Regie: Otto Preminger
Schalom und Salam...
In den frühen 60er Jahren wandte sich Hollywoodregisseur Otto Preminger etliche Mal dem Monumentalfilm zu. 1960 entstand nach dem Roman von Leon Uris das zionistische Epos "Exodus", drei Jahre später präsentierte Preminger mit "Der Kardinal" einen weiteren Kinoerfolg in Cinemascope.
In diesem Jahr feiert Israel seinen 70sten Geburtstag - da sind 70
Jahre Kampf um die Existenzberechtigung, 70 Jahre Widerstand der
Palästinenser und in all diesen Jahren Friedensbemühungen auf beiden
Seiten, aber auch keinen durchschlagenden Erfolg durch die extremen
Positition auf beiden Seiten. Manche Araber fordern immer noch die
Vernichtung Israels, andererseits sind auch die Expansionsbestrebungen
rechtsextremer Kräfte in Israel immer wieder provokant bis aggressiv zu
werten, wenn es darum geht das Staatsgebiet weiter auszudehnen.
Der Roman von Leon Uris und auch der Film von Preminger machten mit
"Exodus" den Versuch die Entstehung des Staates Israels zu
rekonstruieren.
Auch wenn die arabischen Seite eher nebensächlich behandelt wird,
ist die Aussage des Films doch auf Versöhnung angelegt. Das geht schon
auf einen Dialog am Anfang des Films zurück, indem gesagt wird, dass
schon das Grußwort der Juden und der Araber sich gleich anhört: Schalom
und Salam. Auch am Ende wird die gewünschte Verbundenheit durch ein Grab
zweier Opfer auf beiden Seiten unterstrichen. Historische Ereignisse
hat Premiber mit fiktiven Handlungssträngen verbunden und mit der Liebe
zwischen der amerikanischen Krankenschwester Kitty Fremont (Eva Marie
Saint) un dem mutigen Ari Ben Canaan (Paul Newman), einem Mitglied der
Hagana, bekommt der Zuschauer in den fast 200 Minuten Laufzeit auch was
fürs Herz geboten.
Die Geschichte beginnt 1947 in Zypern, kurz nach dem 2. Weltkrieg.
In Internierungslagern sind tausende jüdische Menschen aus ganz Europa
untergebracht. Dort lernt Kitty, die seit 1 Jahr Witwe ist und mit dem
britischen General Sutherland (Ralph Richardson) befreundet ist, die
deutsch-dänische Jüdin Karen Hansen (Jill Haworth) kennen, die in
Ausschwitz ihre Familie verloren hat. Lediglich der Vater gilt als
vermisst und Karen hegt die Hoffnung, dass er inzwischen in Palästina
leben könnte. Karen hat sich mit dem wilden und ungestümen 17jährigen
Dov Landau (Sal Mineo) angefreundet, der Ausschwitz überlebt hat, weil
er Teil eines Sonderkommandos im KZ war. In einer wahnwitzigen Aktion
und der Hilfe des Zyprioten Mandria (Hugh Griffith) bringt er seine
Landsleute an Bord des Schiffes "Exodus" mit dem Ziel Paästina.
In letzter Sekunde blockieren die Briten, dass das Schiff auslaufen
kann. Doch mit der Drohung von Hungerstreik und das Schiff lieber mit
dynamit in die Luft zu sprengen, geben die Briten bald klein bei und mit
der weiß-blauen Flagge mit dem Davidsstern darf das Schiff dann doch in
die hoffentlich neue Heimat reisen.
In Palästina selbst wird der Zuschauer Zeuge der Terroranschläge
der Irgun, einer der Führer der Terroristen ist Aris Onkel Akiva (David
Opatoshu), der von seinem Bruder, Aris Vater (Lee J. Cobb) aus der
Familie verstoßen wurde. Aris Vater Barak (Lee J. Cobb) ist ein Mann des
Friedens und war der beste Freund des arabischen Muchtars in der
Gegend. Dessen Dorf Abu Jesha und Baraks Kibbuz in Gan Daffna lebten in
Frieden. Auch Taha (John Derek), der Sohn des Muchtars ist voller
Hoffnung, dass es gemeinsames Leben von Juden und Arabern möglich ist.
Doch es kommt anders. Als am 29. November 1947 der UN-Teilungsplan für
Palästina von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen
und verkündet wird, bricht in Gan Dafna Jubel aus, wird aber die
militanten Kräfte der Araber zum Kampf provozieren.
Der Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini befielt
gemeinsam mit dem früheren SS-Offizier von Storch (Marius Goring) Gan
Dafna anzugreifen. Am Ende müssen Opfer auf beiden Seiten beklagt
werden...
Natürlich vereinfacht der Film sehr vieles, aber es ist erkennbar,
dass die extremen Kräfte auf beiden seiten schon langsam an Macht
gewinnen. In den USA wird dem Film - auch heute noch - eine hohe
Bedeutung in der Wahrnehmung des Nahostkonfliktes (zugunsten Israels)
beigemessen. Für mich ist "Exodus" ein guter Beitrag zum inzwischen
wieder verstärkten Konfikt in Nahen Osten, man kann ihn aber kritisch
und dennoch neutral betrachten. Auch wenn die zahlreichen
Vereinfachungen historischer Zusammenhänge auffallen - die Message des
Miteinanders kommt gut und darüberhinaus hat Kameramann Sam Leavitt
(Oscar-Nominierung) das heilige Land optisch klasse eingefangen. Der
Soundtrack von Ernest Gold wurde weltberühmt, mit dem Oscar
ausgezeichnet und den besten Auftritt im Film darf Sal Mineo als Dav
Landau für sich verbuchen . Dafür gabs auch eine Oscar-Nominierung -
doch er unterlag Peter Ustinov in "Spartacus".
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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