Regie: John Huston
Die erste Schlacht....
Leider liegt John Hustons 1951 gedrehter Kriegsfilm "Die rote
Tapferkeitsmedaille" nur noch in einer verstümmelten Version von 69
Minuten vor. Damit teilt er das gleiche Schicksal wie die Meisterwerke
"Der Glanz des Hauses Amberson" von Orson Welles oder "Sierra Charriba"
von Sam Peckinpah, die aber auch trotz starker Kürzungen dennoch
anerkannte Meisterwerke der Filmgeschichte wurden. Dies trifft auf "Die
rote Tapferkeitsmedaille" leider nur bedingt zu, denn man musste
Kommentare aus dem Off zuhilfe nehmen, um nach den vielen
Schnittänderungen den Zusammenhang wieder herzustellen. Dennoch lohnt
sich ein Blick auf Hustons Nachfolgefilm von "Asphalt Dschungel".
Der Romanklassiker von Stephen Crane "The Red Badge of Courage"
erzählt die Geschichte des jungen Henry Fleming, der in den
Sezessionskrieg zeiht und als tapferer Mann zurückkehrte.
Die Hauptrolle erhielt der 25jährige Audie Murphy, der
höchstdekorierte US-Soldat im 2. Weltkrieg - trotz seines extrem jungen
Alters. Er wollte bereits als 16jähriger nach dem Angriff auf Pearl
Harbor in die Armee, doch er wurde wegen seines Alters abgelehnt. Er
ließ sich jedoch nicht entmutigen, fälsche seinen Pass und seine
Heldentaten im Krieg begannen. Murphy erhielt jede militärischen
Auszeichnung, die die USA vergeben kann und war Träger von insgesamt 33
Auszeichnungen und Medaillen, darunter natürlich befand sich auch die
"Medal of Honor".
Somit war der spätere B-Westernheld Audie Murphy die Idealbesetzung
für John Huston. "Dir rote Tapferkeitsmedaille" spielt aber im Krieg
zwischen den Nord- und Südstaaten und beginnt am Vorabend der Schlacht
von Chancellorsville, die am 1. bis 4. Mai unweit der Kleinstadt
Fredericksburg in Virginia stattfand.
Das Potomac Regiment steht kurz vor der entscheidenden Schlacht.
Der junge Soldat Henry Fleming (Audie Murphy) spielt zwar äusserlich den
Coolen, bleibt aber ruhig und spielt nicht so sehr wie seine anderen
Kameraden den unerschrockenen Helden - innerlich hat der junge Mann
Angst vor seinen ersten echten Einsatz. Nur nicht türmen, obwohl ihm
auch dieser Gedanke kommt. Noch herrscht Ruhe im Lager, er unterhält
sich mit dem etwa gleichaltrigen Tom (Bill Mauldin), der etwas ältere
Soldat (Andy Devine) sieht die Sache schon eher realistischer. Während
der Nachtwache nimmt ein Südstaatler mit ihm Kontakt auf, indem er Henry
zuruft und und ihm empfielt in Deckung zu gehen, denn er könnte ihn in
jeder Sekunde abschießen. Er bedankt sich und kommt ins Grübeln. Bei den
ersten Kampfhandlungen setzen Explosionen ein, der Feindbeschuß ist
groß und die kommen immer näher. In Panik läuft er orientierungslos
davon - sieht seine Kameraden, die verwundet wurden und schämt sich als
Deserteur. Doch er bekommt eine zweite Chance. Er reiht sich unter einer
Reihe von verwundeten Soldaten ein, dort ist auch sein Kamerad Jim
Conklin (John Dierkes), der vor seinen Augen stirbt. Ein anderer Soldat
(Royal Dano) fragt ihn, wo er verwundet wurde. Im Chaos dieser Momente
trägt Henry tatsächlich an diesem Tag noch eine Verletzung davon, damit
kann er wieder zurück zu seiner Einheit laufen, ohne als Feigling und
Deserteur dazustehen. Am anderen Tag reißt er allen Mut zusammen und es
gelingt ihm sogar mit der Flagge in der Hand seine Kameraden in einen
siegreichen Angriff zu führen. Später wird er vom General
ausgezeichnet...
Die MGM wollte keine kritischen Kriegsfilm, sondern einen
Kassenhit, der den Mut der Soldaten unterstreicht. Deshalb wurden viele
kritische Töne einfach entschärft. Da Huston bereits zu sehr mit den
Vorbereitungen zu "African Queen" beschäftigt war, hielt er sich nicht
lange mit seinem Protest auf wegen der gekürzten 20 Minuten. Immerhin
blieb "Die rote Tapferkeitsmedaille" ein kleiner Klassiker und
vielleicht hätten 20 Minuten mehr den Kriegsfilm zu einem Meisterwerk
seines Genres gemacht. Vor allem Audie Murphy überzeugt in diesem Film
mit einer sehr einfühlsamen Darstellung des Helden im Zwiespalt - am
Vortag desertiert, einen Tag später zu einer Heldentat fähig. Die
bildäästhetik von Kameramann Robert Rossson (Wizard of Oz, Duell in der
Sonne, El Dorado, Singin in the Rain) orientierte sich dabei an Mathew
Bradys Photos aus dem Bürgerkrieg.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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