Regie: Sheldon Reynolds
Doppelleben...
Leider wurde der Hollywoodstar Robert Mitchum nie mit einem Oscar
geehrt. Er konnte in seiner aktiven Laufbahn nur einmal eine
Oscarnominierung für "Schlachtgewisser am Monte Cassino" als bester
Nebendarsteller erlangen, trotz seiner perfekten Leistungen in
klassikern wie "Crossfire", "Verfolgt", "Goldenes Gift", "Kap der Angst"
oder "Die Nacht des Jägers" - immerhin wählte in das American Film
Institute auf Platz 23 der größten Filmstars aller Zeiten. Der kurz nach
Charles Laughtons "Die Nacht des Jägers" realiserte Thriller "Die
fünfte Kolonne" zählt leider zu den weniger bekannten Filmen von
Mitchum, obwohl Regisseur Sheldon Reyonolds einen großartigen Politkrimi
aus der Zeit des kalten Krieges schuf. Unterstrichen wird die glänzende
Dramaturgie mit einem einzigartigen Soundtrack, der die düstere
Atmosphäre des Films noch zusätzlich unterstreicht. Nicht nur durch den
Schauplatz "Wien" erinnert Sheldons Film an den Klassiker "Der dritte
Mann" von Carol Reed. "Die fünfte Kolonne" ist zwar ein Farbfilm, hat
aber einen starken Film Noir Touch und zeigt Wiens dunkle Gassen dennoch
sehr ähnlich wie Reeds Film.
Auch die Kameraarbeit von Bertil Palmgren ist sehr gut.
Mitchum spielt den Presseagent Dave Bishop, der 1953 an der
französischen Riviera bei dem Millionär Victor Danemore (Jean Galland)
als Sekretär und Ghostwriter angestellt ist. Er wird von dem
wohlhabenden Mann dafür bezahlt, dass er falsche Pressemeldungen über
Danemores Leben verfasst. Danemores Frau Dominiique (Geraldine Page)
macht sich nicht viel um ihren gealterten Gatten, da gefällt ihr Dave
schon viel besser. Sie wurde ja auch von dem Egozentriker bezahlt ihn zu
heiraten. Als Danemore plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt, gerät
Dave - ohne es zu wollen - in eine Welt voll Erpressung, in eine Welt
der Spionage und der Politik. Schon am Begräbnis von Danemore wird
Bishop, der ihn zuerst sterbend auf dem Fußboden fand, nach den letzten
Worten des Mllionärs gefragt. "Hat er vor seinem Tod noch etwas gesagt
?" - diese Frage scheint einigen Menschen sehr wichtig zu sein, denn
Dave wird danach noch drei weitere Male dieselbe Frage gestellt.
Ausserdem meldet sich ein Rechtsanwalt aus Wien, der erfahren möchte, ob
Danemore eines natürlichen Todes gestorben sei. Dave fliegt dorthin,
denn er ist misstrauisch geworden und ausserdem will er wissen wer sein
verstorbener Arbeitgeber wirklich war. Dave half ihm seine Vergangenheit
im Dunkel zu halten. Vor allem der große Reichtum ist ein Rätsel. In
Wien erfährt er von einer Concierge den Namen eines schwedischen Mannes.
Er findet heraus, dass dieser Herr Lindquist in Stockholm lebt. Dort
erfährt er, dass der Mann bereits verstorben ist - aber er lernt dessen
Frau (Inga Tidblad) und dessen Tochter Brita (Ingrid Thulin) kennen, in
die er sich verliebt...
Eine eigenartige Melancholie begleitet die interessante Story, die
den Zuschauer an verschiedene Schauplätze in Europa der Nachkriegsjahre
führt. Mitchum spielt seine Rolle gewohnt mit seiner Coolness. Die
Aufdeckung könnte in fiese Abgründe führen, was Dave lange Zeit nicht
klar zu sein scheint. Neben "Niagara", "Tokio Story" oder "23 Schritte
zum Abgrund" zählt auch Reynolds Film, der im Original "Foreign
Intrigue" heißt, zu den ersten Noirs, die in Farbe gedreht wurden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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