Montag, 6. Juli 2020

Endstation Liebe

























Regie: Georg Tressler

Die Wochendwette...

"Endstation Liebe" ist ein Film von Georg Tressler, das Drehbuch wurde von Will Tremper geschrieben. Kein anderer Regisseur konnte den jungen Horst Buchholz, damals als "deutsche Ausgabe von James Dean" angesehene so vorteilhaft und effektiv in Szene setzen. Mit Tressler drehte der Schauspieler drei seiner besten Filme: Im Jahr 1956 "Die Halbstarken", es folgte zwei Jahre später "Endstation Liebe" und der Abschluß bildete der düstere Seemannsfilm "Das Totenschiff" im Jahr 1959.
In "Endstation Liebe" zeigt Tressler ein etwas anderes Bild vom Wirtschaftswunderland und insbesondere auch ein anderes Berlin-Bild. Als Vorbilder gab der Regisseur die klassischen Vertreter des italienischen Neorealismus an, Leute wie Roberto Rossellini oder Vittorio de Sica.
Und so präsentieren sich auch die Locations. Es ist nichts zu spüren von einer politisch geteilten Stadt. Auch die Sehenswürdigkeiten werden ausgelassen. Der Ort der Handlung sind staubige Straßen an einem typischen Sonntagmorgen in der Stadt und die Menschen, die hier in den vielen Altbauwohnungen in ganz einfachen Verhältnissen leben. Jeglicher Glamour fehlt. Tresslers Augenmerk gilt der sozialen unteren Mittelschicht. Diese Menschen haben zwar Arbeit und eine Wohnung und können von ihrem Lohn leben, aber größere Sprünge können nicht gemacht werden.
Mecky (Horst Buchholz) ist einer der jungen Fabrikarbeiter, die ein bisschen in den Tag hineinleben und keine großen Ziele haben. Seine Arbeitskollegen schätzen ihn, denn er ist einer der Stützen der Fußballmannschaft des Betriebs. Der Sonntagnachmittag findet auf dem Sportplatz statt, am Abend davor besucht die Jugend die Tanzclubs oder man geht in die Boxarena oder zum Catchen. Im Betrieb hat die junge Christa (Barbara Frey) eine Stelle angefangen. Den jungen Kerlen in der Fabrik gefällt das hübsche Mädchen, doch sie lässt gleich einen Kumpel von Meckie abblitzen. Mecky, Aufreißer vom Dienst, könnte an jedem Finger fünf Mädels haben und er wettet mit seinen Kollegen, dass er die Neue bis zum Montag flachgelegt hat. Mit flegelhaftem Verhalten und großer Angeberei kommt er aber bei dem Mädchen gar nicht an. Der erste Angriff scheitert also. Warum also nicht den attraktiven angehenden Schwiegersohn verkörpern ? Mecky mit Anzug klingelt bei der Mutter seines "Opfers" in der Hand einen Blumenstrauß. Christas Mom (Karin Hardt) ist zunächst entzückt. Endlich mal ein junger Mann mit guten Manieren, doch Christas jüngerer Bruder Uli (Peter Uwe Witt) hat bereits von der Wette Wind bekommen und versucht ein Date zwischen Christa und Mecky zu verhindern. Stattdessen verbringen sie zu Dritt den Abend bei einer Catch-Veranstaltung, nicht gerade Christas Welt. Danach kommen sich die beiden jungen Leute aber doch noch näher und Mecky vergisst dabei seine Wette. Kann es sein, dass er sich zum ersten Mal verlieben könnte ?



Im Grunde ist "Endstation Liebe" ein bisschen Fortsetzung von "Die Halbstarken" nur etwas kommerzieller und mit einem gewissen HappyEnd für das Bürgertum durch das Plädoyer für die große Liebe und anschließendem Bund der Ehe. Tressler wollte den Film "Zeit bis Montag früh" nennen, der Titel fand aber nicht die Gnade der Produzenten. Doch dieser Titel zeigt vielleicht eher die Nähe zu einem britischen Verwandten wie "Samstag Nacht bis Sonntag Morgen" von Karel Reisz mit Albert Finney als junger Arbeiter und wie er sein Wochenende gestaltet. Der britische Film ist natürlich deutlich progressiver und bissiger. Aber Tresslers Film ist dennoch sehr empfehlenswert. Starke Bilder zu der Geschichte lieferte Kameramann Helmut Ashley, dessen Optik zwar eigenwillig ist, aber sehr zur gekonnten Atmosphäre des Films beiträgt. Somit stark als Zeitdokument und stark als zeitlose Lovestory



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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