Dienstag, 25. Juni 2024

Schande


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ingmar Bergman

Mensch im Krieg...

In der Zeit von 1968 bis 1969 drehte Ingmar Bergman mit "Die Stunde des Wolfs", "Schande" und "Passion" drei verwandte Filme, die später als "Farö-Trilogie" betitelt wurden, da alle drei Filme auf der Insel Farö spielen, auf der der Regisseur einige Jahre lebte.
Wie auch sein Vorgänger "Die Stunde des Wolfs" ist "Schande" ein äusserst pessimistischer Film, der mitten in einem fiktiven Krieg spielt. Es wird aber nie deutlich erwähnt, ob es sich um einen Bürgerkrieg in einem Staat handelt oder ob es ein Krieg zwischen verfeindeten Staaten ist.
Das kriegerische Treiben hat unheimlich starken Einfluß auf den privaten Konflikt des Ehepaars Rosenberg, gespielt von Liv Ullman und Max von Sydom", die brüchige Fassade bürgerlicher Konventionen ist schnell sichtbar anhand der immer verstärkter auftretenden Ausnahmesituation mit denen die Menschen konfrontiert werden.
Das Ehepaar Jan und Eva Rosenberg sind ehemalige Geiger und leben während eines Bürgerkriegs auf einer Farm auf einer abgelegenen Insel. Ihr Radio und Telefon funktionieren nicht, und Eva äußert sich frustriert über Jans offensichtliche Vorliebe, dem Konflikt zu entfliehen, während sie darüber diskutieren, ob sie Kinder bekommen können und ob Jan egoistisch ist. Das Paar besucht die Stadt, hört ein Gerücht, dass bald Truppen kommen werden, und trifft einen älteren Mann, der zum Dienst einberufen wurde. Als sie zurückkehren, wird ihre Heimat bombardiert und sie sehen, wie ein Fallschirmspringer darauf landet. Jan und Eva werden von der Invasionstruppe gefangen genommen und von einem Militärjournalisten vor der Kamera für einen Abschnitt über die Ansichten der "befreiten“ Bevölkerung interviewt. Eva scheint dem Konflikt gegenüber zunächst gleichgültig zu sein, bestreitet jedoch ihre Neutralität; Jan weigert sich zu sprechen, und sie werden freigelassen. Sie werden später erneut gefangen genommen, und während Soldaten sie verhören, spielen die Truppen einen Film des Interviews ab, in dem Evas Worte mit belastenden Äußerungen überspielt und zu Propagandazwecken verfälscht wurden. Dies ist in erster Linie eine Einschüchterungstaktik. Schließlich werden sie von Oberst Jacobi (Gunnar Björnstrand)  freigelassen, der früher Bürgermeister war. Nachdem das Paar nach Hause zurückgekehrt ist, ist ihre Beziehung angespannt. Jacobi wird zu einem regelmäßigen, wenn auch unangenehm ständigen Besucher, der sie mit Geschenken überhäuft, aber auch die Macht hat, das Paar in ein Arbeitslager zu schicken. Diese Beziehung ist manipulativ. Jacobi überredet Eva, ihm sexuelle Gefälligkeiten im Austausch für seine Bankersparnisse zu erweisen. Sie gehen ins Gewächshaus, um Sex zu haben, während Jan sich ausruht. Er wacht auf und ruft Evas Namen. Schließlich geht er nach oben, findet Jacobis Ersparnisse auf dem Bett und beginnt zu weinen. Eva kommt herein, während Jacobi draußen bleibt und sich zum Gehen umdreht. Dann sagt sie zu einem weinenden Jan, dass er weiter schluchzen kann, wenn er das Gefühl hat, dass es hilft. Soldaten treffen ein und Jacobi erklärt, dass seine Freiheit gekauft werden kann, da die hier anwesende Kriegsseite dringend Geld braucht. Jacobi, die Soldaten und Eva bitten Jan um das Geld. Jan gibt an, er wisse nicht, von welchem ​​Geld sie sprechen. Die Soldaten durchsuchen das Haus vergeblich, um es zu suchen. Sie geben Jan eine Waffe, um Jacobi hinzurichten, und er tut es. Nachdem die Soldaten gegangen sind, enthüllt Jan, dass er das Geld in seiner Tasche hatte, zu Evas Ekel. Dies hat ihre Beziehung unwiederbringlich gespalten und führt zu wiederholten Zusammenbrüchen. Die Beziehung wird still und kalt. Als Jan und Eva einen jungen Soldaten (Björn Thambert) treffen, will Eva ihm etwas zu essen geben und schlafen lassen. Jan nimmt ihn gewaltsam mit, um ihn zu erschießen und auszurauben. Eva folgt Jan zum Meer, und er verwendet das Geld von Jacobi, um ihnen Plätze auf einem Fischerboot zu kaufen. Auf See versagt der Motor des Bootes. Der Mann, der das Boot steuert, tötet sich selbst, indem er sich über Bord stürzt. Das Boot steckt später inmitten schwimmender Leichen fest und kann nicht weiterfahren. Während das Boot die Flüchtlinge wegbringt, erzählt Eva Jan von ihrem Traum: Sie geht eine schöne Stadtstraße mit einem schattigen Park entlang, bis Flugzeuge kommen und die Stadt und ihre Rosenranken in Brand setzen. Sie und Jan haben eine Tochter, die sie in den Armen hält. Sie sehen zu, wie die Rosen brennen, was, wie sie sagt, "nicht schlimm war, weil es so schön war“. Sie hat das Gefühl, sie müsse sich an etwas erinnern, aber es gelingt ihr nicht...





