Montag, 18. Juni 2018

Es geschah morgen

























Regie: Rene Clair

Ein Geist verteilt die Zeitung von morgen...

Rene Clair, einer der großen französischen Filmregisseure der 30er Jahre, drehte in Hollywood in den Jahrn 1940 bis 1945 insgesamt vier Filme: "Die Abenteurerin" (1940), "Meine Frau, die Hexe" (1942), "Es geschah morgen" (1944) und zuletzt die Agatha Christie Verfilmung "Das letzte Wochenende" (1945).
Mit "Es geschah morgen" lieferte er einen Beitrag im Genre des Film-Märchens ab, das in den 40er Jahren auch eine große Beliebtheit hatte. Man erinnert sich an "Jede Frau braucht einen Engel" (Henry Koster, 1947), "Ist das Leben nicht schön ? " (Frank Capra, 1946), "Ein himmlischer Sünder" (Ernst Lubitsch, 1943), "Der Geist und Mrs. Muir" (Joseph L. Mankiewicz oder "Urlaub vom Himmel" (Alexander Hall, 1941).
"Es geschah morgen" wird auch alternativ "Was morgen geschah" genannt und ist sowohl sehr romantisch geprägt als auch federleicht. Kritiker bescheinigten dem Film beim Kinostart eine Perfektion wie ein rhythmisches Ballett, alle Zahnräder der Geschichten würden wie von alleine perfekt ineinandergreifen und alles würde mit Klarheit und Einfachheit bestens funktionieren. Tatsächlich ist das die Stärke, die Geschichte selbst hätte man auch durchaus düster und ernst gestalten können, doch Clair als Spezialist der leichten Komödie hat sich auf seine Stärke besonnen. Bei der Oscarverleihung gabs zwei Nominierungen zum Verzeichnen: Bester von Jack Whitney und beste Musik von Robert Stolz.
Wenn man beim Vergleich mit Capras "Ist das Leben nicht schön ?" bleibt und an den Engel Clarence denkt, der dort seine Flügel verdienen muss, dann ist der alte Pop Benson, gespielt von John Phliliber, sein filmischer Verwandter. Der ist zwar kein Engel, aber ein Verstorbener - nur weiß dies unser Held des Films nicht, er denkt er redet mit dem lebenden Pop, doch in Wirklichkeit ist es dessen Geist und der steckt unserem Newspaper man Lawrence Stevens (Dick Powell) die morgige Ausgabe der Evening Post, sozusagen als geheimnisvoller Gruß aus der Zukunft - dort in dieser morgigen Ausgabe stehen Ereignisse, die erst noch passieren. Denn heute ist heute und nicht morgen.
Diese wundersame Geschichte ist eingebettet in die goldene Hochzeit von Laurence und Sylvia (Linda Darnell). Endlich will Laurence "seine Geschichte" auch den Gästen erzählen, doch Sylvia gibt ihm den guten Rat es bleiben zu lassen. "Es wird Dir sowieso niemand glauben", doch dem neugierig gewordenen Zuschauer werden die Ereignisse vor 50 Jahren in einer Rückblende seriviert.
Damals, kurz bevor das 20. Jahrhundert begann, äussert Laurence, den alle nur Larry nennen, den Wunsch, dass er 10 Jahre seines lebens geben würde, wenn er heute schon die Nachrichten von Morgen kennen würde. Auch wäre er neugierig zu wissen, wie lange er lebt. Dieser Wunsch wird dann tatsächich erfüllt - in der Gestalt des alten Zeitungsmenschen Pop, der das Archiv der Evening Post verwaltet. Der steckt Larry jeden Tag die Zeitung von Morgen zu. Dies führt zu ganz verschiedenen Dynamiken. Larry kann über die besten Storys berichten, denn er weiß, wann am folgenden Tag die Kassen des Theaters geraubt werden sollen und natürlich kennt er auch die Ergebnisse vom Pferderennen des folgenden Tages. Zufällig gastiert auch der Wahrsager Oscar Gigolini (Jack Oakie) in der Stadt, der hat eine sehr schöne Tochter Sylvia (Linda Darnell). Eine Frau, die 50 Jahre später mit Larry ihre goldene Hochzeit feiert...



Wie jeder Clair Film hat auch seine märchenhafte Hollywood Stippvisite sehr viel Charme und es sind 85 kurzweilige Minuten, die der Zuschauer mit diesem Klassiker aus den 40er Jahren präsentiert bekommt. Kameramann war der legendäre deutsche Eugen Schüfftan, der in den 20er Jahren viel mit Fritz Lang zusammenarbeitete.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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