Mittwoch, 15. Januar 2025

Der Rabe


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Lew Landers (Louis Friedländer)

Der irre Chirurg...

Der im Jahr 1867 in Laupheim, Kreis Biberach geborene Carl Laemmle wanderte bereits in jungen Jahren nach Amerika aus und war 1912 der Gründer der Universal Pictures und leitete die Studios bis 1936. In seiner aktiven Zeit war er einer der mächtigsten und einflussreichsten Studiobosse und zählt zu den einflussreichsten Pionieren der US-Filmgeschichte. Auch seine produzierten Horrorfilme wie "Dracula" (Tod Browning und Karl Freund), "Frankenstein" und "Frankensteins Braut" (beide von James Whale inszeniert), "Die Mumie" (Karl Freund), "Die schwarze Katze" (Edgar Ulmer) und "Der Unsichtbare" (James Whale) wurden legendäre Kinoerfolge. Leider wurde der 1936 von Laemmle produzierte und von Lew Landers (gebürtig als Louis Friedlander) Horrorfilm "Der Rabe" viel weniger gemocht - die zeitgenössischen Kritiken waren sogar sehr schlecht. Erst nach und nacch lernte man auch diese Fingerübung mit den beiden Universal Big Horrorstars Bela Lugosi und Boris Karloff etwas mehr zu schätzen - wobei mit "Edgar Allen Poes" Der Rabe hat der Film eher weniger zu tun. auch wenn einige Stellen des Gedichts von Poe im Film zitiert werden.  Lugosi spielt einen von Poe besessenen Neurochirurgen, der in seinem Keller eine Folterkammer hat und richtig irre spielen darf. Aber Karloff spielt einen nach einer absichtlich misslungenen Gesichtsoperation entflohenen Mörder auf der Flucht vor der Polizei. Er wird von der Filmfigur von Bela Lugosi manipuliert, damit dieser seine Drecksarbeit erledigt und damit ist die Bedienung diverser Folterinstrumente im Keller des Hauses gemeint, die aus den Werken von Edgar Allen Poe nachempfunden wurden. . Drei Jahrzehnte später trat Karloff in einem weiteren Film mit demselben Titel auf, Roger Cormans Gothic-Horror-Komödie Der Rabe (1963), mit Vincent Price und Peter Lorre. Damit präsentiert der Film  vereinzelte Anspielungen auf Poe, wie etwa ein Pendel als Folterinstrument oder ein ausgestopfter Rabe in Dr. Vollins Büro, der dem Film sogar den Namen gibt, obwohl er wie erwähnt mit der Handlung nichts zu tun hat. Zu Beginn des Films rezitiert Lugosi eine Strophe aus Poes Gedicht und gibt sich in einem kurzen Monolog als Verehrer Poes zu erkennen. Nachdem Jean Thatcher (Irene Ware) eine junge Tänzerin, bei einem Autounfall verletzt wurde, bitten ihr Vater, Richter Thatcher (Samuel S. Hinds) und ihr Verlobter, Dr. Jerry Halden (Lester Matthews), den Neurochirurgen Dr. Richard Vollin (Bela Lugosi), der jetzt nur noch forscht, aus seinem Ruhestand zurückzukehren und eine heikle Operation an ihren Hirnnervenwurzeln durchzuführen. Vollin hat kein Gespür für menschliches Leid und weigert sich zunächst zu helfen, aber als Richter Thatcher ihm sagt, dass nach Meinung seiner ehemaligen Krankenhauskollegen nur er die Operation erfolgreich durchführen kann, überredet er Vollin der OP beizuwohnen und zu assistieren. Einen Monat nach der Operation hat sich Jean erholt und Vollin ist von ihr besessen. Sie ist Vollin dankbar, dass er sie geheilt hat und dass er Jerry zu seinem Assistenten gemacht hat, aber als Vollin ihr bei einer Untersuchung in seinem Wohnzimmer sagt, dass er Jerry angeheuert hat, "um ihm etwas zu geben, das das ersetzt, was er verliert“, weicht sie seiner Umarmung aus und gibt eine Entschuldigung dafür, warum sie gehen muss. Da Jean weiß, dass Vollin ein Anhänger von Edgar Allan Poe ist, überrascht sie ihn, indem sie bei ihrer Rückkehr auf die Bühne einen Solotanz zu einer Rezitation von "Der Rabe“ aufführt. Richter Thatcher vermutet, dass Jean sich in Vollin verliebt, also geht er zum Arzt, um ihm zu sagen, er solle aufpassen, dass er das junge Glück der beiden Verlobten nicht zerstört. Als klar wird, dass Vollin bereits in Jean verliebt ist, sagt der Richter Vollin, er solle Jean nicht wiedersehen, damit sie Jerry heiratet, der viel näher an ihrem Alter ist. Dieses Gespräch kränkt Vollin so sehr, dass er einen Racheplan ersinnt.  Ein Mann kommt zu Vollin und bittet um ein neues Gesicht. Vollin erkennt den Mann als Edmond Bateman (Boris Karloff), einen Bankräuber, der auf der Flucht ist, nachdem er bei seiner Flucht aus San Quentin zwei Wachen getötet hat. Er sagt, er werde ihm im Austausch für einen Gefallen helfen, der Folter und Mord beinhaltet, aber Bateman antwortet, er wolle kein Leben in Gewalt mehr führen und sei erst auf diesen Weg gekommen, nachdem er sein ganzes Leben lang als hässlich bezeichnet wurde. Vollin willigt ein, Batemans Aussehen zu verbessern, entstellt aber stattdessen die Hälfte des Gesichts des Mannes, indem er seinen siebten Hirnnerv beschädigt, und Bateman unterwirft sich Vollin widerstrebend, damit der Arzt mit einer zweiten Operation die Entstellung rückgängig macht. Doch dazu muss er als Folterknecht für den verrückten Vollin arbeitet, der einige Gäste zu einer Party eingeladen hat...








