Regie: Frank Capra
Die überzeugendste Dauerrede...
In vielen Filmen von Frank Capra sind ganz einfache Menschen die
großen Helden. Der Regisseur stellte sich immer auf die Seite der
ärmeren Bevölkerung, prangerte auch sehr oft das Establishment und seine
Gier an. So hat auch "Mr. Smith geht nach Washington" fast
kommunistische Tendenzen, aber Capra hat dies stets mit einer hohen
Dosis von Patriotismus verkauft. So waren seine Filmfiguren, die sich
gegen die Großen und Mächtigen durchsetzen mussten, immer auch gute
Amerikaner. James Stewart passte da wie perfekt in diese Rolle. Wer ihn
aber vieleicht schon zu oft als "George Bailey" in "Ist das Leben nicht
schön ?" gesehen hat, der könnte gut auf den gutmütig vertrottelten
Pfadfinder-Führer Jefferson Smith ausweichen. In dieser Rolle glänzt
Stewart in dem 1939 entstandenen "Mr. Smith geht nach Washington" - in
den USA wesentlich populärer als bei uns. Schon bei der Oscarverleihung
1940 gabs 11 Nominierungen (bester Film, beste Regie, bester
Hauptdarsteller, Harry Carey und Claude Rains als beste Nebendarsteller,
bester Schnitt, beste Filmmusik, bester Ton, bestes Szenenbild, bestes
Originaldrehbuch). Der Triumph von "Vom Winde verweht" mit insgesamt 8
Auszeichnungen war aber so deutlich, dass Capras Film nur in der
Drehbuch-Kategorie als Sieger vom Platz ging.
Beim Publikum war "Mr. Smith geht nach Washington" sofort
erfolgreich, ein klasse Box Office Ergebnis von 9 Millionen Dollar war
die Folge und heute ist der Film als ultimativer Hollywood-Klassiker
anerkannt. Das American Film Institute führt den Film auf Platz 26 der
größten Kinofilme aller Zeiten und die Filmfigur Jefferson Smith
rangiert auf Platz 11 der größten Filmhelden aller Zeiten. Gar nicht so
weit entfernt von Capras größtem Hit: George Bailey rangiert in dieser
Heldenliste auf Platz 9.
Überraschend stirbt der bekannte Senator Samuel Foley. Gerade
jetzt, wo viel Kohle in den Bau eines Staudamms gesteckt wird, der zwar
nicht gebraucht wird aber Unsummen von Dollars verschlingt und
Gouverneur Hopper (Guy Keebee), Senator Paine (Claude Rains) und vor
allem den Medienmogul Jim Taylor (Edward Arnold) durch Korruption sehr
reich macht.
Nun muss schnell ein Nachfolger gesucht und gefunden werden. Diese
Aufgabe fällt Hopper zu. Nachdem ihm seine Kinder von dem beliebten
Pfadfinderführer Smith vorgeschwärmt haben, wird der gutmütige Patriot
in einer Blitzaktion auf den Senatoren-Sessel gehievt. Man denkt, dass
der Idiot keinen blassen Schimmer von Politik hat (was stimmt) und keine
Ambitionen für seine Heimat hat (da irren sie gewaltig). Die ersten
Kontakte mit der Presse sind niederschmetternd, er wird in den Medien
als der Vogelstimmen-Imitator mit wenig Verstand gezeigt und seine
Sekretärin Saunders (Jean Arthur) soll ihm auf die Finger schauen und
ihn bespitzeln. Zuerst in Jefferson von der Praxis im politischen
Geschäft entmutigt, besinnt sich aber - angesichts des Lincoln Denkmals -
für die Bevölkerung gute Politik zu machen. Er will ein nationales
Jugendcamp errichten - genau an dem Platz, wo das korrupte Trio durch
ihre gigantischen Bodenspekulationen viel Geld machen wollen. Ehe sich
der gute Jefferson verieht, hat der mächtige Feind bereits den Angriff
durchgeführt und Jefferson wird der Korruption beschuldigt und soll aus
dem Senat ausgeschlossen werden. Nur eine Marathon Rede kann ihm einen
Vorteil verschaffen und seine Unschuld beweisen...
Tatsächlich ist dieser sogenannte "Filibuster" der Höhepunkt dieser
perfekt gemachten Polit-Classics. Dabei setzt Capra auf einen
unverwechselbaren naiven Charme, er ist aber in seinen Aussagen immer
klar und alles wird gut. Am Ende siegt das Gute und es sind vor allem
Kinder, die dem aufrechten Jefferson hingebungsvoll helfen. In den USA
selbst war das politische Establishment nicht gerade amüsiert über den
Capra Film, zeigt er doch die gängige Korruptionspraxis zwischen Kapital
und Politikern und dies am Vorabend des zweiten Weltkriegs. Immerhin
wurde Capra von den Producern dahingehend instruiert, dass dieses System
sich selbst korrigieren kann...weil es viele gute Amerikaner wie
Jefferson Smith gibt. Am Ende kriegt er auch sein Mädchen und Hollywood
hatte für kurze Zeit ein neues Traumpaar. Weil er den Oscar als bester
Darsteller nicht gewann und der Sieg an Robert Donat für "Auf
Wiedersehen Mr. Chips" ging, musste man Stewart ein Jahr darauf für eine
wesentlich schwächere Rolle in "Die Nacht vor der Hochzeit"
auszeichnen. Der Wiedergutmachungs-Oscar wurde damit geboren.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen