Regie: Kurt Maetzig
Mischehe...
Einige der ersten deutschen Spielfilme, die kurz nach dem 2. Weltkrieg entstanden, beschäftigten sich durchaus mit der ganz jungen Vergangenheit - sogar in sehr kritischer Weise. Da gab es Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns", Helmut Käutners "In jenen Tagen" oder Fritz Kortners "Der Ruf". Kurt Maetzigs Melodram "Ehe im Schatten" war sogar ein echter Kassenhit und lockte im Nachkriegsjahr 1947 insgesamt 12 Millionen Deutsche in die Lichtspielhäuser. Angelehnt ist der Film an das Schicksal des bekannten Bühnen- und Filmschauspielers Joachim Gottschalk, dessen Frau Jüdin war. Die Nazis verlangten von ihm die Scheidung. In dieser auswegslosen Situation wählten beide für sich und für ihren Sohn den Freitod. "Ehe im Schatten" variiert diese wahre Begebenheit und konfrontierte den Zuschauer erstmalig nach dem Krieg mit dem Thema "Antisemitismus". Erst Jahre später gabs auch im Kino die Jahre der Verdrängung mit weichgespülten Komödien in Technicolor und Heile Welt im Wirtschafswunderland. Der DEFA-Film bekam damals den Bambi, geriet aber im Laufe der Zeit in Vergessenheit und ist heute nur noch wenig bekannt. Damals fand die Filmpremiere in allen vier Berliner Sektoren gleichzeitig statt. Im russischen Sektor fand die Aufführung im Filmtheater am Friedrichshain, im amerikanischen Sektor im Cosima Filmtheater in Friedenau, im britischen Sektor in der Kurbel in Charlottenburg und im französischen Sektor im Prinzenpalast in Gesundbrunnen statt. Der Regisseur selbst widmete den Film auch seiner eigenen Mutter, die am 9. Februar 1944 als Jüdin Selbstmord beging. Die Handlung beginnt im Jahr 1933 im Schauspiel-Milieu. Die gefeierten Stars der Aufführung "Kabale und Liebe" sind die Schauspieler Hans Wieland (Paul Klinger) und Elisabeth Maurer (Ilse Steppat). Aber es brauen sich auch dunkle Wolken in der Theaterwelt zusammen, denn die Nazis, die kurz vorher an die politische Macht kamen, sind judenfeindlich und so steht sehr schnell das mögliche Berufsverbot in der Diskussion. Aber noch freut sich das Ensemble auf einen tollen Urlaub auf der Insel Hiddensee. Dort verliebt sich Elisabeth in Dr. Herbert Blohm (Claus Holm), der den Nazis Sympathien entgegenbringt und glaubt, dass Deutschland auch wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt. Als er erfährt, dass nicht nur Elisabeths Kollege Kurt Bernstein (Alfred Balthoff) Jude ist, sondern auch Elisabeth, lässt er sich zuerst nicht besonders davon beeindrucken, doch tatsächlich führt diese Tatsache auch zum Aus der Lovestory. Auch der Theaterdirektor Fehrenbach (Hans Leibelt) zieht mit dem neuen Wind, der nun herrscht. Elisabeth bekommt kein Engagement mehr. Um seine Kollegin zu schützen, macht Hans Wieland, der immer mehr zum Star aufsteigt, seiner Kollegin Elisabeth einen Heiratsantrag. Sie nimmt an und für einige Jahre hat diese "Mischehe" tatsächlich eine schützende Funktion. Das Ehepaar schweißt näher zusammen und aus der Kameradschaft entwickelt sich tatsächlich immer mehr die große Liebe des Lebens. Nach den Nürnberger Gesetzen bleibt sie durch die Ehe mit einem Arier geschützt, das Berufsverbot bringt aber seelische Konflikte mit sich. Elisabeth lebt in ständiger Angst und meidet die Menschen. Hans zieht in den Krieg und die Lage für Juden verschärft sich weiter...
