Regie: Robert Wiene
Der Pianist und der Mörder...
"Orlacs Hände" wurde in Wien gedreht und ist ein Film des
deutschen Stummfilmregisseurs Robert Wiene, der als Macher des
expressionistischen Meilensteins "Das Cabinett des Dr. Caligari" aus dem
Jahr 1919 zu Weltruhm kam.
Es folgen "Genuine" im Jahr 1920, "Raskolnikow" im Jahr 1923 und
"Orlacs Hände" ein Jahr danach. Nach dieser Zeit schuf er eher harmlose
leichte Filme.
"Orlacs Hände" ist eine interessante Mischung aus Horror- und
Kriminalfilm, wurde später auch noch einige Male verfilmt, u.a. 1935 von
Karl Freund unter dem Filmtitel "Mad Love".
Der Film bekam keine Jugendfreigabe. Es existierte sogar ein Antrag
des sächsischen Innenministeriums, das den Film verbieten wollte. Als
Grund wurde eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
angeführt. So sehr zeige der Film die Ermittlungsmethoden der Polizei
wie beispielsweise die Abnahme von Fingerabdrücken. Dies würde doch den
bösen Buben ermöglichen bei ihren zukünftigen Taten viele Fehler zu
vermeiden, was schließlich auch die Erfolgsquote bei der Aufklärung der
Verbrecher mindert.
Für die Ausübung seiner Karriere als erfolgreicher Konzertpianist
ist Paul Orlac (Conrad Veidt) auf seine Hände angewiesen. Doch alles
ändert sich nach einer schrecklichen Kollison zweier Züge. Orlac war
Passagier und überlebt diesen schrecklichen Eisenbahnunfall zwar, aber
seine Hände hat er verloren. Seine Frau Yvonne (Alexandra Sorina) bittet
den behandelnden Chirurgen Dr. Serra (Hans Homma) alles zu versuchen um
die wichtigen Körperteile zu retten. Dieser entscheidet sich
schließlich zu einer gewagten Operation, indem er Orlac die Hände des
kürzlich hingerichteten Mörders Vasseur annäht. Der weiß zuerst nichts
davon wessen Hände er nun hat. Aber er fühlt sich irgendwie verfolgt
durch einen Mann (Fritz Kortner), der ihm immer wieder (im Traum?)
erscheint. Als er irgendwann den Chirurgen zur Rede stellt und die
Wahrheit erfährt, droht der Pianist irgendwie wahnsinnig zu werden. Er
will mit diesen Mörderhänden weder Konzerte geben, noch seine geliebte
Frau jemals wieder zärtlich berühren. Dadurch kommt das Paar in
finanzielle Not, die Gläubiger bestehen darauf, dass die Schulden
endlich beglichen werden. Imemrhin kann Yvonne einen Tag Aufschub
erwirken. Sie besucht Pauls extrem reichen Vater (Fritz Strassny), der
seinen Sohn abgrundtief hasst. Daher ist das Betteln nach Geld auch
vergebens. Dennoch fleht Yonne am Abend ihren Mann an selbst zu dem
bösen Vater zu gehen, um ihm noch einmal darum zu bitten. Als Paul dort
eintrifft, liegt sein Vater erstochen auf dem Boden. Er wurde ermordet.
Er ruft die Polizei, die feststellt, dass die Fingerabdrücke des
verstorbenen Mörders Vasseur überall zu finden sind...
"Orlacs Hände" ist mit den beiden Stummfilmstars Conrad Veidt und
Fritz Kortner, der den Gegenspieler darstellt, hochkarätig besetzt und
gilt als frühes Beispiel für einen traumatisierten "Untoten". Der
avantgardistische Soundtrack stammt von Johannes Kalitzke, das vom
Stuttgarter Kammerorchester eingespielt wurde. Es wurde eine Partitur
der Ängste. Die Figur des Paul Orlac ist von Angstneurosen und
Projektionen geprägt, die ihn in eine albtraumhafte Stimmung versetzen,
aus der es fast unmöglich erscheint wieder herauszufinden. Carmen
Cartellini ist als Dienstmädchen Regine zu sehen, eine Schlüsselfigur
dieser Geschichte. Der Film basiert auf dem Roman von Maurice Renard -
einer der ersten Romane zum Thema "Transplantationen".
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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