Regie: Helmut Ashley
Mord im Penthouse...
Der 1961 entstandene Kriminalfilm "Mörderspiel" wurde seinerzeit
von der Kritik als "Hitchcocknah" gelobt, was aus heutiger Sicht dann
doch ein etwas zu hoher Vergleich ist. Der kammerspielartige Streifen
von Helmut Ashley hat aber auch ohne dieses Suspence-Flair viel
interessantes zu bieten und er wirkt durch die vielen egozentrischen
Selbstdarsteller, die dort im Penthouse, wo der Mord geschah, eine eher
langweilige Party feiern, fast schon wie eine gallige Abrechnung mit dem
Wirtschaftswunder und deren zuversichtliche Stimmung. Diese ist nämlich
im "Mörderspiel" dann doch nahe am Abgrund angesiedelt und kann fast
schon ein bisschen als Gegenentwurf für die auch im deutschen
Nachkriegskino Einzug gehaltene Sehnsucht nach Harmonie und Optimismus
durch diverse Heimatfilme angesehen werden. Der von dem späteren
Oscargewinner Sven Nykvist bebilderte Film ist damit ein spannender
Krimi, bei dem die in belangloser Langeweile erstarrte Partygesellschaft
aus halbwegs gehobenen Mitgliedern der deutschen Nachkriegsgesellschaft
aus ihrer Verdrängungslethargie herausgerissen wird. Diese
hintergründige Gesellschaftsbetrachtung steht damit noch vor dem
Suspencegehalt und beides zusammen hat Ashley (Das schwarze Schaf, Das
Rätsel der roten Orchidee) zu einem sehenswerten Film verbunden.
Der
Anfang zeigt einen Mörder beim Aufräumen des Tatorts, bevor er diesen
verlässt. Peinlich genau säubert er die fremde Wohnung, in der er soeben
eine Frau der High-Society getötet hat. Der Mann spricht mit sich
selbst. Es ist der angesehene Modeschöpfer Klaus Troger (Harry Meyen),
der schon mehrmals zugeschlagen hat. Sein Motiv ist ein tief sitzender
Hass auf Frauen. Beim Verlassen des Hauses passiert aber für den Täter
dieser sogenannte Worst Case, denn gleich vor dem Haus der Leiche trifft
er auf den Jungarchitekten Hein Kersten (Götz George), der mit einem
Sportwagen unterwegs ist. Beide Männer verbindet eine lose Bekanntschaft
und daher fährt Kersten nichtsahnend den Serienkiller in die Stadt. Die
Gedanken des Mörders sind damit beschäftigt, diesen unvorhergesehenen
Zeugen um die Ecke zu bringen, dieser denkt aber nur an die tolle Party,
die bei Geschäftsmann Hauser (Heinz Kievenow) in dessen luxuriösem
Penthouse steigt. Bei diesen Partys ist auch Trogers frustierte Ehefrau
Eva (Magali Noel) beliebter Dauergast. Kein Wunder, denn ihr Geliebter
Dahlberg (Georges Riviere) verkehrt dort auch. Kersten überredet Troger
auf die Party mitzugehen, was dieser dann auch tut, denn vielleicht
ergibt sich so noch einmal die Gelegenheit den Zeugen zum Schweigen zu
bringen. Und die Zeichen stehen bald sehr günstig, denn die gelangweilte
Gesellschaft entschliesst sich mal wieder das beliebte "Mörderspiel" zu
spielen. Jeder der 12 Partygäste muss eine Karte ziehen, wobei einer
der Anwesenden den Detektiv spielen muss, ein anderer das Opfer und
einer ist der Täter. Der Detektiv muss dann durch seine Verhöre
herausbekommen, wer der Mörder ist. Und nur dieser darf lügen, die
anderen müssen die Wahrheit sagen. Natürlich wird aus dem Spiel fieser
Ernst und die Gesellschaft (u.a. Hanne Wieder, Margot Hielscher, Robert
Graf, Wolfgang Reichmann, Anita Höfer, Uschi Siebert) werden bald wegen
einem Mordfall vom Kriminalinspektor (Wolfgang Kieling) verhört...
Der
Film hat in seiner Anfangssequenz ein bisschen was von diesem Giallo
Feeling und man hört die Offstimme, die dem Täter gehört und der hier
seine Gedanken äussert. Hier lässt sich schon das Können des späteren
Lieblingskameramann von Ingmar Bergman erkennen, der noch weitere sehr
schöne Einstellungen in dem Szenario der Schönen und Reichen einbringt.
Geschickt bietet der Film dem Zuschauer auch einige interessante
Wendungen und auch wenn der Schlußplot nur durch eine gewisse Unlogik
möglich ist (Täter sind normalerweise nicht so unvorsichtig im Umgang
mit Beweismitteln) darf man sich hier auf einen gut gemachten 60er Jahre
Krimi aus der BRD freuen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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