Freitag, 22. April 2016
Moby Dick
Regie: John Huston
Ahab Fahrt ins Verderben...
Gemeinsam mit seinem bevorzugten Kameramann, dem Briten Oswald Morris, ging Regisseur John Huston Wagnisse mit dem Technicolor Verfahren ein - diese ganz innovativen, experimentellen Wege holten somit noch mehr aus den brillainten, strahlend leuchtenden Farben heraus. So fotografierte der Brite "Moulin Rouge" durch Rauch und buntes Licht, so dass der Film tatsächlich an die Farbigkeit der Plakate des Malers Henri de Toulouse-Lautrec erinnerte. Einen Schritt weiter gingen die beiden dann bei "Moby Dick", der Romanverfilmung von Herman Melville: Der Film wurde so entwickelt, dass seine Bilder an alte, ausgewaschene Kupferstiche des 19. Jahrhunderts erinnerten. Dieser genialen Kameraarbeit ist es zu verdanken, dass der Film von 1956 auch heute noch atmosphärisch und spannend wirkt, also auch heute noch den Zuschauer zu packen weiß. Diese Kameraarbeit ist schon am Anfang bestens zu erkennen. Um diese ausgeblichenen Pastelltöne der Kupferstiche zu hinzubekommen, entzog Morris dem Film im Entwicklungsprozess die Farbigkeit durch Matrizen in Schwarz-Weiß und eine zusätzliche Silberlegierung. Nach zahlreichen Oscarnomnierungen und diversen britischen Filmpreisen als bester Kameramann (Ein Haufen toller Hunde, Der Spion, der aus der Kälte kam, Oliver) bekam er dann 1971 für "Anatevka" den wohlverdienten Oscar. Die Handlung beginnt im Jahr 1841 in New Bedford, Neuengland. Dorthin verschlägt es den jungen Erzähler der Geschichte. Dieser Ismael (Richard Basehart) ist auf der Suche nach Arbeit und sein Ziel ist es in der Hafenstadt als Matrose anzuheuern. Besonders am Walfang ist er interessiert, denn dort soll man schnell Arbeit bekommen. Das Öl der Meeresriesen ist begehrt und viele Schiffe haben sich auf den Walfang spezialisiert. Ein weiterer Grund für seinen Wunsch auf See zu fahren ist, dass das Meer ihn schon immer irgendwie magisch angezogen hat. In einer Kneipe lernt er andere Matrosen (u.a. Harry Andrews) kennen, die ihn - obwohl er kein Einheimischer ist - sehr schnell in ihren Reihen aufnehmen. Er bezieht dort ein Zimmer und soll es mit dem polynesischen Eingeborenen Queequeq (Friedrich von Ledebur), also einem Ungläubigen teilen, der im Verdacht steht Kannibale zu sein. Dies ist dann der Beginn einer guten Freundschaft und am Tage darauf heuern beide auf dem Walfangschiff "Pequod" an. Nach dem Gottesdienst und einer eindringlichen Predigt von Pfarrer Mapple (Orson Welles) treffen die beiden einen sonderbaren Mann (Royal Dano) am Hafen, der sich Elijah nennt und den beiden weissagt, dass Ahab (Gregory Peck), der Kapitän verdammt sei und von einem weißen Wal getötet wird, er wird wieder auferstehen von der Tiefe und alle - bis auf einen - mit in den Tod reißen. Tatsächlich stellt sich schnell heraus, dass Kapitän Ahab, der im Kampf mit einem weißen Wal sein Bein verlor und seitdem eine Beinprothese trägt, die aus den Kieferknochen eines Pottwals hergestellt wurde, tatsächlich eine sehr persönliche Mission mit dem Walfang verbindet. Er will sich an dem Wal rächen. Doch Ahab geniesst das Vertrauen der Männer und hat die Gabe die Mannschaft auf seine Mission einzuschwören. Selbst der vernünftige Maat Starbuck (Leo Genn) , der als einziger die paranoiden Anteile erkennt und für gefährlich hält, kann nicht mit der Unterstützung der Mannschaft rechnen. Als Ahab die Bergung erlegter Wale stoppen lässt, weil Moby Dick, der weiße Wal, sich in der Nähe aufhalten soll und später der "Rachel" einem anderen Walfänger keine Hilfe leistet, um deren Schiffbrüchige zu suchen, ist immer mehr die Katastrophe sichtbar, auf die der rachsüchtige Kapitän zusteuert...
Der Film wurde ein großer Kinoerfolg, erntete aber wegen Hauptdarsteller auch kritische Stimmen, denn er wurde in der zeitgenössischen Kritik als Fehlbesetzung angesehen, obwohl er den Ahab sehr intensiv und glaubwürdig spielt. Es war vor allem deshalb, weil Gregory Peck auf ein bestimmtes Rollenimage festgelegt war und man sich ihn nicht so sehr als finsterer und düsterer Bösewicht vorstellen konnte. Ich finde die Kritik unberechtigt, denn Peck ist ein grandioser Ahab. Huston selbst hätte sich vielleicht eher seinen Vater Walter Huston für die Rolle gewünscht und viele Kinogänger meinten, dass Orson Welles, der den imposanten Pfarrer spielt, besser in der Ahab Rolle gewesen wäre, weil Pecks Gesicht zu gütig und zu jung erschien. Aber wenn man ganz objektiv Pecks Darstellung betrachtet, dann ist er als einbeiniger Rächer großartig und beherrscht jede Szene. Natürlich wird er von Huston auch mit tollen Szenen versorgt. Er wirkt charismatisch, innerlich zerrissen, getrieben von destruktiven Mächten und kann die Besessenheit dieses Mannes glaubwürdig verkörpern. Darüberhinaus sind auch die guten Darstellungen von Leo Genn, Richard Basehart und des Österreichers Friedrich von Ledebur erwähenswert. Nicht zu vergessen der imposante Kurzauftritt von Orson Welles. "Moby Dick" ist auch heute noch ein mitreissender Abenteuerfilm mit Tiefgang. Er zeigt den Walfang mit den Augen der Menschen von damals, aber der Zuschauer von Heute erkennt darin durch die Jagd auf diese imposanten Geschöpfe, den ganzen menschlichen Wahnsinn, der hinter der Jagd steckt. Für den weißen Wal wurden insgesamt drei mehr als dreißig Meter lange Attrappen angefertigt, die aus Stahlskeletten mit Kunststoffhaut bestanden. Eine Attrappe ging unter, bei einer zweiten rissen die Schleppleinen, weshalb für geraume Zeit nach dem Verlust davon die Rede war, ein weißer Geisterwal treibe im Atlantik herum.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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