Regie: Samuel Fuller
Haus aus Bambus...
"Tokio Story" aus dem Jahr 1955 (Originaltitel: House of Bamboo) wird nicht zu den besten Samuel Fuller Filme gezählt und wurde auch nie ein großer Klassiker des Film Noir wie "Polizei greift ein", der zwei Jahre vorher entstand. Aber der Thriller, der in Japan nach dem 2. Weltkrieg spielt, hat auf alle Fälle einige Vorzüge. Vor allem ist er großartig bebildert (Farbkamera: Joseph McDonald) und wartet am Ende mit einer Topszene auf, die auf dem Dach eines Hochhauses spielt, wo gerade ein Volksfest stattfindet. Dort kommt es zum Finale zwischen Gangster und seinem Kontrahenten, der von der Militärpolizei als Spitzel eingesetzt wurde.
Der Film beginnt mit einem Überfall auf einen Militärzug, der von amerikanischen Soldaten und japanischer Polizei gewacht wird und von Kyoto und Tokio fährt. Dieser Angriff wird mit großer Präzision ausgeführt und die Gangster agieren total brutal. Sie schrecken auch vor Mord nicht zurück und lassen ein Todesopfer zurück. Die Ladung mit Waffen und Munition wird gestohlen. Mit der Aufklärung des Falles wird daher nicht nur die japanische Polizei unter der Leitung von Inspektor Kitz (Sessue Hayakawa) betraut, sondern durch das Todesopfer, ist es auch ein Fall Captain Hanson (Brad Dexter). Zuerst verlaufen die Ermittlungen sehr schleppend, doch als ein Gangster namens Webber (Biff Elliot) in einem Krankenhaus im Sterben liegt, kommt auch eine erste echte Spur. Es ist wahrscheinlich, dass der Sterbende mit dem Raub auf den Zug zu tun hat. Doch es ist nichts aus ihm raus zu bekommen. Kurz bevor er stirbt, gibt er aber an, dass er mit einer Japanerin namens Mariko (Shirley Yamaguchi) heimlich verheiratet ist. Diese ist aber untergetaucht. Hat sie Angst vor den Kumpanen ihres Mannes ? Sie wird auch von dem zwielichtigen Eddie Kenner (Robert Stack) gesucht.
Zuerst ist die Frau äusserst verängstigt - doch sie fasst Vertrauen zu dem Fremden. Der macht sich in Tokio auf die Suche, um im Dschungel dieser Metropole mit der Gangsterbande in Kontakt zu kommen. Dies gelingt ihm durch ein paar Schutzgelderpressung - dies hat Gangsterboss Sandy Dawson (Robert Ryan) überhaupt nicht gern, wenn jemand in seinem Territorium arbeitet. Zuerst kriegt Eddie mächtig was in die Fresse, doch Dawson könnte sich den Mann in seiner Gruppe gut vorstellen. Das führt zu Revierstreitigkeiten, denn Dawsons zweiter Mann Griff (Cameron Mitchell) agiert sofort sehr eifersüchtig...
"House of Bamboo" kann man als Remake des Noir "Straße ohne Namen" ansehen. Die Geschichten der beiden Filme ähneln sich extrem. Kein Wunder, denn Harry Kleiner schrieb in beiden Fällen das Drehbuch. Das 1947 entstandene Original wurde tatsächlich von FBI-Direktor J. Edgar Hoover finanziell gesponsert. Daher wirkte der Film auch ein bisschen wie ein Werbefilm für das FBI. Der Undercover Agent wird darin heroisch dargestellt - hier in Fullers Film wurde das zum Glück verbessert und es ist auch nicht sofort für den Zuschauer klar, auf welcher Seite Eddie steht. Ist er ein Gangster oder hat er doch eine geheime Mission. Robert Stack wurde seinerzeit kritisiert, weil man meinte, er könne Robert Ryan - seinem Gegenspieler - schauspielerisch nicht annähernd das Wasser reichen. Ich finde man tut ihm etwas unrecht. Denn die Unterschiedlichkeit der beiden Männer ist dadurch interessant. Stack als Eddie ist nicht ganz so gerissen wie der Gangsterboss Sandy Dawson, der sich eisern an seine brutalen Regeln hält. Bleibt beim Überfall einer der Kumpane verletzt, dann gibt man ihm den Rest. So plaudert der schon gar nichts aus. Obwohl er von seinen Leuten gewarnt wird Eddie nicht ganz so stark zu vertrauen, sucht der Mann aber dennoch das Risiko. Natürlich eine Paraderolle für Robert Ryan.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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