Als gemeinsames Gespann waren natürlich Lugosi und Karloff eine Erfolgsformel für den Verkauf von Kinokarten. Aber man zugeben, dass Karloff für diese Rolle eher eine Fehlbesetzung war. 








Bewertung: 7 von 10 Punkten 

 

Das Phantom der Oper (1925)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:  Rupert Julian

In den Katakomben...

Der Roman "Das Phantom der Oper" von Gaston Leroux wurde viele Male bereits verfilmt. Die berühmteste und beste Adaption dieses Stoffes entstand 1925 durch den Produzenten Carl Laemmle, der Rupert Julian als Regisseur engagierte. Lon Chaney, der oftmals als "Mann mit den 1000 Gesichtern" bezeichnet wurde, spielte die Hauptrolle des deformierten Phantoms, das in den Katakomben der Pariser Oper herumspukt. Dabei wurde Chaneys seblst entwickeltes Make-up legendär berühmt, dass bis zur Premiere des Films als Geheimnis gehütet wurde.  Das letzte überlebende Besetzungsmitglied war Carla Laemmle (1909–2014), die Nichte des Produzenten Carl Laemmle, die im Alter von etwa 15 Jahren eine kleine Rolle als "Primaballerina“ im Film spielte. Die erste Schnittfassung des Films wurde am 26. Januar 1925 in Los Angeles vorgeführt. Der Film kam am 6. September 1925 in die Kinos und hatte seine Premiere im Astor Theatre in New York.  In der Pariser Oper besuchen Comte Philippe de Chagny (John Sainpolis) und sein Bruder, der Vicomte Raoul de Chagny (Norman Kerry) eine Aufführung von Faust, bei der dessen Geliebte Christine Daaé (Mary Philbin) singen könnte. Raoul möchte, dass Christine zurücktritt und ihn heiratet, aber sie gibt ihrer Karriere Vorrang vor ihrer Beziehung. Inzwischen hat die ehemalige Leitung das Opernhaus verkauft. Beim Verlassen erzählen sie den neuen Managern vom Operngeist, einem Phantom, das „die Bewohnerin von Loge Nr. 5“ ist. Mme. Carlotta ((Virgina Pierson), die Primadonna, erhält einen Brief vom "Phantom“, in dem sie fordert, dass Christine sie in der nächsten Nacht ersetzt, und mit schlimmen Konsequenzen droht, wenn dies nicht geschieht. In Christines Ankleidezimmer sagt ihr eine Stimme, dass sie Carlottas Platz einnehmen und nur an ihre Karriere und ihren Meister denken müsse. Am nächsten Tag enthüllt Christine Raoul, dass sie von einer geheimnisvollen Stimme, dem "Geist der Musik“, unterrichtet wurde und es nun unmöglich ist, ihre Karriere zu stoppen. Raoul sagt, dass ihr wahrscheinlich jemand einen Streich spielt, und sie stürmt wütend davon. An diesem Abend vertritt Christine Carlotta. Während der Vorstellung erschrecken die Manager, als sie in Loge 5 eine Gestalt sitzen sehen, die später verschwindet. Simon Buquet (Gibson Gowland) findet dann die Leiche seines Bruders, des Bühnenarbeiters Joseph Buquet, an einem Strick hängend und schwört Rache. Wieder fordert eine Nachricht des Phantoms Carlotta auf, zu sagen, dass sie krank ist und