Regie: Ralph Nelson
Apachen greifen an...
In Punkto Spannung und Unterhaltungswert kann man Ralph Nelsons
Western "Duell in Diablo" kaum stark kritisieren. Nelson inszenierte
seinen Film aus dem Jahr 1965 sehr straff und thematisiert ähnlich wie
in seinem später entstandenen "Das Wiegenlied vom Totschlag" die
Feindschaft zwischen Rot und Weiß. Während "Das Wiegenlied vom
Totschlag" auch aufgrund seines Prädikats "Brutalster Western aller
Zeiten" in die Filmgeschichte einging, gelang dies dem "Duell in Diablo"
aber nicht. Die Gründe sind schnell offen gelegt: Eine gewisse Unlogik
durchzieht den Film. So wird zwar der Rassismus und der Haß gegen die
Indianer total stark betont, bei der Figur des schwarzen Ex-Sergeant
Toller, gespielt von Sidney Poitier, bleibt die Rassismus-Thematik
völlig im Hintergrund. Es genügt, dass er ein guter Soldat war, hier
hätten die Drehbuchautoren Marvin H. Albert und Michael M. Grilikhes
etwas mehr an Hintergrundstory einpflegen können. Zumal die Sklavenfrage
ja zu einem fünfjährigen Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd führte. Der
zweite Schwachpunkt kommt dann am Ende, wenn der Fährtenleser Jess
Remsberg endlich den wahren Mörder seiner indianischen Frau ausfindig
macht. Hier hatte ich das Gefühl, dass dies dann doch zuviel des Guten
an Plot war.
Ansonsten ist "Duell in Diablo" ein gut bebildeter Indianerwestern
(Kamera: Charles F. Wheeler, bekannt für "Tora Tora Tora" oder "Silent
Running"), der eine ganze Menge interessanter Charaktere bietet. Zum
einen den Scout Jess Remsberg (James Garner), dessen Frau - eine
Indianerin - von einem unbekannten Täter skalpiert und ermordet wurde.
Sein Freund Lieutenant McAllister (Bill Travers) ist befördert worden
und sehr ehrgeizig und hofft, Jess Remsberg als Späher für eine
Armee-Kavallerie-Einheit von 25 jungen und unerfahrenen Soldaten
gewinnen zu können. Der stimmt zu, weil die Reise durchs Indianergebiet
ins Fort Concho führt - dort soll der dortige Sheriff wissen, wer der
Mörder der Indianerin ist. Zumindest war dieser im Besitz des Skalps.
Kurz zuvor gelang es Remsberg die verheiratete Ellen Grange (Bibi
Andersson) zu retten, die in der Wüste von den Apachen verfolgt wurde.
Erst später erfährt er, dass die hübsche Frau freiwillig bei den
Indianern war und vom Sohn des Häuptling Chata (John Hoyt) ein Kind hat.
Er bringt vorerst die Frau zurück zu ihrem Ehemann Willard Grange
(Dennis Weaver), der nicht gerade erfreut ist, dass man ihm seine
untreue Gattin wieder bringt. Und dieser Grange ist auch einer der
Zivilisten, die ebenfalls mit der Kavallerie nach Fort Concho reiten.
Seine Frau ist bereits wieder zu ihren Indianerfreunden zurückgekehrt.
Da der Sohn des Häuptling von den Weißen getötet wurde, soll sie nach
dem Willen des Häuptlings auch sterben. Als Remsberg erfährt, dass Ellen
Grange wieder weggelaufen ist, versucht er sie ein zweites Mal aus den
Händen des Indianerstammes zu befreien..
Am Ende fügt sich alles irgendwie zusammen und den Höhepunkt -
Kampf mit dem Indianerstamm - hat Nelson sehr solide inszeniert. Durch
seine populäre Rolle in der Westernserie "Maverick" war James Garner
natürlich eine gute Wahl für den Kundschafter mit Rachegedanken. Sidney
Poitier spielt hier ein bisschen den arroganten Pferdehändler, der aber
als Ex-Kavallerist weiß, wann die Pflicht ruft. Es ist dem guten
Schauspieler zu verdanken, dass seine etwas oberflächlich angelegte
Rolle trotzdem noch funktioniert. Für die Schwedin Bibi Andersson war es
der erste Hollywoodfilm - ihre Ellen Grange ist - typisch für diese
Zeit Mitte 60s - eine bereits emanzipierte Frau, die weiß was sie will -
aber natürlich in ihrer Umgebung des Wilden Westens noch scheitern
muss. In "Wiegenlied vom Totschlag" präsentierte Ralph Nelson eine noch
stärkere Frauenrolle - auch Kathy Maribel Cresta Lee war die Frau eines
Indianers und bescherte Candice Bergen die besten Rolle in ihrer
Karriere.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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