Sonntag, 10. Mai 2015

Die Büchse der Pandora

























Regie: Georg Wilhelm Pabst

Lulu...

Die "Büchse der Pandora" enthielt wie die griechische Mythologie überliefert, alle der Menschheit bis dahin unbekannten Übel wie Arbeit, Krankheit und Tod. Sie entwichen in dem Moment in die Welt, als Pandora die Büchse öffnete. So steht dieses Öffnen auch als Inbegriff für das Stiften eines Unheils, das sich nicht wiedergutmachen lässt.
Angelehnt an diese Geschichte entstand die gleichnamige Tragödie von Frank Wedekind als Fortsetzung seines "Erdgeist". Beide Stücke wurden von Wedekind später als Bühnenfassng in einem Stück mit dem Titel "Lulu - Tragödie in 5 Aufzügen mit einem Prolog" zusammengefasst. Die "Büchse der Pandora" erschien in Buchform erstmalig im Jahr 1902. Aufgrund der für die Jahrhundertwende ungewöhnliche Deutlichkeit und Brutalität der Sprache schrieb Wedekind vornehmlich auf Englsich und Französisch.
1929 nahm sich der renommierte Regisseur der Weimarer Republik Georg Wilhelm Pabst diesem Stoff an. Dabei gelang ihm sicherlich neben "Die freudlose Gasse" und "Tagebuch einer Verlorenen" sein bestes Werk überhaupt.
Der Film war zu seiner Zeit ein Skandal. Am 30. Januar 1929 gabs Jugendverbot für den Stummfilm. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde sogar am 9. April 1934 verhängte die Filmoberprüfstelle auf Antrag des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda das Aufführungsverbot für einen der besten Filme der 20 Jahre.
Erzählt wird die tragische Geschichte von Aufstieg und Untergang der jungen Lulu (Louise Brooks), die den Männern, denen sie begegnet, zwar Begehren, am Ende aber nur den Tod bringt. Auch Frauen wie Augusta Geschwitz (Alice Roberts) erliegen dem Charme und der erotischen Austrahlung des jungen Revuegirls. Gleich am Anfang zeigt Pabst das Zusammentreffen einiger wichtiger Männer im Leben der Lulu. Mit dem wohlhabenden und einflussreichen Zeitungsherausgeber Dr. Schön (Fritz Kortner) hat sie eine Affäre. Doch er will sich von ihr trennen und hat sich mit der anständigen Charlotte von Zarnikow (Daisy D´Ora) verlobt. Als er entdeckt, dass sich in Lulus Wohnung auch der gnomenhafte alte Schigolch (Carl Goetz) aufhält, den Lulu als früheren Mäzen vorstellt, verlässt er seine Geliebte. Doch schon ein neuer Verehrer kreuzt seinen Weg nach draussen auf der Treppe des Hauses. Selbst Schöns junger Sohn Alwa (Francis Lederer) schwärmt für die die Exgeliebte seines Vaters. Sehr berechnend inzeniert sie im Theater einen handfesten Skandal, nach dem Schön genötigt ist sie auch zu ehelichen. Doch die Ehe hält nicht lang. In der Hochzeitsnacht kommt es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Dr. Schön erschossen wird. Auf der Anklagebank könnte ihr die Todesstrafe drohen, doch am Ende steht das Urteil von 4 Jahren Zwangsarbeit fest. Sie kann mit Hilfe ihrer Freunde fliehen. Alwa, Schigloch und Gräfin Geschwitz begleiten sie. Im Zug wird Lulu von einem anderen Passagier, Marquis Casti Piani (Michael von Newlinsky) erkannt. Er schweigt - muss aber bezahlt werden. Er schlägt vor, dass sich die Flüchtenden auf einem Schiff verstecken können, dass als illegale Spielhölle verwendet wird. Nach mehreren Monaten braucht er aber wieder Geld und verkauft Lulu an ein ägyptisches Bordell. Es bleibt nur noch die Flucht nach London. Dort hausen Alwa, Schigloch und Lulu im Elendsviertel. Am Heiligabend wird sie zur Prostitution getrieben. Dort treibt aber zur gleichen Zeit auch der gefürchtete jack the Ripper (Gustav Diessl) sein Unwesen...


 Sehr stark kommen die beiden Wirkungsmöglichkeiten des Films zur Geltung: Expressionistische Großaufnahmen und extrem atmosphärische Bildimpressionen, die den Film so derart stark machen. Unvergessen bleibt auch die Darstellung der amerikanischen Schauspielerin Louise Brooks, deren kesse moderne Frisur heute noch als "Lulu Pagenkopf" bezeichnet wird. Großartig spielt sie die eigentlich eher unschuldige Verführerin, die mit ihrer unverhüllten Sexualität das Leben der sie umgebenden Menschen zugrunde richtet. Louise Brooks besaß eine emorme sinnliche Ausstrahlung und beinahe kann man sagen, dass sie den Film mühelos im Alleingang tragen kann. Die Handlung unterteilt sich wie im Theater in Akte. Was in Akt 1 in einem großbürgerlichen Berliner Salon beginnt, endet in Akt 8 im Nebel von London. Alles ist recht dunkel gehalten, keine Spur von Hoffnung auf dem unaufhaltsamen Weg ins Verderben.
Die Restauration des Films ist sehr gut gelungen. Die DVD bietet sowohl englische als auch deutsche Zwischentitel an.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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