Regie: Henry King
Scharfschütze Jimmy Ringo...
Nach einer Geschichte von Andre de Toth drehte Regisseur Henry King
seinen Western "Scharfschütze Jimmy Ringo" (Alternativtitel: Der
Scharfschütze - Originaltitel: The Gunfifghter). Henry King hat im Laufe
seiner Karriere viele Genres bedient, seine drei Western wurden alle
sehr erfolgreich. 1939 drehte er seinen ersten mit "Jesse James, Mann
ohne Gesetz" - ein ultimativer Klassiker der Sparte und auch der 1958
inszenierte Edelwestern "Bravados" gehört zu den Highlights des
klassischen Westernfilms.
Vielleicht ist "Scharfschütze Jimmy Ringo" aus dem Jahr 1950 der
ambitionionierteste dieser drei überzeugenden Arbeiten. Vor allem
deshalb, weil er ohne das übliche Gut-Böse Schema auskommt. Die
Geschichte erzählt vom Werdegang des Jimmy Ringo, gespielt von Gregory
Peck, einem echten Aussenseiter der Gesellschaft. Er hat statt einer
bürgerlichen Existenz mit seiner Frau (Helen Westcott) das Leben eines
Outlaw und Revolverhelden gewählt, doch ist inzwischen in die Jahre
gekommen und trägt sich mit dem Gedanken seßhaft zu werden. Was aber
angesichts seines Rufes gar nicht so einfach scheint. Denn er - der
Revolverheld - wird von jungen Männern, die gerne Revolverheld werden
wollen, ständig herausgefordert. Und wenn so eine Konfrontation gerade
im Gange ist, dann geht es sehr schnell um Leben und Tod.
Bei dem Duell mit dem jungen Cowboy Eddie (Richard Jaeckel) nutzen
alle Schlichtungsversuche nichts, der Junge will wissen, wer der
Schnellere ist. Aber nun liegt er tot auf dem Boden des Saloons, die
Leute können bescheinigen, dass sich Jimmy Ringo nur gewehrt hat und der
junge Cowboy zuerst seinen Colt zog. Doch das wird die drei älteren
Brüder des Toten nicht interessieren. Wie so oft ist der Scharfschütze
auf der Flucht. Er kann seine Verfolger aber stellen und ihnen die
Pferde verscheuchen. Ohne Waffen werden sie zurück müssen und dies gibt
ihm etwas Zeit. Er erreicht die Kleinstadt Ceyenne - nicht ohne Grund.
Der Barkeeper (Karl Malden) erkennt ihn sofort und informiert den
dortigen Marshall Mark Strett (Millard Mitchell). Strett stellt sich als
alter Freund von Jimmy Ringo heraus und er weiß, wo sich Jimmys Frau
aufhält. Mit ihr versucht der Scharfschütze Kontakt aufzunehmen, dann
will er wieder verschwinden. Was sinnvoll ist, denn die Verfolger sitzen
ihm ja im Nacken. Ausserdem gibts mit dem jungen Hunt Bromley (Skip
Homeier) einen weiteren angehenden Revolverhelden in der Stadt, der sich
gerne damit brüsten würde der Mann zu sein, der Ringo erschoß.
Zuerst zögert Peggy, die als Lehrerin arbeitet und den gemeinsamen
Jungen alleine groß zieht, dann enschließt sie sich doch mit ihrem Mann
zu reden. Er ist anders geworden - und es ist immer noch Liebe bei
beiden vorhanden. Gibt es vielleicht tatsächlich eine Lösung für dieses
unstete Leben. Jedenfalls herrscht in Cayenne seit der Ankunft von Jimmy
Ringo reges Leben auf der Straße. Die kinder gehen nicht zur Schule,
sondern alle wollen den Revolverhelden sehen. Auch eine Frauengruppe
unter der Leitung von Mrs. Pennyleather (Verna Felton) ist zugegegen,
sie wollen, dass der Sheriff den ungebetenen Gast sofort einsperrt....
Man kann es natürlich schon ahnen, die Wünsche des Mannes, der sich
zur Ruhe setzen will, werden nicht erfüllt. Doch es wird ein Nachfolger
aus ihm hervorgehen, der sein Schicksal als Revolverheld noch gar nicht
im ganzen Ausmaß "ausgekostet" hat. Denn nach dem Ruhm für einen
Augenblick kommen die Phasen sich immer wieder aufs Neue als
Revolverheld beweisen zu müssen und irgendwann wird der schillernde Name
zum echten Fluch. Gregory Peck ist perfekt in dieser Charakterstudie
und auch seine Mitpspieler wie Millard Mitchell haben großartige Parts.
Darüberhinaus zeigt Henry King in seinem Film wie sich diese
hochanständigen Leute in einer US-Kleinstadt am Schaden ihres Nächsten
ergötzen. Das Bürgertum mit einer primitiven Lust für Sensationen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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