magischen Sommernacht meint "Ich kann mir mit dir eine Ehe vorstellen, aber ich habe noch andere Bedürfnisse."
Durch die Figur von Henrik thematisiert Bergman auch erstmalig den Mann, der vom Glauben abfällt.
Für Bergman war dieser Film ein internationales Sprungbrett. Ausgezeichnet in Cannes mit dem Sonderpreis für poetische Komödie, wurde "Das Lächeln einer Sommernacht" nicht nur in der schwedischen Heimat ein Hit, sondern sogar ein weltweiter Kassenschlager. zwei Jahre später konnte Begman dann mit dem wuchtigen "Das siebente Siegel" seinen besten Film realisieren.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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