Regie: Milos Forman
Der Lehrling...
"Der schwarze Peter" (Originaltitel: Cerny Petr) ist ein Frühwerk
des tschechischen Regisseurs Milos Forman, der in den Jahren 1963 und
1964 gedreht wurde. Es war sein erster abendfüllender Kinofilm überhaupt
und die Geschichte eines eher unangepassten Teenagers wurde ein Erfolg
auf mehreren Filmfestivals. Die zunächst banal wirkenden
Alltagsgeschichte des 17jährigen Peters wird zunehmend zu einer
realistischen Studie über die Schwierigkeiten in der Welt der Arbeit,
der Erwachsenen und deren kleinbürgerlichen Vorstellungen. Fast alle
Darsteller waren Laien, die zudem nur sehr vage abgesprochene Dialoge
improvisierten. Kritik kam auch von den kommunistischen Machhabern, aber
durch diesen Film wurde ihm eine erste Amerika Reise gewährt. Auch
seine nachfolgenden Filme wie "Der Feuerwehrball" oder "Die Liebe einer
Blondine" sind stimmungsvolle Eindrücke dieser Zeit und in diesem
System. Er übte damals kaum verhüllte Gesellschaftskritik, vor allem
beim "Feuerwehrball", der von einem Fest handelt, auf dem wegen der
dilettantischen Einmischung der Funktionäre alles schiefläuft Folglich
wurde dieser Film nach 1969 in der Tschechoslowakei verboten. Als 1968
der Prager Frühling durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer
Paktes niedergeschlagen wurde, war Forman gerade in Paris, um über einen
ersten US-film zu verhandeln. Sein Studio behauptete, er habe das Land
illegal verlassen und zwang den Filmemacher so zur Emigration.In der
neuen Heimat gelang ihm der internationale Durchbruch als erfolgreicher
Filmregisseur mit Welterfolgen wie "Einer flog übers Kuckucksnest",
"Hair" oder "Amadeus". Seine eher unbekannten tschechischen Filme sind
aber auch allesamt kleine feine Meisterwerke und es lohnt sich diese
Film neu für sich zu entdecken.
Petr
(Ladislav Jakim), ein tschechischer Teenager, beginnt eine Ausbildung
zur Diebstahlverhütung in einem Lebensmittelgeschäft. Sein Arbeitgeber
(Frantisek Kosina) wirft ihm vor, zu auffällig zu sein. Als er dann
einen Mann (Antonin Pogorni) des Stehlens verdächtigt, ist er zu nervös,
um ihn zur Rede zu stellen. Also folgt er ihm einfach durch die Straßen
und kehrt dann nach Hause zurück, wo ihn sein Vater (Jan Vostrcil)
ermahnt, weil der Ladenbesitzer nach ihm gesucht hat. Sein Vater
bombardiert ihn mit Fragen darüber, wie er sich verhalten hat und warum
er nichts unternommen hat, um den Mann aufzuhalten. Petr mag Pavla
(Pavla Martinkova), sie gehen zusammen schwimmen und legen sich dann ins
Gras, wo sie von Čenda (Vladimir Pucholt) und Zdeněk (Zdenk Kulhanek),
zwei Maurerlehrlingen, belästigt werden. Später, auf einer Party, sieht
der betrunkene Čenda sie zusammen und streitet wiederholt mit Petr. Er
wird wütend, als der Maurermeister sie streiten sieht und beschuldigt
Petr, ihn vor dem Chef schlecht aussehen zu lassen, und bittet ihn dann,
sich Geld zu leihen. Petr
leiht ihm das Geld und Čenda kauft weitere Drinks, um den Mut
aufzubringen, einem Mädchen in Blau (Jaroslava Razova) zu sagen, dass er
sie mag, aber das Mädchen in Blau hat bereits begonnen, mit jemand
anderem zu tanzen. Petr tanzt mit Pavla, kennt aber die gängigen
Bewegungen nicht. Als er nach Hause kommt, verhört ihn seine Mutter
(Bozena Matuskova) über alle Einzelheiten des Abends. Am nächsten Tag
bringt Petr zwei Drucke berühmter Gemälde in den Laden, aber einer fällt
herunter und Glas und Rahmen zerbrechen. Den Druck einer nackten Frau
nimmt er mit zu einem Date mit Pavla. Am nächsten Tag sieht Petr bei der
Arbeit den Mann, dem er zuvor gefolgt ist, und benachrichtigt seinen
Chef, aber dieser schüttelt dem Mann die Hand und nimmt ihn mit ins
Hinterzimmer. Verwirrt beobachtet Petr, wie eine Frau mehrere Tüten
Süßigkeiten stiehlt, indem sie sie in ihrer Tasche versteckt, hält sie
aber nicht davon ab. Petr wird erneut mit einer Flut von Fragen seines
Vaters zu seinem Verhalten und seinem Unvermögen, etwas zu unternehmen,
konfrontiert. Sein
Vater vermutet, dass seine Untätigkeit eine Vergeltung für etwas war,
das im Laden schiefgelaufen war, aber Petr weigert sich, es zu erklären.
Sein Vater bedauert die Tatsache, dass er in eine Geige und ein
Akkordeon investiert hat, die ungenutzt blieben, während Petr eine
Gitarre kaufte, mit der er kein Geld verdienen kann. Während Petrs Vater
ihn anschreit, klopft Čenda an die Tür. Petrs Eltern bestehen darauf,
dass Čenda hereinkommt und sich hinsetzt. Čenda gibt das Geld zurück,
das Petr ihm geliehen hat, und Petrs Mutter bietet ihm ein Stück Kuchen
an. Als sie erfahren, dass Čenda ein Maurerlehrling ist, lässt Petrs
Vater Čenda Petr seine Hände zeigen, damit sein Sohn sieht, wie fleißige
Hände aussehen. Zdeněk erinnert Čenda daran, dass sie gehen müssen.
Čenda versucht zu bleiben, weil er den Familienstreit interessant
findet, aber als er von Petrs Vater gefragt wird, was so interessant
sei, weicht er ängstlich zurück. Petrs Vater führt die Diskussion weiter und versucht, seine Sicht der Dinge zu erklären....
Der Film erhielt mehrere Preise, in Oberhausen wurde er 1965 mit dem Preis der Jungen Deutschen Filmkritik als bester Debütfilm ausgezeichnet. Formans Film steckt voller Zeit- und Lokalkolorit und alles wirkt authentisch. Es ist eine ausgezeichnete Beobachtung über das Leben der Sechzehn- bis Achtzehnjährigen, die noch nicht wissen wohin der Weg geht - was Konfrontation mit der älteren Generation schafft, die mit dem Lebens- und Liebesgefühl der neuen Generation nun gar nichts anfangen kann. Die halbdokumentarische Machart sorgt zusätzlich für die hervorragende Atmosphäre dieses kleinen großen Films.
Der Film erhielt mehrere Preise, in Oberhausen wurde er 1965 mit dem Preis der Jungen Deutschen Filmkritik als bester Debütfilm ausgezeichnet. Formans Film steckt voller Zeit- und Lokalkolorit und alles wirkt authentisch. Es ist eine ausgezeichnete Beobachtung über das Leben der Sechzehn- bis Achtzehnjährigen, die noch nicht wissen wohin der Weg geht - was Konfrontation mit der älteren Generation schafft, die mit dem Lebens- und Liebesgefühl der neuen Generation nun gar nichts anfangen kann. Die halbdokumentarische Machart sorgt zusätzlich für die hervorragende Atmosphäre dieses kleinen großen Films.
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