Regie: Joe Grant und Dick Huemer
Klassische Musik im Zeichentrickfilm...
Der dritte abendfüllende Disney Kinofilm ist "Fantasia" aus dem
Jahr 1940, ein ausgesprochener Experimentalfilm. Seine Vorgänger
"Schneewittchen und die 7 Zwerge" und "Pinocchio" waren riesige
Kinoerfolge. Im Lauf der Zeit hat "Fantasia" auch ca. 80 Millionen
Dollar eingespielt und wurde vom American Film Institute in die Top 100
der besten US-Filme gewählt (Platz 58 in der Umfrage von 1998) und liegt
auch mit Rang 5 in der Liste der besten Zeichentrickfilme.
Dieser
aussergewöhnliiche animierte und musikalische Anthologiefilm mit der
Regie von Joe Grant und Dick Huemer und der Produktionsaufsicht von Walt
Disney und Ben Sharpsteen mischt klassische Musik mit der Optik, die
man aus Disney Filmen kennt und auch mit diesen gezeichneten Helden. Er
besteht aus acht animierten Segmenten unterlegt mit bekannten
Klassikstücken unter der Leitung von Leopold Stokowski, von denen sieben
vom Philadelphia Orchestra aufgeführt werden. Der Musikkritiker und Komponist Deems Taylor fungiert als Conferencier des Films, der jedes Segment in Realfilmform einführt.
Der
Soundtrack wurde über mehrere Audiokanäle aufgenommen und mit
Fantasound wiedergegeben, einem bahnbrechenden Soundsystem, das von
Disney und RCA entwickelt wurde und Fantasi"a zum ersten kommerziellen
Film machte, der in Stereo gezeigt wurde, und zu einem Vorläufer des
Surround-Sounds.
Fantasia wurde zuerst als Kino-Roadshow veröffentlicht, die zwischen
1940 und 1941 von RKO Radio Pictures in 13 Städten in den USA
veranstaltet wurde; die
erste begann am 13. November 1940 im Broadway Theatre in New York City.
Obwohl der Film von den Kritikern gelobt wurde, konnte er zunächst
keinen Gewinn erzielen, da der 2. Weltkrieg den Vertrieb auf dem
europäischen Markt unterbrach, die Produktionskosten des Films hoch
waren und der Bau der Fantasound-Ausrüstung und die Anmietung von
Kinosälen für die Roadshow-Vorführungen teuer waren.
Seit
1942 wurde der Film von RKO Radio Pictures und Buena Vista Distribution
mehrfach neu aufgelegt, wobei das Originalmaterial und der Originalton
in jeder Version gelöscht, verändert oder wiederhergestellt wurden. Inflationsbereinigt ist" Fantasia" nach aktuellem Stand der 23. umsatzstärkste Film aller Zeiten in den USA.
Es ist sicherlich kein Film für das normale Zielpublikum von
Disney, den Jugendlichen und den Kindern, sondern richtet sich vor allem
an den erwachsenen und gebildeten Zuschauer, der klassische Musikstücke
zu schätzen weiß.
