Regie: Henri Georges Clouzot
Ein Fall für Inspektor Antoine
Während der Besatzung Frankreichs drehte Henri-Georges Clouzot sein
frühes Meisterwerk "Der Rabe" - dies führte dazu, dass der Regisseur
nach Ende des 2. Weltkriegs mit einem Berufsverbot belegt wurde. Ihm
wurde zu enge Zusammenarbeit mit dem Feind unterstellt. Nach 2 Jahren
wurde dieses lebenslang verhängte Verbot aufgelöst und so konnte Clouzot
1947 einen weiteren sehr interessanten französischen Film Noir
realisieren. "Quai des Orfevres" bekam den deutschen Titel "Unter
falschem Verdacht" und spielt im Theatermilieu. Er wurde 1947 ein
riesiger kassenhit im Heimatland, der 5,5 Millionen Zuschauer in die
Kinos zog.
Clouzot schrieb auch das Drehbuch, dass auf den Roman "Legitime
defense" von Stanislas-Andre Steeman basierte. Die Atmosphäre kann man
auch als etwas morbid bezeichnen, daher sind Ähnlichkeiten mit "Der
Rabe" sehr schnell erkennbar.
Es gibt auch einen interessanten Einblick in die Polizeiarbeit
dieser Jahre, die wird von Clouzot sehr ungeschminkt geschildert - die
Männer vom Polizeipräsidium in Paris, das am Quai des Orfebres liegt,
sind knallhart und ihre Methoden sind aus heutiger Sicht extrem
gewalttätig. Auch Inspektor Antoine (Louis Jouvert), der im Laufe der
Geschichte mit dem Mordfall Brignon betraut wird, agiert bei den
Verdächtigen mit harten Bandagen. Doch privat ist der Kriminalbeamte
viel weicher, er kümmert sich rührend um seinen dunkelhäutigen
Adoptivsohn.
Doch bevor er die Szene betritt, beginnt Clouzots Film im
Theatermilieu und der Zuschauer lernt die eher unfreiwillige Femme
Fatale Jenny Lamour (Suzy Delair) kennen, die eigentlich Marguerite
Martineau geborene Chauffunier heißt und mit dem eher stillen und
sanftmütigen Pianisten Maurice (Bernard Blier) verheiratet ist. Maurice
hat aber eine große Schwäche: Er ist irre eifersüchtig und spricht damit
seiner treuen Frau oft das Misstrauen aus, weil er glaubt, dass sie ihn
betrügen könnte. Die beiden leben aber ansonsten ganz glücklich in
Paris. Ganz nah bei der Fotografin Dora Monnier (Simone Renant) , die
Maurice seit ihrer Kindheit kennt und auch jetzt eine gute Freundin des
Ehepaars ist. Ganz heimlich hat sie aber auch Gefühle für Maurice, doch
lässt sich nichts anmerken. Oder vielleicht sogar eher für Maurices Frau
Jenny. Aber wer weiß das schon. Die Dialoge mussten ja damals allesamt
durch die strenge Zensur.
Immer wieder lässt sich auch der reiche bucklige Machtmensch
Brignont (Charles Dullin) in Doras Atelier sehen. Und immer begleitet
von ganz jungen Mädchen, die sich prostituieren. Er verlangt von den
jungen Frauen, dass sie sich nackt ablichten lassen. Und sicherlich auch
mehr...er hat einen zweifelhaften Ruf, aber er hat auch großen Einfluss
im Filmgeschäft. Auch Jenny, die Karriere machen will, kennt Brignon
und erhofft sich von ihm ein Engagement beim Film, weil man dort viel
mehr verdienen kann als beim Theater. Da sie weiß wie eifersüchtig
Maurice werden kann, verheimlicht sie das Rendezvous mit Brignon. Doch
Maurice bekommt Wind davon und macht Brignon und seiner Frau im
Restaurant eine wütende Szene und droht damit ihm beim nächsten Mal
umzubringen. Jenny ist aber unverbesserlich und will sich ein weiteres
Mal mit Brignon treffen. Wieder bekommt Maurice Wind davon und er fährt
mit dem Auto zu Brignons Haus. Dort angekommen findet er dessen
Leiche...
Und es wird nicht einfach sein, diesen verzwickten Mordfall zu
klären. Denn es passieren einige unvorhergesehene Dinge. So wird
beispielsweise in der gleichen Nacht auch noch Maurices Auto gestohlen.
Der Inspektor lässt aber nicht locker, er will den Fall so schnell wie
möglich aufklären. Sehr schnell macht er Maurice auch als
Hauptverdächtigen aus. Clouzot führt darüberhinaus den Zuschauer ins
nächtliche Paris der Varietes und der Nachtclubs. Es herrscht reges
Leben in der Metropole und in der Nacht treffen sich im Mileu die
Sänger, Artisten, Musiker und auch einige kriminelle Elemente. Leider
ist "Auf falschem Verdacht" trotz seiner damaligen Popularität heute
weitestgehend in Vergessenheit geraten. Das liegt sicherlich daran, dass
er auch vom Fernsehen vernachlässigt wurde. Er ist zwar nicht ganz so
stark wie "Der Rabe", aber erweist sich durch seine klasse Machart
dennoch als ausgezeichneter Genrebeitrag, der es verdient hat heute
wieder neu entdeckt zu werden.Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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