Regie: Robert Wise and Jerome Robbins
Romeo und Julia in Manhattan West Side...
Das Musical "West Side Story" wurde 1961 von Robert Wise und Jerome
Robbins gemeinsam inszeniert. Dabei war Routinier Wise vor allem für
die Spielszenen verantwortlich, die Choreographie der Musicalnummern war
Jerome Robbins Metier. An überwiegend realen Schauplätzen in Manhattan
war er für die Inszenierung der Tänze und Kämpfe verantwortlich. Gerade
diese Szenen zünden bereits in der Anfangssequenz, wo der Zuschauer
schon ein Pfeifen aus der Ferne vernimmt - die Kamera aber noch aus der
Vogelperspektive Manhattan West Side zoomend umkreist. Vorbei an den
riesigen Wolkenkratzern, dem Empire State, der Hafengegend durch die
vielen Häuserschluchten. Ein sonniger Tag in Manhattan, man hat schon da
das Gefühl, dass es unten in diesen Häuserschluchten ganz gehörig
brodeln wird. Die Kamera macht dann langsamer und man erkennt einen
kleinen Sportplatz für Jugendliche, einige Kids spielen dort Basketball.
Wir sind nun inmitten dem Revier der beiden verfeindeten Straßengangs,
den polnischen Jets und den puertoricanischen Sharks. Das Musical von
George Gershwin und Stephen Sondheim hat sich für eine Neuauflage von
Shakespeares "Romeo und Julia" entschieden - und aus den verfeindeten
Familien der Capulets und den Montagues wurden die beiden Gangs. Ebenso
fehlen die verfeindeten Eltern des Liebespaares, denn die spielen in der
"West Side Story" nur eine ganz untergeordnete Rolle. Der Hass sitzt
also in der jungen Generation der Einwanderer fest, während sich die
Jets als echte Amerikaner ansehen, sind die Sharks für sie die nicht
willkommenen Eindringlinge.
Schon die ersten Szenen beweisen die enorme Wucht und Dynamik des
Films, wenn die Jets durch die Gegend tanzen und sie immer wieder den
Sharks begegnen. Die Macher schufen einen Meilenstein der Filmgeschichte
mit Drama, Musik und Tanz.
Ständig liegt Provokation in der Luft. So ist Riff (Russ Tamblyn),
der Boss der Jets, daran interessiert endlich zu bestimmen, wer das
Sagen im Revier hat. Er will dass die Puertoricaner ein für allemal
verschwindet. Gemeinsam mit seinem Kumpanen Ice (Tucker Smith), Action
(Tony Mordente), Baby John (Elliot Feld) oder A-Rab (David Winters) will
er Kriegsrat halten und vor allem seinen besten Freund Tony (Richard
Beymer) als Bandenmitglied zurückzugewinnen. Der hat seit einiger Zeit
eine Anstellung bei Doc (Ned Glass), dem Ladenbesitzer und hat
bürgerliche Ambitionen.
Auf der Gegenseite hat Bernardo (George Chakiris) das Sagen. Seine
jüngere Schwester Maria (Natalie Wood) ist noch relativ neu in den
Staaten und der Bruder wünscht, dass seine Schwester seinen Kumpel Chino
(Jose de Vega) zum Freund nimmt, denn der hat eine Anstellung.
Bernardos temperamentvoller Freundin Anita (Rita Moreno) geht das
machohafte Bestimmen auf den Wecker, schließlich ist man nicht in Puerto
Rico, sondern in Amerika. Für Recht und Ordnung im Revier sollen die
Bullen Lieutenant Schrank (Simon Oakland) und Officier Krupke (William
Bramley) sorgen, leider sind auch die Gesetzeshüter voreingenommen und
stehen eher auf der Seite der Jets.
Bei einer Tanzveranstaltung im Gymnaisium werden die Karten aber
neu gemischt, denn dort treffen Tony und Maria aufeinander und es ist
Liebe auf den ersten Blick. Doch auch ihre Gefühle füreinander können
die Gangs nicht versöhnen. Zwischen den Halbstarken kommt es immer
wieder zu Messerstechereien und schließlich zu zwei Morden aus
Affekt....
Zehn Oscars wurden dafür vergeben: Bester Film, beste Regie Wise
und Robbins, Kamera Daniel L. Frapp, Nebendarsteller George Chakiris und
Rita Moreno, beste Kostüme, bestes Szenenbild, beste Filmmusik, bester
Sound, bester Schnitt. Sicherlich das energiegeladendste und
dynamischste Musical aller Zeiten, alles wirkt begeisternd und groß.
Natürlich klingelten auch die Kinokassen. Im Filmjahr 1961 war
"West Side Story" der große Abräumer und mit 43 Millionen Dollar
Einspiel der Hit des Jahres. Die Songs wie "America", "Tonight", "When
you´re a jet", "Maria" oder "I feel pretty" wurden alle Evergreens. Und
selbst die damals kritisierten Natalie Wood und Richard Beymer sind
heute rehablitiert, sind sie doch ein glaubwürdiges Liebespaar.
Allerdings sind die Nebendarsteller Tamblyn, Chakiris und Moreno so
markant, dass gerade deren Szenen den größten bleibenden Eindruck
hinterließen.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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