Regie: Joseph Losey
Der Herumtreiber...
Im Jahr 1951 fiel auch Joseph Loseys Name bei den Verhören von
Sympathisanten der Kommunisten Partei vor dem Komitee für
unamerkanische Umtriebe. Er verließ die USA für einige Zeit, kehrte
zurück und verließ 1953 die USA entgültig - in Europa entstanden auch
seine Klassiker wie "Das Mädchen und der Mörder", "Monsieur Klein",
"Accident", "Der Diener" oder "Der Mittler"
Leider ist sein in der USA realisierter Film Noir "Dem Satan singt
man keine Lieder" (Originaltitel: The Prowler) nicht besonders bekannt -
er entstand kurz nach seinem ersten Filmerfolg "Der Junge mit den
grünen Haaren" und auch dieser Film war schon gekennzeichnet von der
Hexenjagd in dieser Zeit. Drehbuchautor Dalton Trumbo war bereits auf
der Schwarzen Liste, so wurde offiziell Daltons Freund Hugo Butler als
Drehbuchautor genannt.
Der Film erinnert an einige früher enstandene Klassiker des Genres
wie Billy Wilders unverwüstliche "Frau ohne Gewissen" oder "Im Netz der
Leidenschaft" von Tay Garnett, unterscheidet sich aber in einem ganz
wichtigen Punkt von seinen filmischen Vorbildern. Denn in "Dem Satan
singt man keine Lieder" ist es keine Femme Fatale, die zum Gattenmord
anstiftet - der Mordplan und dessen Ausführung wird vom "Prowler"
(Herumtreiber) übernommen. Dabei ist dieser Webb Garwood (Van Heflin)
ein Polizist und sein Kollege Bud Crocker (John Maxwell hält große
Stücke auf ihn. Dessen Frau Grace (Katherine Warren) bemerkt aber schon
lange, dass Webb nicht besonders glücklich in seinem Job ist. Sie
erkennt seine große Unzufriedenheit. Eines Nachts wird die Polizei von
Los Angeles in eine Villa gerufen. Dort lebt die hübsche Susan Gilvray
(Evelyn Keyes) mit ihrem Mann, einem bekannten Radiomoderator (Sherry
Hall), der Nachts auf Sendung ist. Während sie im Bad war, entdeckte die
Frau plötzlich einen Herumtreiber am Fenster. Der flüchtet zwar sofort
als er merkt, dass die Frau ihn am Fenster sah. Doch der Schreck und die
Angst sitzt so tief, dass die Frau die Polizei verständigt. So lernen
sich Webb und Susan kennen. Er kehrt sogar einige Stunden nach
Dienstschluß nochmals zurück und sagt der Frau, dass dies so üblich ist.
Webb ist sofort in die verheiratete Frau verschossen und er bemerkt
auch ihre Sehnsucht - ihren Mann hört sie am Abend nur durch die
Radiosendung. Wenn er dann sehr spät "Gute Nacht und bis gleich Susan"
sagt, dann weiß sie, dass er nun bald zurückkehrt. Susan versucht
zunächst Webb einen Korb zu geben, doch schließlich wird sie schwach und
es beginnt die Zeit eines heimlichen Ehebruchs. Während eines
Rendezvous in Susans Villa erfährt er auch von einer
Versicherungspolice, die der ältere Mann für seine Frau - sollte er
sterben - abgeschlossen hat. Damit nimmt ein perfider Mordplan immer
mehr Gestalt an...
Und diesen Plan inszeniert Joseph Losey extrem virtuos und so
genial, dass man diese unbekannte Genreperle zu den ganz großen
Meisterwerken in seiner Gattung zählen kann. Oscargewinner Van Heflin
(Der Tote lebt) zeigt hier die beste Leistung seiner langen Karriere.
Dabei zeigt sich eindrücklich, dass das Lügengeflecht, dass die
Hauptfigur aufgebaut hat, immer mehr in der Realität zusammenfällt und
er immer weiter nach Lösungen suchen muss, um den Hals aus der Schlinge
zu ziehen. Dem Zuschauer wird ein interessanter Verlierertyp
präsentiert, der eine aktive Karriere als Baseballspieler vor sich hatte
und nun als durchschnittlicher Streifenpolizist ein unglückliches Leben
lebt. Neben einer ganz abgründigen Noir Geschichte, wird der Zuschauer
mit einem neidischen und gierigen Helden konfrontiert, der nur für
seinen Vorteil lebt und auch mordet. Erst 2010 wurde der vergessene Film
endlich restauriert und nun kann man dieses immer noch unbekannte
Meisterwerk in seiner ganzen Genialtät bewundern.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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