Regie: Georg Tressler
Die Wochendwette...
"Endstation Liebe" ist ein Film von Georg Tressler, das Drehbuch
wurde von Will Tremper geschrieben. Kein anderer Regisseur konnte den
jungen Horst Buchholz, damals als "deutsche Ausgabe von James Dean"
angesehene so vorteilhaft und effektiv in Szene setzen. Mit Tressler
drehte der Schauspieler drei seiner besten Filme: Im Jahr 1956 "Die
Halbstarken", es folgte zwei Jahre später "Endstation Liebe" und der
Abschluß bildete der düstere Seemannsfilm "Das Totenschiff" im Jahr
1959.
In "Endstation Liebe" zeigt Tressler ein etwas anderes Bild vom
Wirtschaftswunderland und insbesondere auch ein anderes Berlin-Bild. Als
Vorbilder gab der Regisseur die klassischen Vertreter des italienischen
Neorealismus an, Leute wie Roberto Rossellini oder Vittorio de Sica.
Und so präsentieren sich auch die Locations. Es ist nichts zu
spüren von einer politisch geteilten Stadt. Auch die Sehenswürdigkeiten
werden ausgelassen. Der Ort der Handlung sind staubige Straßen an einem
typischen Sonntagmorgen in der Stadt und die Menschen, die hier in den
vielen Altbauwohnungen in ganz einfachen Verhältnissen leben. Jeglicher
Glamour fehlt. Tresslers Augenmerk gilt der sozialen unteren
Mittelschicht. Diese Menschen haben zwar Arbeit und eine Wohnung und
können von ihrem Lohn leben, aber größere Sprünge können nicht gemacht
werden.
Mecky (Horst Buchholz) ist einer der jungen Fabrikarbeiter, die ein
bisschen in den Tag hineinleben und keine großen Ziele haben. Seine
Arbeitskollegen schätzen ihn, denn er ist einer der Stützen der
Fußballmannschaft des Betriebs. Der Sonntagnachmittag findet auf dem
Sportplatz statt, am Abend davor besucht die Jugend die Tanzclubs oder
man geht in die Boxarena oder zum Catchen. Im Betrieb hat die junge
Christa (Barbara Frey) eine Stelle angefangen. Den jungen Kerlen in der
Fabrik gefällt das hübsche Mädchen, doch sie lässt gleich einen Kumpel
von Meckie abblitzen. Mecky, Aufreißer vom Dienst, könnte an jedem
Finger fünf Mädels haben und er wettet mit seinen Kollegen, dass er die
Neue bis zum Montag flachgelegt hat. Mit flegelhaftem Verhalten und
großer Angeberei kommt er aber bei dem Mädchen gar nicht an. Der erste
Angriff scheitert also. Warum also nicht den attraktiven angehenden
Schwiegersohn verkörpern ? Mecky mit Anzug klingelt bei der Mutter
seines "Opfers" in der Hand einen Blumenstrauß. Christas Mom (Karin
Hardt) ist zunächst entzückt. Endlich mal ein junger Mann mit guten
Manieren, doch Christas jüngerer Bruder Uli (Peter Uwe Witt) hat bereits
von der Wette Wind bekommen und versucht ein Date zwischen Christa und
Mecky zu verhindern. Stattdessen verbringen sie zu Dritt den Abend bei
einer Catch-Veranstaltung, nicht gerade Christas Welt. Danach kommen
sich die beiden jungen Leute aber doch noch näher und Mecky vergisst
dabei seine Wette. Kann es sein, dass er sich zum ersten Mal verlieben
könnte ?
Im Grunde ist "Endstation Liebe" ein bisschen Fortsetzung von "Die
Halbstarken" nur etwas kommerzieller und mit einem gewissen HappyEnd für
das Bürgertum durch das Plädoyer für die große Liebe und anschließendem
Bund der Ehe. Tressler wollte den Film "Zeit bis Montag früh" nennen,
der Titel fand aber nicht die Gnade der Produzenten. Doch dieser Titel
zeigt vielleicht eher die Nähe zu einem britischen Verwandten wie
"Samstag Nacht bis Sonntag Morgen" von Karel Reisz mit Albert Finney als
junger Arbeiter und wie er sein Wochenende gestaltet. Der britische
Film ist natürlich deutlich progressiver und bissiger. Aber Tresslers
Film ist dennoch sehr empfehlenswert. Starke Bilder zu der Geschichte
lieferte Kameramann Helmut Ashley, dessen Optik zwar eigenwillig ist,
aber sehr zur gekonnten Atmosphäre des Films beiträgt. Somit stark als
Zeitdokument und stark als zeitlose Lovestory
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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