Am Ende steht der Freitod des Ehepaars, denn es gibt im Jahr 1943 keinen Ausweg mehr. In der letzten Szene spielt Elisabeth Chopin auf dem Klavier und sieht Hans zu, wie er Gift in den Kaffee schüttet. Die Kameraarbeit von Friedl Behn-Grund geht dabei einige innovative Wege, denn in einer Sequenz sieht der Zuschauer die Geschichte durch verschwommene Milchglasblenden, die dann am Ende zu einer Auseinandersetzung der Rivalen von einst - Hans und Herbert - führen. Herbert Blohm ist inzwischen eine bedeutende Nazigröße und entscheidet über den Niedergang der Ehe, weil er Hans zur Scheidung zwingen will. Einerseits hat Kurt Maetzig sein Melodram sehr konventionell verfilmt, andererseits gelingt ihm aber auch eine atmosphärisch dichte und bedrückende Geschichte jener Zeit. Maetzigs Drehbuch lässt auch keinen Zweifel, dass die Lauen, die Mitläufer, die politisch Uninteressierten und Nicht-Engagierten, von Mitschuld nicht frei sind. Bei der Premiere des Films in Hamburg kam es zum Eklat: Unter den Premierengäste waren auch Regisseur Veit Harlan und essen Ehefrau Kristina Söderbaum. Viele Kinobesucher, darunter einige Naziopfer, empfanden das Auftauchen des umstrittenen Regisseurs von "Jud Süß" als echte Provokation, beide wurden dann schließlich von Kinobetreiber Heinz Heisig und von dem Produzenten des Films Walter Koppel, der 5 Jahre im KZ inhaftiert war, aufgefordert das Kino zu verlassen. Aus heutiger Sicht ist der Film ein ganz wichtiger Zeitzeuge und ein Indiz dafür, dass der deutsche Film auch nach dem Krieg einen ganz anderen anspruchsvolleren Weg hätte eingehen können. Der Publikumszuspruch war da, das beweisen die fulminamten Besucherzahlen. Doch irgendwann setzten die Filmemacher auf grenzenlose Unbeschwertheit und so wurde dann die größe Ära der Heimatfilme mit Werken wie "Der Förster vom Silberwald", "Grün ist die Heide" oder "Schwarzwaldmädel" eingeläutet.
Am Ende steht der Freitod des Ehepaars, denn es gibt im Jahr 1943 keinen Ausweg mehr. In der letzten Szene spielt Elisabeth Chopin auf dem Klavier und sieht Hans zu, wie er Gift in den Kaffee schüttet. Die Kameraarbeit von Friedl Behn-Grund geht dabei einige innovative Wege, denn in einer Sequenz sieht der Zuschauer die Geschichte durch verschwommene Milchglasblenden, die dann am Ende zu einer Auseinandersetzung der Rivalen von einst - Hans und Herbert - führen. Herbert Blohm ist inzwischen eine bedeutende Nazigröße und entscheidet über den Niedergang der Ehe, weil er Hans zur Scheidung zwingen will. Einerseits hat Kurt Maetzig sein Melodram sehr konventionell verfilmt, andererseits gelingt ihm aber auch eine atmosphärisch dichte und bedrückende Geschichte jener Zeit. Maetzigs Drehbuch lässt auch keinen Zweifel, dass die Lauen, die Mitläufer, die politisch Uninteressierten und Nicht-Engagierten, von Mitschuld nicht frei sind. Bei der Premiere des Films in Hamburg kam es zum Eklat: Unter den Premierengäste waren auch Regisseur Veit Harlan und essen Ehefrau Kristina Söderbaum. Viele Kinobesucher, darunter einige Naziopfer, empfanden das Auftauchen des umstrittenen Regisseurs von "Jud Süß" als echte Provokation, beide wurden dann schließlich von Kinobetreiber Heinz Heisig und von dem Produzenten des Films Walter Koppel, der 5 Jahre im KZ inhaftiert war, aufgefordert das Kino zu verlassen. Aus heutiger Sicht ist der Film ein ganz wichtiger Zeitzeuge und ein Indiz dafür, dass der deutsche Film auch nach dem Krieg einen ganz anderen anspruchsvolleren Weg hätte eingehen können. Der Publikumszuspruch war da, das beweisen die fulminamten Besucherzahlen. Doch irgendwann setzten die Filmemacher auf grenzenlose Unbeschwertheit und so wurde dann die größe Ära der Heimatfilme mit Werken wie "Der Förster vom Silberwald", "Grün ist die Heide" oder "Schwarzwaldmädel" eingeläutet.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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