Christine sie ersetzen darf. Die Manager erhalten eine ähnliche Nachricht, in der sie bekräftigen, dass sie Faust in einem verfluchten Haus aufführen werden, wenn Christine nicht singt. Am folgenden Abend singt eine trotzige Carlotta. Während der Vorstellung lässt das Phantom den von der Decke hängenden Kronleuchter auf das Publikum fallen und tötet dabei Menschen. Christine betritt eine Geheimtür hinter dem Spiegel in ihrer Garderobe und steigt in die unteren Tiefen der Oper hinab. Sie trifft das Phantom, das sich als Erik vorstellt und seine Liebe erklärt. Christine fällt in Ohnmacht und er trägt sie in eine unterirdische Suite, die zu ihrem Komfort gebaut wurde. Am nächsten Tag findet sie eine Nachricht von Erik, in der er ihr sagt, dass sie niemals hinter seine Maske schauen dürfe. Während er damit beschäftigt ist, seine Orgel zu spielen, reißt Christine spielerisch seine Maske herunter und enthüllt sein entstelltes Gesicht. Wütend erklärt das Phantom, dass sie nun seine Gefangene ist. Sie fleht ihn an, sie singen zu lassen, und er gibt nach und erlaubt ihr, ein letztes Mal an die Oberfläche zu kommen, wenn sie verspricht, Raoul nie wiederzusehen. Nach ihrer Freilassung trifft sich Christine mit Raoul beim jährlichen Maskenball, wo das Phantom als "Roter Tod“ verkleidet erscheint. Auf dem Dach des Opernhauses erzählt Christine Raoul von ihren Erlebnissen. Ohne dass sie es wissen, lauscht das Phantom in der Nähe. Raoul schwört, Christine nach ihrem nächsten Auftritt nach London zu entführen. Als sie das Dach verlassen, nähert sich ihnen ein Mann mit einem Fez. Er weiß, dass das Phantom unten wartet, und führt Christine und Raoul zu einem anderen Ausgang. In der nächsten Nacht wird Christine während ihres Auftritts entführt. Raoul eilt in ihre Garderobe und trifft den Mann mit dem Fez erneut. In Wirklichkeit ist er Inspektor Ledoux (Arthur Edmund Carewe), ein Geheimpolizist, der Erik verfolgt, seit er als Gefangener von der Teufelsinsel geflohen ist....









Ob es den beiden Männern gelingt das Phantom unschädlich zu machen. Der Handlungsort ist gut gewählt, die Oper selbst sowie die unterirdischen Räume wirken beklemmend und gefährlich. Das Monster ist grotesk, Lon Chaney verleiht seiner Figur eindringliche Präsenz. Insgesamt ist Das Phantom der Oper großartig: beunruhigend, wunderschön gefilmt und von einer dichten und düsteren gotischen Atmosphäre durchdrungen. Mit solch einer starken technischen und visuellen Grundlage und Chaneys Darstellung und hievt ein solides Horrorspektakel der Stummfilmzeit in die Sphären des legendären und vergesslichen Kinos.








Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 
 
 

Sonntag, 12. Januar 2025

Die Elenden (1935)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Richard Boleslawski

Die Leidensgeschichte des Jean Valjean...