Alles
beginnt mit Live-Action-Szenen von Orchestermitgliedern, die sich vor
einem blauen Hintergrund versammeln und im Halbdunkel ihre Instrumente
stimmen. Der Zeremonienmeister betritt die Bühne und stellt das Programm vor. Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach. Live-Action-Aufnahmen
des Orchesters, beleuchtet in Blau und Gold, unterlegt mit überlagerten
Schatten, verschmelzen zu abstrakten Mustern. Animierte
Linien, Formen und Wolkenformationen spiegeln den Klang und Rhythmus
der Musik wider die erste Szenerie ist sehr abstrakt. Die Nussknacker-Suite von Tschaikowski unterstreichen im Anschluß Szenen, die den Wechsel der Jahreszeiten von Sommer über Herbst bis Winter darstellen. Es werden verschiedene Tänze mit Feen, Fischen, Blumen, Pilzen und Blättern aufgeführt. Es folgt der Zauberlehrling von Paul Dukas. Basierend
auf Goethes Gedicht "Der Zauberlehrling“ aus dem Jahr 1797 präsentiert
sich Mickey Mouse als der junge Lehrling des Zauberers Yen Sid, der sich
an einigen Zaubertricks seines Meisters versucht, weiß aber nicht, wie
er sie beherrschen soll. Ein Besen, der Wassser tragen soll, setzt diese
Tätigkeit endlos fort, da der Lehrling den Spruch, der den Zauber
beendet, gar nicht weiß. Es ist sicherlich die beste Sequenz des Films. "Le sacre du printemps"von Igor Stravinsky ist ebenfalls hervorragend. In ausgewählten Abschnitten der Ballettpartitur wird eine visuelle Geschichte der Anfänge der Erde dargestellt. Die
Sequenz schreitet von der Entstehung des Planeten bis zu den ersten
Lebewesen fort, gefolgt von der Herrschaft und dem Aussterben der
Dinosaurier. Dann folgt eine Pause. Die Orchestermusiker gehen und die Titelkarte von Fantasia wird enthüllt. Nach
der Pause gibt es eine kurze Jam-Session mit Jazzmusik, angeführt von
einem Klarinettisten, während die Orchestermitglieder zurückkehren. Dann wird eine humorvoll stilisierte Demonstration gezeigt, wie Ton im Film wiedergegeben wird. Ein
animierter Soundtrack "Charakter“, anfangs eine gerade weiße Linie,
ändert je nach den gespielten Tönen verschiedene Formen und Farben. Die Pastorale von Ludwig van Beethoven bietet dem Zuschauer
eine mythische griechisch-römische Welt bunter Zentauren und
"Kentauretten“, Amoretten, Faune und anderer Figuren aus der klassischen
Mythologie dargestellt. Eine
Versammlung zu einem Fest zu Ehren von Bacchus, dem Gott des Weines,
wird von Zeus unterbrochen, der einen Sturm heraufbeschwört und Vulkan
anweist, Blitze zu schmieden, die er auf die Anwesenden schleudern soll -
diese Szene beinhaltet sehr viel Kitsch und ist Geschmackssache. Danach
folgt der "Tanz der Stunden" von Amilcare Ponchielli. Ein komisches Ballett in vier Abschnitten: Madame Upanova und ihre Strauße (Morgen); Hyacinth Hippo und ihre Diener (Nachmittag); Elephanchine und ihre Seifenblasen pustende Elefantentruppe (Abend); und Ben Ali Gator und seine Alligatorentruppe (Nacht). Im
Finale tanzen alle Charaktere zusammen, bis ihr Palast einstürzt. Zum
Abschluß weren zwei Musikstücke in den letzten Film integriert: "Nacht auf dem kahlen Berge" von Modest Mussorgsky und "Ave Maria" von Franz Schubert. In
der Walpurgisnacht erwacht der riesige Teufel und ruft böse Geister und
ruhelose Seelen aus ihren Gräbern auf den kahlen Berg. Die
Geister tanzen und fliegen durch die Luft, bis sie vom Klang einer
Angelus-Glocke zurückgetrieben werden, während die Nacht in die
Morgendämmerung übergeht. Man
hört einen Chor, der Ave Maria singt, während eine Reihe von Mönchen in
Roben mit brennenden Fackeln durch einen Wald und in die Ruinen einer
Kathedrale marschiert...
Technisch ist der Film auch aus heutiger Sicht perfekt gestaltet. Die erste Szene mit den Farben sowie der Teil mit den Zentauren wirkt aus heutiger Sicht etwas seltsam. 1942 erhielt "Fantasia" zwei Ehrenoscars - einmal für den herausragenden Beitrag zur Nutzung des Tones im Film für Walt Disney und seine Crew William E. Garity und J. N. A. Hawkins. Auch für die einzigartige Visualsierung von Musik, erhielt Leopold Stokowski mit seinen Mitarbeiten wurde ein Ehrenoscar vergeben.
Technisch ist der Film auch aus heutiger Sicht perfekt gestaltet. Die erste Szene mit den Farben sowie der Teil mit den Zentauren wirkt aus heutiger Sicht etwas seltsam. 1942 erhielt "Fantasia" zwei Ehrenoscars - einmal für den herausragenden Beitrag zur Nutzung des Tones im Film für Walt Disney und seine Crew William E. Garity und J. N. A. Hawkins. Auch für die einzigartige Visualsierung von Musik, erhielt Leopold Stokowski mit seinen Mitarbeiten wurde ein Ehrenoscar vergeben.
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