Montag, 2. Mai 2016

Das fliegende Klassenzimmer

























Regie: Kurt Hoffmann

 Es war einmal in Kirchberg...

Insgesamt wurde der Kinderroman "Das fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner dreimal verfilmt. Der Autor schrieb die Geschichte bereits im Jahr 1933. Die erste Verfilmung fand im Jahr 1954 statt, Regie führte Kurt Hoffmann - es ist die Verfilmung, die sich am genausten an die Vorlage hält. In der zweiten Verfilmung aus dem Jhar 1973, inszeniert von Werner Jacobs, wurde die Handlung der winterlichen Geschichte in den Sommer verlegt und die Verfilmung von Tomy Wigand aus dem 2003 nahm dabei die größten Änderungen gegenüber dem Original vor.  Natürlich ist "Das fliegende Klassenzimmer" aus heutiger Sicht ein sehr ruhiger Film mit einem behäbigen Tempo. Schon die erste Szene führt den Zuschauer in eine "Heile Welt" Situation - vielleicht heute noch viel mehr als bei seinem Erscheinen. Denn Erich Kästner selbst sitzt da auf einer Almwiese. Als er aufs Thermometer schaut, stellt er schwitzend "38 Grad" fest - er schaut hinauf zur nahen Zugspitze und wie jeden Tag kommt ein Kalb vorbei, dass den Autor dann ins Dorf begleitet. Kästner schreibt eine Geschichte, die sich vor einiger Zeit in den Alpenstädtchen Kirchberg zugetragen hat. Ort und Schauplatz der Handlung, die nun folgt ist ein Internat. Genauer gesagt das Johann Sigismund Gymnasium, eine Knaben-Oberschule. Auch dort im Städtchen geht alles seinen friedlichen Gang. Dort ist Martin Thaler (Peter Tost) ein fleißiger Schüler. Die Eltern des Klassenbesten sind sehr arm, er selbst übernimmt immer wieder Verantwortung auch für seine Mitschüler. Johnny (Peter Kraus) ist ein bisschen der Träumer der Klasse, ist aber sehr beliebt und wurde als kleiner Junge von einem Kapitän aufgenommen. Sein leiblicher Vater hat ihn von New York aus mit einem Schiff nach Deutschland geschickt, um ihn loszuwerden. Der Stärkste der Klasse ist Matthias Selbmann (Bert Brandt), den alle Matz nennen. Der will Boxer werden, isst bei jeder Gelegenheit und ist manchmal etwas schwer von Begriff. Viel pfiffiger ist sein bester Freund Uli von Simmern (Knut Mahlke), der kleinste der Klasse und auch der ängstlichste. Immer wieder hat er vor die Angst zu überwinden und er würde nur zu gerne so mutig sein wie Matz oder offensichtlich so selbstbewusst wie Sebastian Frank (Axel Arens). Rudi Kreuzkamm (Michael Von Welser) hat es nicht leicht, denn sein Vater (Bruno Hübner) ist Professor und Lehrer an der Schule. Ferdinand (Michael Verhoeven) ist der musikalische unter den Jungens. Sie alle mögen ihren Klassenlehrer Dr. Johann Bökh (Paul Dahlke), den sie alle Justus nennen. Denn der gestaltet den Geographieunterricht immer sehr lebendig, die Schüler haben dann das Gefühl die Welt wie aus einem Flugzeug zu sehen, Und dieses Bild wählen die Schüler auch für ihre Weihnachtsaufführung, Johnny hat das Stück geschrieben und Uli soll die einzige Mädchenrolle übernehmen. Zu diesem Zweck haben sie beim Firseur (Rudolf Vogel) eine Perücke machen lassen. Ulif fühlt sich von den anderen Jungs nicht richtig ernst genommen, weil er wenig Mut hat. Als die Realschüler Rudi Kreuzkamm, der mit den Diktatheften der Klasse unterwegs war, entführen, muss sich die Klasse etwas einfallen lassen, wie sie den entführten Kameraden befreien. Zu Rate ziehen sie "den Nichtraucher" (Paul Klinger), ein Mann, der in einem alten Eisenbahnwaggon ausserhalb der Stadt wohnt. Als der von dem jahrelangen Streit der beiden Klassen hört, macht er den Vorschlag, dass sich von jeder Gruppe jeweils nur einer einem Kampf stellen soll...


und mit seinem Auftreten wird dann auch die Kindheit und Jugend von Dr. Johann Bökh beleuchtet, der als Kind sehr unter dem Machtmissbrauch seiner Lehrer leiden musste und sich deshalb bemüht seinen Schülern ein guter Freund zu sein. Dies ist dann für Paul Dahlke auch endlich mal eine sehr positive Rolle, er wurde ja in den in seiner aktiven Zeit häufig als biederer Spießbürger oder als nicht unbedingt sympathischen Zeitgenossen eingesetzt (zb. Anders als die Andern oder Romanze in Moll). In dieser Film ist es anders und Dahlke kann auch gut den väterlichen Freund spielen, den die Schüler auch sehr respektieren. Im Grunde wirkt so ein Film wie "Das fliegende Klassenzimmer" fast aus einer ganz anderen, total entfernten Zeit. Die Nähe zum Märchen - wo alles mal optimal laufen könnte - scheint gegeben.  Schüler und Lehrer sind sich freundschaftlich verbunden. Die Erwachsenen respektieren die Nöte der Kinder und Jugend usw. Im Grunde ein Film über Freundschaften. Denn alle Jungs sind unterschiedlich und jeder hat eine Schwäche und auch eine Stärke. Sie akzeptieren einander nicht nur, sondern schätzen die Freundschaft des Anderen. Auch dies macht den Film zu einem "wie schön wäre wohl die Welt, wenn..." - Kästner schreibt über einen guten Zustand, der durch die Bemühungen dieser Lehrer und Schüler auch erreicht wird.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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