Regie: Robert Aldrich
Die Entführung des Atomwissenschaftlers...
Einige Beiträge der schwarzen Serie wählten eine Handlung mit
exotischer Location. Samuel Fullers farbiger Film Noir spielt im
Nachkriegsjapan. Das amerikanische Militär ermittelt gegen das
organisierte Verbrechen. In "Macao" von Josef von Sternberg verlieben
sich Rauhbein Robert Mitchum und Sexsymbol Jane Russell und auch
Shanghai hat sich als gefährliches Pflaster erwiesen, wie Orson Welles
"Lady in Shanghai" oder "Abrechnung in Shanghai" beweisen. Vor seinem
Durchbruch im Westerngenre mit Filmen wie "Massai" oder "Vera Cruz"
wählte auch Robert Aldrich einen Noir mit fremdländischen Schauplatz:
Singapur. Das Drehbuch des 1954 gedrehten "World for Ransom" (Original:
Menschenraub in Singapur) schrieb Hugo Butler. Ein Name, der leider
nicht genannt werden durfte, da der Mann jahrelang auf der schwarzen
Liste von Hollywood geführt wurde.
Der Film wurde in 11 Tagen gedreht mit einem überschaubaren Budget
von ca. 90.000 Dollar und dennoch lief der Film recht erfolgreich in den
Kinos. Als Glücksfall erwies sich natürlich ein so versierter Kameramnn
wie Joseph Biroc, der erst im betagten Alter von 71 Jahren einen Oscar
als bester Kameramann für "Flammendes Inferno" gewann. Er war auch
Kameramann vieler Klassiker wie "Ist das Leben nicht schön ?", "Der
Teufel kommt um vier", "Wiegenlied für eine Leiche", "Flug des Phönix",
"Keine Gnade für Ulzana" oder "Geier kennen kein Erbarmen". Trotz
fehlender Kulissen hat Adrichs Frühwerk dank der Bilder eine starke
dunkle Atmosphäre.
Mike Callahan (Dan Duryea) ist ein irischer Emigrant und
Kriegsveteran, der nach dem Krieg in Singapur hängenblieb und dort als
Privatdetektiv arbeitet. Er übernimmt einen Fall von seiner ehemaligen
Flamme Frennessey March (Marian Carr), die jetzt eine Nachtclubsängerin
in einem angesagten Nachtclub ist. Sie glaubt, dass ihr Mann Julian
March (Patric Knowles) in kriminelle Machenschaften verwickelt ist und
bittet ihren Ex um Hilfe. Callahan hat es nie überwunden, dass die Lady
ihm den Laufpass gab und stattdessen den smarten Julian geheiratet hat.
Er versucht sich jedoch zuerst nichts anmerken zu lassen. Zumal er auch
mit Julian befreundet ist. Tatsächlich ist Julian auf einem gefährlichen
Weg. Er arbeitet mit einem Mann namens Alexis Pederas (Gene Lockhard)
zusammen, der Kopf eines Komplotts ist. Mit seinen Bandenmitgliedern
will er den prominenten Atomwissenschaftler Sean O´Connor (Arthur
Shields) entführen und ihn dem Meistbietenden für ein Lösegeld von 5
Millionen Dollar verkaufen. O´Connor ist einer von nur vier Männern auf
der Welt, die das Wissen haben eine Atombombe zu zünden....
Zur Zeit der Herstellung war die Angst vor einem Atomkrieg
natürlich sehr groß, viele Filme der damaligen Zeit haben sich mit
dieser Furcht beschäftigt. Vor allem der 50er Jahre Science Fiction Film
nahm sich oft diesem Thema an. In "Menschenraub in Singapur" macht
Hauptdarsteller Dan Duryea eine gute Figur. Der Schauspieler hat im Lauf
seiner Karriere in einigen Noirs sein Talent bewiesen. Er war der
Gegenspieler von Burt Lancaster in Siodmaks "Gewagtes Alibi" und wurde
in dem weinger bekannten "Schwarzer Engel" verdächtigt die Ehefrau
ermordet zu haben. Insgesamt ist Aldrichs Film gelungen, auch wenn der
Anfang etwas stockend inszeniert wurde. Erst in der zweiten Hälfte kommt
der Spannungsbogen gut zum Tragen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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