Regie: Fred Zinnemann
Im Rollstuhl...
Durch die Hauptrolle in Fred Zinnemanns Nachkriegsdrama "Die
Männer" begann auch die Karriere von Marlon Brando. In diesem von
Stanley Kramer produzierten Projekt spielte er erstmalig die Hauptrolle.
Der Schauspieler, der in New York bereits als Bühnendarsteller
Aufmerksamkeit erregt hatte, war ein Anhänger des"method Acting", was
auch in seinem Debüt bereits sehr stark zum Ausdruck kam. Stilistisch
bildete er dadurch im Vergleich zu seiner Filmpartnerin Teresa Wright
einen gravierenden Kontrast: Während Brando ganz seinen eigenen – von
syntaktisch unvollständigen Sätzen, Ausrufen, Grunzen und eruptiven
Gesten geprägten – expressiven Stil entfaltete, blieb Teresa Wright, die
bereits einige Jahre zuvor für ihre Nebenrolle in "Mrs. Miniver" mit
einem Oscar ausgezeichnet wurde, bei ihrer klassischen
Darstellungsweise, durch die ihr Figur fast schon altmodisch erschien.
Der
Film spielt hauptsächlich in einer Querschnittsgelähmtenstation eines
VA-Krankenhauses und ist einer dieser Filme, die sich mit den
Verletzungen, seelischen Narben und Traumata der heimgekehrten Soldaten
beschäftigen. Sehr erfolgreich war die Aufarbeitung von William Wyler in
"Die besten Jahre unseres Lebens" - dort spielen Frederic March, Dana
Andrews und Harold Russell die Heimkehrer, die große Mühe haben sich
wieder ins normale Leben zu integrieren. Harold Russell, der für seine
Rolle des Homer Parrish einen Oscar erhielt, war tatsächlich Soldat im
2. Welkrieg. Durch eine Explosiion wurden Russells beide Hände
abgetrennt. Er bekam angefertigte Prothesen und spielte sozusagen sein
reales Schicksal nach. Auch die Aufarbeitung des Vietnam Krieges brachte
solche Dramen hervor. Hal Ashbys "Coming home" zeigt Jon Voight als
gelähmter Rollstuhlfahrer war der Academy einen Oscar wert und auch Tom
Cruise war einige Jahre später in einer ähnlichen Rolle als behinderter
Kriegsveteran in "Geboren am 4. Juli" für eine Oscarnominierung gut.
Zinnemanns Film beginnt mit einer gedruckten Widmung: In allen Kriegen seit Beginn der Geschichte gab es Männer, die zweimal kämpften. Das erste Mal kämpften sie mit Keule, Schwert oder Maschinengewehr. Beim zweiten Mal hatten sie keine dieser Waffen. Doch dies war bei weitem die größte Schlacht. Es wurde mit unerschütterlichem Glauben und rohem Mut gekämpft und am Ende wurde der Sieg errungen. Dies ist die Geschichte einer solchen Gruppe von Männern. Ihnen ist dieser Film gewidmet. Während
des Zweiten Weltkriegs wird der Leutnant der US-Armee, Ken Wilocek
(Marlon Brando), von einem Scharfschützen in den Rücken geschossen und
verletzt sein Rückenmark. In
den folgenden Jahren steht er vor einer Reihe anhaltender
Schwierigkeiten, seinen Zustand zu akzeptieren, sich zu rehabilitieren
und wieder in die Gesellschaft einzutreten. Der
Film konzentriert sich auch auf die Herausforderungen, denen sich Ken
und Ellen (Teresa Wright), seine Verlobte, als Einzelpersonen und als
Paar vor und nach ihrer Heirat gegenübersehen. Es
beleuchtet auch Ereignisse im Leben der anderen Männer im Veterans
Administration Hospital, von einer Hochzeitsfeier bis zu einem
plötzlichen Tod durch Meningitis. Dr.
Brock (Everett Sloane) leitet das Team aus Ärzten, Pflegekräften und
Physiotherapeuten und er ist dabei sehr nah am Patienten und äusserst
engagiert. Sein Credo an die Patienten, die wenig Hoffnung haben: Du
musst viel tun und Du must es selbst schaffen...
Der Film wurde im Vereinigten Königreich wegen einer Szene verboten, in der Dr. Brock mit einer Gruppe von Ehefrauen, Müttern, Verlobten und Freundinnen von Patienten spricht. Das Thema Kinder (und damit auch sexuelle Beziehungen) mit einem querschnittsgelähmten Ehemann wird besprochen, und Brock erzählt ihnen, dass die Fähigkeit, Kinder zu zeugen, in einzelnen Fällen unterschiedlich sei, aber insgesamt unwahrscheinlich sei.
Ken
leidet natürlich die ganze Zeit unter Depressionen und einem
beeinträchtigten Selbstverständnis und hat Schwierigkeiten, seine
Behinderung und sein Bedürfnis, die Fürsorge anderer, auch der seiner
Verlobten/Frau, anzunehmen, zu akzeptieren. Der
von Fred Zinnemann inszenierte Film wurde von Carl Foreman geschrieben,
von Stanley Kramer produziert und es führte später zu einer weiteren,
noch erfolgreicheren Zusammenarbeit von Kramer und Zinnemann: "Zwölf Uhr
Mittags", einer der besten Western aller Zeiten. "Die Männer" erhielt
eine Oscarnominierung in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch".
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