Der Film erhielt mehrere Preise, vor allem Liv Ullmann gewann nicht nur den schwedischen Filmpreis "Guldbagge", auch die National Society of Film Critics und das National Board of Review wählten die Schwedin, die einige Jahre auch mit Ingmar Bergman liiert war, zur besten Schauspielerin des Jahres. Der Film ist sicherlich keine leichte Kost, hat aber ein gehöriges Potential sich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen. Die Protagonisten werden in ihrer Angst ums Überleben so hart geprüft, dass sie die Maske fallen lassen müssen.








Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Dienstag, 11. Juni 2024

Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie:  Claude Autant Lara

Schwarzmarkt...

"Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris" von 1956 wurde von Claude Autant-Lara inszeniert und wurde ein Kassenhit. In Frankreich schauten sich fast 4,9 Millionen Zuschauer den Film im Kino an. Nach "Die rote Herberge" und "Rot und Schwarz" war dies der dritte internationale Erfolg des Regisseurs. In Frankreich war der Film bei seiner Veröffentlichung Gegenstand von Kontroversen, da er in seiner Darstellung der Besatzung in Frankreich mehrere Tabus brach. Die filmischen Verwandten dieser Zeit zeigten vornehmlich Helden und das Drama, dass sie durchmachen mussten. "Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris" ist aber anders, innovativer - zeigt er doch die Kollaboreure als ganz normale Menschen und nicht als unschuldige Opfer der Besatzer. Und diese Menschen profitieren vom Schwarzmarkt. Ausserdem wird die Inszenierung von einem schwarzen Humor begleitet, manchmal schimmert auch ein gewisser Zynismus durch. Der Film wurde inspiriert durch die Kurzgeschichte "Traversee de Paris" von Marcel Ayme. Die Handlung spielt im damals von den Deutschen besetzten Paris und erzählt von einem seltsamen Abenteuer zweier Männer. Mit diesem Film gelang es dem Comedian Bourvil endlich aus seinem üblichen Rollenklischee auszubrechen und sich als Charakterdarsteller zu beweisen.
Paris im Jahr 1942, die deutsche Armee beschlagnahmt Immobilien, Fahrzeuge, Güter und sogar Leben. Das alltägliche Leben der Franzosen ist so schwierig, dass sie nicht nur die Konsequenzen des Versagens, sondern auch die Anwesenheit der Besatzungstruppen zu spüren bekommen. Marcel Martin (Bourvil), ein Taxifahrer in der Stadt, hat eine Nebenbeschäftigung: Er beliefert heimlich Kunden mit Lebensmitteln vom Schwarzmarkt.  Eines Nachts ist er damit beschäftigt, vier Koffer mit frisch geschlachtetem Schweinefleisch an einen Kunden, der gut bezahlt zu liefern. Auftraggeber ist der Metzger Jambier (Louis de Funes). Marcels Frau Mariette (Jeannette Batti) ist besorgt, weil sie befürchtet, dass ihr Mann früher oder später verhaftet werden könnte und dass ihn eine hohe Strafe erwartet. Da die vier Koffer enorm schwer sind, engagiert er kurzerhand den Maler Grandgil (Jean Gabin), von dem er glaubt, dass auch er Interesse hat ein bisschen Geld zu verdienen. So laufen die beiden Männer nachts - bepackt mit diesen Koffern - durch das nächtliche Paris. Der Weg ist das Ziel und sie erleben einige Überraschungen und bestehen Gefahren. Drei Hunde, deren Geruchssinn natürlich vortrefflich ist, folgen ihnen. Dann werden sie auch noch von der Gestapo aufgegriffen...





Der Film wurde 1956 auf den Filmfestspielen von Venedig präsentiert, wo Bourvil den Volpi Cup als bester Schauspieler gewann.
Ausserdem wurde der Film 1956 mit dem "Prix du Syndicat Francaise de la Critique" als bester Film des Jahres ausgezeichnet. Auch wenn man überzeugter Vegetarier ist, erkennt man, dass damals der Hunger regierte. Die Zeit hat sich geändert, das Tierwohl wird höher eingestuft, zum Glück.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.