Dienstag, 31. Mai 2016

Gestehen Sie, Dr. Corda

























Regie: Josef von Baky

Unter Mordverdacht....

Der gebürtige Ungar Josef von Baky wurde berühmt als Regisseur des 1943 entstandenen UFA-Jubiäumsfilms "Münchhausen" und produzierte nach dem Krieg die beiden Trümmerfilme "...und über uns der Himmel" und "Der Ruf". Als Regisseur hatte er vor allem Erfolge mit der 1954 entstandenen Neuverfilmung von Kästners "Emil und die Detektive", "Die seltsame Gräfin", "Das doppelte Lottchen" und dem Jugendfilm "Die Frühreifen". Etwas weniger bekannt ist sein 1958 inszenierter Kriminalfilm "Gestehen sie, Dr. Corda", der auf tatsächlichen Geschehnissen beruht, die sich 1955 im oberösterreichischen Steyr zugetragen haben. Dort wurde ein Narkosearzt unschuldig des Mordes an einer Krankenschwester bezichtigt, die man erschlagen und missbraucht fand. Da dieser Arzt sich beim Verhör in Widersprüche verstrickte und zudem ein heimliches Verhältnis mit dem Opfer unterhielt, hielt die Polizei ihn sofort für den logischen Täter. Erst nach 187 Tagen Haft stellte sich seine Unschuld heraus.
Im Vorspann des Films wird auch auf den Schwerpunkt des Krimis aufmerksam gemacht "Ein unschuldig Verurteilter ist die Angelegenheit aller unschuldigen Menschen" - daher geht es in von Bakys Film (Drehbuch: Robert Adolf Stemmle) vor allem darum, die Geschehnisse aus der Sicht des unschuldig Inhaftierten und seiner Umgebung zu schildern. Sehr schnell werden Erinnerungen an den zwei Jahre vorher entstandenen Hitchcock Klassiker "Der falsche Mann" wach, der ebenfalls eindrücklich schildert, wie sehr sich dieser falsche Verdacht auf den Beschuldigten und seine Familie auswirkt. Und dieser falsche Mann heißt Dr. Corda (Hardy Krüger), der scheinbar glücklich mit Beate (Elisabeth Müller) verheiratet ist und eine kleine Tochter hat. Dennoch hat der Anästhesie-Arzt heimlich ein Verhältnis mit der Krankenschwester Gabriele Montag (Eva Pflug). Diese moralisch verwerfliche Beziehung wird ihm im Wirtschaftswunderland auch schnell zum Verhängnis. Als der Arzt Gabriele nicht beim vereinbarten Rendezvous antrifft, aber ein Fahrrad auf dem Boden neben der Parkbank findet, fährt er vorbei und sucht sie in der Stadt, wo reges Fasnachtstreiben herrscht. Einige Zeit später fährt er noch einmal an dem vereinbarten Treffpunkt im Park vorbei und stellt er sein Auto ab. Er läuft durch das Gras hinunter zum Fluß. Dort findet er auch die Leiche von Gabriele. Diese wurde kurze Zeit vorher von einem kleinen Mann (Hans Binner) mit Fahrrad erschlagen. Corda verhält sich panisch und verlässt den Tatort, ohne die Polizei zu verständigen. Er will nicht, dass seine Liason ans Tageslicht kommt. Dies erweist sich als großer Fehler, denn im Krankenhaus wissen fast alle von der Affäre. Grund genug für die beiden Ermittler Inspektor Guggitz (Siegfried Lowitz) und Oberinspektor Dr. Pohlhammer (Fritz Tillmann) sich bei der Aufklärung auf Dr. Corda zu fixieren. Ein Mann, der seine Geliebte loswerden wollte. Warum einem Täter mit Fahrrad nachgehen, wenn man den Mörder bereits vor sich sitzen hat und ihn verhört. Immerhin bekommt der Arzt durch seinen Vater einen guten Verteidiger (Hans Nielsen). Bald glauben alle an die Schuld des Arztes. Nur seine Ehefrau hält nach einem Nervenzusammenbruch und nach einem Selbstmordversuch zu ihrem Mann...


Doch Unbekannte setzen der Familie zu. Es kommt zu Terror-Anrufen, auch Steine werden in die Fenster der Wohnung geschleudert. Obwohl ihr Mann eine Affäre hatte, wird Ehefrau Beate ein bisschen zu sehr als Idealfigur hochstilisiert, die irgendwann die Einzige ist, die noch an die Unschuld ihres Mannes glaubt. Somit schwächt von Baky die Liebesaffäre schon etwas ab, da später in einem Gespräch mit der Ehefrau und Cordas Vorgesetzen Professor Schliessmann (Rudolf Fernau) die Affäre den Charakter einer früheren längst vergangenen Verfehlung bekommt. Dies wird vermutlich den moralischen Erwartungen des damaligen Publikums geschuldet sein. So bleibt die Weste der Identifikationsfigur Corda irgendwie weiß, auch wenn er sich beim Tatort aus dem Staub gemacht hat und sich der Verantwortlich entziehen wollte. von Bakys Film ist aber sehr spannend inszeniert, auch wenn die Suche nach dem wahren Täter nur eine untergeordnete Rolle einnimmt. Durch die sehr guten Darstellerleistungen sind die Verhör-Sequenzen sehr intensiv geworden, unterstützt wird das Szenario durch die vorzügliche Kameraarbeit von Göran Strindberg (Sie tanzte nur einen Sommer, Die Ratten). Gedreht wurde in Goslar. Besonders die gespenstisch wirkende Fasnachtsszene unterstützt den gleichzeitig stattfindenden hinterhältigen Mord, der mit einem kleinen Hammer seinem Opfer von hinten auf den Kopf schlägt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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