 Der in Polen geborene Filmemacher Richard Boleslawski ging 1929 nach Hollywood und wurde dort ein vielbeschäftiger Regisseur. Er starb viel zu früh im Alter von 48 Jahren im Jahr 1937. Sein früher Tod hat sicherlich auch etwas mit seiner Erkrankung zu tun, die er sich durch verfiftetes Quellwasser während der Dreharbeiten zu seinem Film "Im Garten Allahs" zuzog und ihn sehr schwächte. Er erholte sich zwar noch einmal, aber kurze Zeit später erlag er einem plötzlichen Herztod. Einer seiner bekanntesten Filmen war sicherlich die Verfilmung von Viktor Hugos bekanntem Roman "Die Elenden", der es bis heute gesamthaft auf ca. 2 Dutzend Filmadaptionen bringt.  Ausserordentlich erfolgreich war die Verfilmung aus dem Jahr 1958 mit Jean Gabin, die mit über 8 Millionen Zuschauern zum erfolgreichsten Film im seinem Heimatland wurde. 1982 spielte Lino Ventura die tragische Figur des Jean Valjean und auch die TV-Verfilmung mit Gerard Depardieu aus dem Jahr 2000 erhielt sehr gute Der Film von Boleslawski wurde bei der Oscarverleihung 1936 mit vier Nominierungen geehrt, ging allerdings in allen vier nominierten Kategorien (Bester Film, beste Regieassistenz Eric Stacey, Kameramann Greg Tolland und Barbara McLean für den besten Schnitt) leer aus.  Die Geschichte spielt im frühen 19. Jahrhundert. Der rechtschaffene, aber sehr arme Jean Valjean (Frederic March) wird wegen Diebstahl eines Laibes Brot zu 10 Jahren Galeerenstrafe verurteilt. Er zerbricht nicht an der harten Zwangsarbeit und wird nach 10 Jahren entlassen. Doch nach seiner Entlassung wird alles noch viel schlimmer. In Gefangenschaft bekam er immerhin etwas zu Essen. Nun wird er überall wie ein Verbrecher behandelt. Er wird überall abgewiesen und von der gesamten Gesellschaft wird er geächtet. Nur Bischof Bienvenue (Sir Cedric Hardwick) nimmt in bei sich auf, bietet ihm ein Nachtlager an und zeigt ihm den richtigen Weg. Unter anderer Identität gelingt es dem ehemaligen Sträfling eine Existenz aufzubauen und er wird ein angesehener Bürger, den man sogar zum Bürgermeister wählt. Dort in der Stadt, in der er sich niedergelassen hat, begegnet er Inspektor Javert (Charles Laughton) wieder, der sein Aufseher war und nun ausgerechnet in seine Stadt versetzt wird. Auch hier vertritt der Pendant eisern den Buchstaben des Gesetzes. Valjean hatte damals unter ihm sehr gelitten, doch zunächst erkennt Javert ihn nicht. Aber irgendwann schöpft er Verdacht und stellt Nachforschungen über den Bürgermeister an, ob es sich in Wahrheit um einen früheren Sträfling handelt, der seiner Meldpflicht nicht nachgekommen ist und daher mit aller Härte des Gesetzes erneut bestraft werden muss.  Javert ist auch verwundert über die Güte des Bürgermeisters, der eine Fabrik hat und auch seine Angestellte Fantine (Florence Eldridge) und deren kleine Tochter Cosette (Marilyn Knowlden als Kind. Die Erwachsene Cosette wird von Rochelle Hudson gespielt) unterstützt. Als ein anderer Mann unschuldig für Valjean gehalten wird und verurteilt werden soll, gibt Valjean seine wahre Identität preis. Er muss nun allerdings vor dem Gesetz und vor Javert fliehen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Valjean zu fassen Sie können in ein Kloster flüchten und als Cosette herangewachsen ist verlassen sie ihre sichere Unterkunft und gehen nach Paris. Dort lernt Cosette Marius (John Beal) kennen, den Anführer einer Studentenbewegung, die sich für Justizreformen stark machen. Sie verliebt sich in ihn, doch Javert ist ihm schon wieder auf der Spur...








In Dieser Adaption wurden viele Änderungen vorgenommen, von denen viele auch in späteren Adaptionen zu finden sind: Valjeans Prozess, sein Leben als Sträfling und seine Freilassung werden chronologisch dargestellt, während im Roman sein früheres Leben in Rückblenden dargestellt wird. Außerdem beginnt der Roman mit der Vorstellung des Bischofs, während er im Film erst erscheint, als Valjean an seiner Tür ankommt. Zudem werden die Kenner des weltberühmten Romans viele weitere Unterschiede entdecken können. Dennoch kann man von einer Verfilmung sprechen, die den Geist der literarischen Vorlage sehr gut umgesetzt hat. Mit Frederic March und Charles Laughton wurden zwei der damals am höchsten geschätzten Darsteller Hollywoods engagiert.









Bewertung: 8 von 10 Punkten.