Regie: Rene Clair
Ein Geist verteilt die Zeitung von morgen...
Rene Clair, einer der großen französischen Filmregisseure der 30er
Jahre, drehte in Hollywood in den Jahrn 1940 bis 1945 insgesamt vier
Filme: "Die Abenteurerin" (1940), "Meine Frau, die Hexe" (1942), "Es
geschah morgen" (1944) und zuletzt die Agatha Christie Verfilmung "Das
letzte Wochenende" (1945).
Mit "Es geschah morgen" lieferte er einen Beitrag im Genre des
Film-Märchens ab, das in den 40er Jahren auch eine große Beliebtheit
hatte. Man erinnert sich an "Jede Frau braucht einen Engel" (Henry
Koster, 1947), "Ist das Leben nicht schön ? " (Frank Capra, 1946), "Ein
himmlischer Sünder" (Ernst Lubitsch, 1943), "Der Geist und Mrs. Muir"
(Joseph L. Mankiewicz oder "Urlaub vom Himmel" (Alexander Hall, 1941).
"Es geschah morgen" wird auch alternativ "Was morgen geschah"
genannt und ist sowohl sehr romantisch geprägt als auch federleicht.
Kritiker bescheinigten dem Film beim Kinostart eine Perfektion wie ein
rhythmisches Ballett, alle Zahnräder der Geschichten würden wie von
alleine perfekt ineinandergreifen und alles würde mit Klarheit und
Einfachheit bestens funktionieren. Tatsächlich ist das die Stärke, die
Geschichte selbst hätte man auch durchaus düster und ernst gestalten
können, doch Clair als Spezialist der leichten Komödie hat sich auf
seine Stärke besonnen. Bei der Oscarverleihung gabs zwei Nominierungen
zum Verzeichnen: Bester von Jack Whitney und beste Musik von Robert
Stolz.
Wenn man beim Vergleich mit Capras "Ist das Leben nicht schön ?"
bleibt und an den Engel Clarence denkt, der dort seine Flügel verdienen
muss, dann ist der alte Pop Benson, gespielt von John Phliliber, sein
filmischer Verwandter. Der ist zwar kein Engel, aber ein Verstorbener -
nur weiß dies unser Held des Films nicht, er denkt er redet mit dem
lebenden Pop, doch in Wirklichkeit ist es dessen Geist und der steckt
unserem Newspaper man Lawrence Stevens (Dick Powell) die morgige Ausgabe
der Evening Post, sozusagen als geheimnisvoller Gruß aus der Zukunft -
dort in dieser morgigen Ausgabe stehen Ereignisse, die erst noch
passieren. Denn heute ist heute und nicht morgen.
Diese wundersame Geschichte ist eingebettet in die goldene Hochzeit
von Laurence und Sylvia (Linda Darnell). Endlich will Laurence "seine
Geschichte" auch den Gästen erzählen, doch Sylvia gibt ihm den guten Rat
es bleiben zu lassen. "Es wird Dir sowieso niemand glauben", doch dem
neugierig gewordenen Zuschauer werden die Ereignisse vor 50 Jahren in
einer Rückblende seriviert.
Damals, kurz bevor das 20. Jahrhundert begann, äussert Laurence,
den alle nur Larry nennen, den Wunsch, dass er 10 Jahre seines lebens
geben würde, wenn er heute schon die Nachrichten von Morgen kennen
würde. Auch wäre er neugierig zu wissen, wie lange er lebt. Dieser
Wunsch wird dann tatsächich erfüllt - in der Gestalt des alten
Zeitungsmenschen Pop, der das Archiv der Evening Post verwaltet. Der
steckt Larry jeden Tag die Zeitung von Morgen zu. Dies führt zu ganz
verschiedenen Dynamiken. Larry kann über die besten Storys berichten,
denn er weiß, wann am folgenden Tag die Kassen des Theaters geraubt
werden sollen und natürlich kennt er auch die Ergebnisse vom
Pferderennen des folgenden Tages. Zufällig gastiert auch der Wahrsager
Oscar Gigolini (Jack Oakie) in der Stadt, der hat eine sehr schöne
Tochter Sylvia (Linda Darnell). Eine Frau, die 50 Jahre später mit Larry
ihre goldene Hochzeit feiert...
Wie jeder Clair Film hat auch seine märchenhafte Hollywood
Stippvisite sehr viel Charme und es sind 85 kurzweilige Minuten, die der
Zuschauer mit diesem Klassiker aus den 40er Jahren präsentiert bekommt.
Kameramann war der legendäre deutsche Eugen Schüfftan, der in den 20er
Jahren viel mit Fritz Lang zusammenarbeitete.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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